Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.buntes Kätzchen, das sprach 'Hans, wo willst du hin?' 'Ach, du kannst mir doch nicht helfen.' 'Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,' sprach das Kätzchen, 'du willst einen hübschen Gaul haben; komm mit mir, und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner als du dein Lebtag einen gesehen hast.' Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen: er mußte ihr dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kätzchen. Einmal sagte es zu ihm 'geh hin und mähe meine Wiese, und mach das Gras trocken,' und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da gieng Hans hin und that was ihm geheißen war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus, und fragte ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. 'Nein,' sagte die Katze, 'du sollst mir erst noch einerlei thun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was nöthig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Häuschen.' Da baute Hans das Häuschen fertig, und sagte, er hätte nun alles gethan, und hätte noch kein Pferd; die sieben Jahre aber waren ihm herumgegangen wie ein halbes. Fragte die Katze ob er ihre Pferde sehen wollte? 'Ja,' sagte Hans. Da machte sie ihm das Häuschen auf, und weil sie die Thüre so aufmacht, da stehen buntes Kaͤtzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kaͤtzchen, ‘du willst einen huͤbschen Gaul haben; komm mit mir, und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schoͤner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwuͤnschtes Schloͤßchen: er mußte ihr dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Saͤge von Silber, und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kaͤtzchen. Einmal sagte es zu ihm ‘geh hin und maͤhe meine Wiese, und mach das Gras trocken,’ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da gieng Hans hin und that was ihm geheißen war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus, und fragte ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. ‘Nein,’ sagte die Katze, ‘du sollst mir erst noch einerlei thun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was noͤthig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Haͤuschen.’ Da baute Hans das Haͤuschen fertig, und sagte, er haͤtte nun alles gethan, und haͤtte noch kein Pferd; die sieben Jahre aber waren ihm herumgegangen wie ein halbes. Fragte die Katze ob er ihre Pferde sehen wollte? ‘Ja,’ sagte Hans. Da machte sie ihm das Haͤuschen auf, und weil sie die Thuͤre so aufmacht, da stehen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="113"/> buntes Kaͤtzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kaͤtzchen, ‘du willst einen huͤbschen Gaul haben; komm mit mir, und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schoͤner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwuͤnschtes Schloͤßchen: er mußte ihr dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Saͤge von Silber, und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kaͤtzchen. Einmal sagte es zu ihm ‘geh hin und maͤhe meine Wiese, und mach das Gras trocken,’ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da gieng Hans hin und that was ihm geheißen war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus, und fragte ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. ‘Nein,’ sagte die Katze, ‘du sollst mir erst noch einerlei thun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was noͤthig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Haͤuschen.’ Da baute Hans das Haͤuschen fertig, und sagte, er haͤtte nun alles gethan, und haͤtte noch kein Pferd; die sieben Jahre aber waren ihm herumgegangen wie ein halbes. Fragte die Katze ob er ihre Pferde sehen wollte? ‘Ja,’ sagte Hans. Da machte sie ihm das Haͤuschen auf, und weil sie die Thuͤre so aufmacht, da stehen </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0129]
buntes Kaͤtzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kaͤtzchen, ‘du willst einen huͤbschen Gaul haben; komm mit mir, und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schoͤner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwuͤnschtes Schloͤßchen: er mußte ihr dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Saͤge von Silber, und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als das bunte Kaͤtzchen. Einmal sagte es zu ihm ‘geh hin und maͤhe meine Wiese, und mach das Gras trocken,’ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da gieng Hans hin und that was ihm geheißen war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus, und fragte ob es ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. ‘Nein,’ sagte die Katze, ‘du sollst mir erst noch einerlei thun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was noͤthig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Haͤuschen.’ Da baute Hans das Haͤuschen fertig, und sagte, er haͤtte nun alles gethan, und haͤtte noch kein Pferd; die sieben Jahre aber waren ihm herumgegangen wie ein halbes. Fragte die Katze ob er ihre Pferde sehen wollte? ‘Ja,’ sagte Hans. Da machte sie ihm das Haͤuschen auf, und weil sie die Thuͤre so aufmacht, da stehen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |