Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.drei schneidenden Schwerter, da stellte sie sich auf ihr Pflugrad, und rollte hinüber. Endlich kam sie vor ein großes Wasser, und wie sie übergefahren war, in ein großes schönes Schloß. Sie gieng hinein, und hielt um einen Dienst an, sie wär eine arme Magd, und wollte sich gerne vermiethen; sie wußte aber, daß der Königssohn drinne war, den sie erlöst hatte aus dem eisernen Ofen im großen Wald. Also ward sie angenommen zum Küchenmädchen für geringen Lohn. Nun hatte der Königssohn schon wieder eine andere an der Seite, die wollte er heirathen, denn er dachte sie wäre längst gestorben. Abends nun, wie sie aufgewaschen hatte und fertig war, fühlte sie in ihre Tasche, und fand die drei Nüsse, welche ihr die alte Jtsche gegeben hatte. Biß eine auf, und wollte den Kern essen, siehe, da war ein stolzes königliches Kleid drin. Wies nun die Braut hörte, kam sie und hielt um das Kleid an, und wollte es kaufen, 'es wäre kein Kleid für eine Dienstmagd.' Da sprach sie, ja sie wollts nicht verkaufen, doch wann sie ihr einerlei (ein Ding) wollte erlauben, so sollte sies haben, nämlich eine Nacht in der Kammer ihres Bräutigams zu schlafen. Die Braut erlaubt es ihr, weil das Kleid so schön war, und sie noch keins so hatte. Wies nun Abend war, sagte sie zu ihrem Bräutigam 'das närrische Mädchen will in deiner Kammer schlafen.' 'Wenn dus zufrieden bist, bin ichs auch' sprach er. Sie gab aber dem Mann ein Glas Wein, in das sie einen Schlaftrunk gethan hatte. Also giengen beide in die Kammer schlafen, und er schlief so fest, daß sie ihn nicht erwecken konnte. Sie weinte aber die ganze Nacht und rief 'ich habe dich erlöst drei schneidenden Schwerter, da stellte sie sich auf ihr Pflugrad, und rollte hinuͤber. Endlich kam sie vor ein großes Wasser, und wie sie uͤbergefahren war, in ein großes schoͤnes Schloß. Sie gieng hinein, und hielt um einen Dienst an, sie waͤr eine arme Magd, und wollte sich gerne vermiethen; sie wußte aber, daß der Koͤnigssohn drinne war, den sie erloͤst hatte aus dem eisernen Ofen im großen Wald. Also ward sie angenommen zum Kuͤchenmaͤdchen fuͤr geringen Lohn. Nun hatte der Koͤnigssohn schon wieder eine andere an der Seite, die wollte er heirathen, denn er dachte sie waͤre laͤngst gestorben. Abends nun, wie sie aufgewaschen hatte und fertig war, fuͤhlte sie in ihre Tasche, und fand die drei Nuͤsse, welche ihr die alte Jtsche gegeben hatte. Biß eine auf, und wollte den Kern essen, siehe, da war ein stolzes koͤnigliches Kleid drin. Wies nun die Braut hoͤrte, kam sie und hielt um das Kleid an, und wollte es kaufen, ‘es waͤre kein Kleid fuͤr eine Dienstmagd.’ Da sprach sie, ja sie wollts nicht verkaufen, doch wann sie ihr einerlei (ein Ding) wollte erlauben, so sollte sies haben, naͤmlich eine Nacht in der Kammer ihres Braͤutigams zu schlafen. Die Braut erlaubt es ihr, weil das Kleid so schoͤn war, und sie noch keins so hatte. Wies nun Abend war, sagte sie zu ihrem Braͤutigam ‘das naͤrrische Maͤdchen will in deiner Kammer schlafen.’ ‘Wenn dus zufrieden bist, bin ichs auch’ sprach er. Sie gab aber dem Mann ein Glas Wein, in das sie einen Schlaftrunk gethan hatte. Also giengen beide in die Kammer schlafen, und er schlief so fest, daß sie ihn nicht erwecken konnte. Sie weinte aber die ganze Nacht und rief ‘ich habe dich erloͤst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0237" n="221"/> drei schneidenden Schwerter, da stellte sie sich auf ihr Pflugrad, und rollte hinuͤber. Endlich kam sie vor ein großes Wasser, und wie sie uͤbergefahren war, in ein großes schoͤnes Schloß. Sie gieng hinein, und hielt um einen Dienst an, sie waͤr eine arme Magd, und wollte sich gerne vermiethen; sie wußte aber, daß der Koͤnigssohn drinne war, den sie erloͤst hatte aus dem eisernen Ofen im großen Wald. Also ward sie angenommen zum Kuͤchenmaͤdchen fuͤr geringen Lohn. Nun hatte der Koͤnigssohn schon wieder eine andere an der Seite, die wollte er heirathen, denn er dachte sie waͤre laͤngst gestorben. Abends nun, wie sie aufgewaschen hatte und fertig war, fuͤhlte sie in ihre Tasche, und fand die drei Nuͤsse, welche ihr die alte Jtsche gegeben hatte. Biß eine auf, und wollte den Kern essen, siehe, da war ein stolzes koͤnigliches Kleid drin. Wies nun die Braut hoͤrte, kam sie und hielt um das Kleid an, und wollte es kaufen, ‘es waͤre kein Kleid fuͤr eine Dienstmagd.’ Da sprach sie, ja sie wollts nicht verkaufen, doch wann sie ihr einerlei (ein Ding) wollte erlauben, so sollte sies haben, naͤmlich eine Nacht in der Kammer ihres Braͤutigams zu schlafen. Die Braut erlaubt es ihr, weil das Kleid so schoͤn war, und sie noch keins so hatte. Wies nun Abend war, sagte sie zu ihrem Braͤutigam ‘das naͤrrische Maͤdchen will in deiner Kammer schlafen.’ ‘Wenn dus zufrieden bist, bin ichs auch’ sprach er. Sie gab aber dem Mann ein Glas Wein, in das sie einen Schlaftrunk gethan hatte. Also giengen beide in die Kammer schlafen, und er schlief so fest, daß sie ihn nicht erwecken konnte. Sie weinte aber die ganze Nacht und rief ‘ich habe dich erloͤst </p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0237]
drei schneidenden Schwerter, da stellte sie sich auf ihr Pflugrad, und rollte hinuͤber. Endlich kam sie vor ein großes Wasser, und wie sie uͤbergefahren war, in ein großes schoͤnes Schloß. Sie gieng hinein, und hielt um einen Dienst an, sie waͤr eine arme Magd, und wollte sich gerne vermiethen; sie wußte aber, daß der Koͤnigssohn drinne war, den sie erloͤst hatte aus dem eisernen Ofen im großen Wald. Also ward sie angenommen zum Kuͤchenmaͤdchen fuͤr geringen Lohn. Nun hatte der Koͤnigssohn schon wieder eine andere an der Seite, die wollte er heirathen, denn er dachte sie waͤre laͤngst gestorben. Abends nun, wie sie aufgewaschen hatte und fertig war, fuͤhlte sie in ihre Tasche, und fand die drei Nuͤsse, welche ihr die alte Jtsche gegeben hatte. Biß eine auf, und wollte den Kern essen, siehe, da war ein stolzes koͤnigliches Kleid drin. Wies nun die Braut hoͤrte, kam sie und hielt um das Kleid an, und wollte es kaufen, ‘es waͤre kein Kleid fuͤr eine Dienstmagd.’ Da sprach sie, ja sie wollts nicht verkaufen, doch wann sie ihr einerlei (ein Ding) wollte erlauben, so sollte sies haben, naͤmlich eine Nacht in der Kammer ihres Braͤutigams zu schlafen. Die Braut erlaubt es ihr, weil das Kleid so schoͤn war, und sie noch keins so hatte. Wies nun Abend war, sagte sie zu ihrem Braͤutigam ‘das naͤrrische Maͤdchen will in deiner Kammer schlafen.’ ‘Wenn dus zufrieden bist, bin ichs auch’ sprach er. Sie gab aber dem Mann ein Glas Wein, in das sie einen Schlaftrunk gethan hatte. Also giengen beide in die Kammer schlafen, und er schlief so fest, daß sie ihn nicht erwecken konnte. Sie weinte aber die ganze Nacht und rief ‘ich habe dich erloͤst
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/237>, abgerufen am 16.02.2025. |