Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.dort, das ist mein Vater, und nun müssen wir zwei auch daran, und ihm helfen hüten.' Dann stieg er mit ihr in ein Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die königlichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock, und ein Paar alte wollene Strümpfe, und that noch als wärs ein großes Geschenk, und sprach 'wenn nicht euer Mann wäre, hätt ichs euch gar nicht gegeben.' Da glaubte sie er wäre wirklich ein Schweinehirt, und hütete mit ihm die Herde, und dachte 'ich habe es verdient mit meinem Uebermuth und Stolz.' Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Füße waren ihr ganz wund geworden. Da kamen ein paar Leute, und fragten ob sie recht wüßte wer ihr Mann wäre. 'Ja,' antwortete sie, 'er ist ein Schweinehirt, und ist eben ausgegangen mit ein wenig Band zu handeln.' Sie sprachen aber 'kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinführen,' und brachten sie ins Schloß hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in königlichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie küßte und sprach 'ich habe so viel für dich gelitten, da hast du auch für mich leiden sollen.' Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und ders erzählt hat, wollte er wäre auch dabei gewesen. dort, das ist mein Vater, und nun muͤssen wir zwei auch daran, und ihm helfen huͤten.’ Dann stieg er mit ihr in ein Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die koͤniglichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock, und ein Paar alte wollene Struͤmpfe, und that noch als waͤrs ein großes Geschenk, und sprach ‘wenn nicht euer Mann waͤre, haͤtt ichs euch gar nicht gegeben.’ Da glaubte sie er waͤre wirklich ein Schweinehirt, und huͤtete mit ihm die Herde, und dachte ‘ich habe es verdient mit meinem Uebermuth und Stolz.’ Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Fuͤße waren ihr ganz wund geworden. Da kamen ein paar Leute, und fragten ob sie recht wuͤßte wer ihr Mann waͤre. ‘Ja,’ antwortete sie, ‘er ist ein Schweinehirt, und ist eben ausgegangen mit ein wenig Band zu handeln.’ Sie sprachen aber ‘kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinfuͤhren,’ und brachten sie ins Schloß hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in koͤniglichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie kuͤßte und sprach ‘ich habe so viel fuͤr dich gelitten, da hast du auch fuͤr mich leiden sollen.’ Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und ders erzaͤhlt hat, wollte er waͤre auch dabei gewesen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0277" n="261"/> dort, das ist mein Vater, und nun muͤssen wir zwei auch daran, und ihm helfen huͤten.’ Dann stieg er mit ihr in ein Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die koͤniglichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock, und ein Paar alte wollene Struͤmpfe, und that noch als waͤrs ein großes Geschenk, und sprach ‘wenn nicht euer Mann waͤre, haͤtt ichs euch gar nicht gegeben.’ Da glaubte sie er waͤre wirklich ein Schweinehirt, und huͤtete mit ihm die Herde, und dachte ‘ich habe es verdient mit meinem Uebermuth und Stolz.’ Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Fuͤße waren ihr ganz wund geworden. Da kamen ein paar Leute, und fragten ob sie recht wuͤßte wer ihr Mann waͤre. ‘Ja,’ antwortete sie, ‘er ist ein Schweinehirt, und ist eben ausgegangen mit ein wenig Band zu handeln.’ Sie sprachen aber ‘kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinfuͤhren,’ und brachten sie ins Schloß hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in koͤniglichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie kuͤßte und sprach ‘ich habe so viel fuͤr dich gelitten, da hast du auch fuͤr mich leiden sollen.’ Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und ders erzaͤhlt hat, wollte er waͤre auch dabei gewesen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [261/0277]
dort, das ist mein Vater, und nun muͤssen wir zwei auch daran, und ihm helfen huͤten.’ Dann stieg er mit ihr in ein Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die koͤniglichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock, und ein Paar alte wollene Struͤmpfe, und that noch als waͤrs ein großes Geschenk, und sprach ‘wenn nicht euer Mann waͤre, haͤtt ichs euch gar nicht gegeben.’ Da glaubte sie er waͤre wirklich ein Schweinehirt, und huͤtete mit ihm die Herde, und dachte ‘ich habe es verdient mit meinem Uebermuth und Stolz.’ Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Fuͤße waren ihr ganz wund geworden. Da kamen ein paar Leute, und fragten ob sie recht wuͤßte wer ihr Mann waͤre. ‘Ja,’ antwortete sie, ‘er ist ein Schweinehirt, und ist eben ausgegangen mit ein wenig Band zu handeln.’ Sie sprachen aber ‘kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinfuͤhren,’ und brachten sie ins Schloß hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in koͤniglichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie kuͤßte und sprach ‘ich habe so viel fuͤr dich gelitten, da hast du auch fuͤr mich leiden sollen.’ Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und ders erzaͤhlt hat, wollte er waͤre auch dabei gewesen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |