Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.157. Der Sperling und seine vier Kinder. Ein Sperling hatte vier Junge in einem Schwalbennest; wie sie nun flück sind, stoßen böse Buben das Nest ein, sie kommen aber alle glücklich in Windbraus davon. Nun ist dem Alten leid, weil seine Söhne in die Welt kommen, daß er sie nicht vor allerlei Gefahr erst verwarnet, und ihnen gute Lehren fürgesagt habe. Aufn Herbst kommen in einem Weizenacker viel Sperlinge zusammen, allda trifft der Alte seine vier Jungen an, die führ er voll Freuden mit sich heim. 'Ach, meine lieben Söhne, was habt ihr mir den Sommer über Sorge gemacht, dieweil ihr ohne meine Lehre in Winde kamet; höret meine Worte, und folget eurem Vater, und sehet euch wohl vor; kleine Vöglein haben große Gefährlichkeit auszustehn!' Darauf fraget er den ältern wo er sich den Sommer über aufgehalten, und wie er sich ernährt hätte. 'Jch habe mich in den Gärten gehalten, Räuplein und Würmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden.' 'Ach, mein Sohn,' sagte der Vater, 'die Schnabelweid ist nicht bös, aber es ist große Gefahr dabei, darum habe fortan deiner wohl Acht, und sonderlich wenn Leut in Gärten umher gehn, die lange grüne Stangen tragen, die inwendig hohl sind, und oben ein Löchlein haben.' 157. Der Sperling und seine vier Kinder. Ein Sperling hatte vier Junge in einem Schwalbennest; wie sie nun fluͤck sind, stoßen boͤse Buben das Nest ein, sie kommen aber alle gluͤcklich in Windbraus davon. Nun ist dem Alten leid, weil seine Soͤhne in die Welt kommen, daß er sie nicht vor allerlei Gefahr erst verwarnet, und ihnen gute Lehren fuͤrgesagt habe. Aufn Herbst kommen in einem Weizenacker viel Sperlinge zusammen, allda trifft der Alte seine vier Jungen an, die fuͤhr er voll Freuden mit sich heim. ‘Ach, meine lieben Soͤhne, was habt ihr mir den Sommer uͤber Sorge gemacht, dieweil ihr ohne meine Lehre in Winde kamet; hoͤret meine Worte, und folget eurem Vater, und sehet euch wohl vor; kleine Voͤglein haben große Gefaͤhrlichkeit auszustehn!’ Darauf fraget er den aͤltern wo er sich den Sommer uͤber aufgehalten, und wie er sich ernaͤhrt haͤtte. ‘Jch habe mich in den Gaͤrten gehalten, Raͤuplein und Wuͤrmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden.’ ‘Ach, mein Sohn,’ sagte der Vater, ‘die Schnabelweid ist nicht boͤs, aber es ist große Gefahr dabei, darum habe fortan deiner wohl Acht, und sonderlich wenn Leut in Gaͤrten umher gehn, die lange gruͤne Stangen tragen, die inwendig hohl sind, und oben ein Loͤchlein haben.’ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0328" n="312"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">157.<lb/> Der Sperling und seine vier Kinder.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>in Sperling hatte vier Junge in einem Schwalbennest; wie sie nun fluͤck sind, stoßen boͤse Buben das Nest ein, sie kommen aber alle gluͤcklich in Windbraus davon. Nun ist dem Alten leid, weil seine Soͤhne in die Welt kommen, daß er sie nicht vor allerlei Gefahr erst verwarnet, und ihnen gute Lehren fuͤrgesagt habe.</p><lb/> <p>Aufn Herbst kommen in einem Weizenacker viel Sperlinge zusammen, allda trifft der Alte seine vier Jungen an, die fuͤhr er voll Freuden mit sich heim. ‘Ach, meine lieben Soͤhne, was habt ihr mir den Sommer uͤber Sorge gemacht, dieweil ihr ohne meine Lehre in Winde kamet; hoͤret meine Worte, und folget eurem Vater, und sehet euch wohl vor; kleine Voͤglein haben große Gefaͤhrlichkeit auszustehn!’ Darauf fraget er den aͤltern wo er sich den Sommer uͤber aufgehalten, und wie er sich ernaͤhrt haͤtte. ‘Jch habe mich in den Gaͤrten gehalten, Raͤuplein und Wuͤrmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden.’ ‘Ach, mein Sohn,’ sagte der Vater, ‘die Schnabelweid ist nicht boͤs, aber es ist große Gefahr dabei, darum habe fortan deiner wohl Acht, und sonderlich wenn Leut in Gaͤrten umher gehn, die lange gruͤne Stangen tragen, die inwendig hohl sind, und oben ein Loͤchlein haben.’ </p> </div> </body> </text> </TEI> [312/0328]
157.
Der Sperling und seine vier Kinder.
Ein Sperling hatte vier Junge in einem Schwalbennest; wie sie nun fluͤck sind, stoßen boͤse Buben das Nest ein, sie kommen aber alle gluͤcklich in Windbraus davon. Nun ist dem Alten leid, weil seine Soͤhne in die Welt kommen, daß er sie nicht vor allerlei Gefahr erst verwarnet, und ihnen gute Lehren fuͤrgesagt habe.
Aufn Herbst kommen in einem Weizenacker viel Sperlinge zusammen, allda trifft der Alte seine vier Jungen an, die fuͤhr er voll Freuden mit sich heim. ‘Ach, meine lieben Soͤhne, was habt ihr mir den Sommer uͤber Sorge gemacht, dieweil ihr ohne meine Lehre in Winde kamet; hoͤret meine Worte, und folget eurem Vater, und sehet euch wohl vor; kleine Voͤglein haben große Gefaͤhrlichkeit auszustehn!’ Darauf fraget er den aͤltern wo er sich den Sommer uͤber aufgehalten, und wie er sich ernaͤhrt haͤtte. ‘Jch habe mich in den Gaͤrten gehalten, Raͤuplein und Wuͤrmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden.’ ‘Ach, mein Sohn,’ sagte der Vater, ‘die Schnabelweid ist nicht boͤs, aber es ist große Gefahr dabei, darum habe fortan deiner wohl Acht, und sonderlich wenn Leut in Gaͤrten umher gehn, die lange gruͤne Stangen tragen, die inwendig hohl sind, und oben ein Loͤchlein haben.’
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