Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.Schläge geben lassen.' Sie nahmen darauf Korb und Seil, und giengen alle drei zu der Felsenhöhle, in welche der Zwerg geschlüpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thüre, und als er sie öffnete, saß da eine bildschöne Jungfrau, nein so schön, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr saß der Zwerg, und grinste den Hans an wie eine Meerkatze. Sie aber war mit Ketten gebunden, und blickte ihn so traurig an, daß Hans großes Mitleid empfand, und dachte du mußt sie aus der Gewalt des bösen Zwerges erlösen, und gab ihm einen Streich mit seinem Stab, daß er todt niedersank. Alsbald fielen die Ketten von der Jungfrau ab, und Hans war wie verzückt über ihre Schönheit. Sie erzählte ihm sie wäre eine Königstochter, die ein wilder Graf aus ihrer Heimath geraubt, und hier in den Felsen eingesperrt hätte, weil sie nichts von ihm hätte wissen wollen; den Zwerg aber hätte der Graf zum Wächter gegeben, und er hätte ihr Leid und Drangsal genug angethan. Drauf setzte Hans die Jungfrau in den Korb, und ließ sie hinauf ziehen. Der Korb kam wieder herab, aber Hans traute den beiden Gesellen nicht, und dachte 'sie haben sich schon falsch gezeigt, und dir nichts von dem Zwerg gesagt, wer weiß was sie gegen dich im Schild führen.' Da legte er seinen Stab in den Korb, und das war sein Glück, denn als der Korb halb in der Höhe war, ließen sie ihn fallen, und hätte Hans wirklich darin gesessen, so wäre er todt gefallen. Aber nun wußte er nicht wie er sich aus der Tiefe heraus helfen sollte, und wie er hin und her dachte, er fand keinen Schlaͤge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil, und giengen alle drei zu der Felsenhoͤhle, in welche der Zwerg geschluͤpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thuͤre, und als er sie oͤffnete, saß da eine bildschoͤne Jungfrau, nein so schoͤn, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr saß der Zwerg, und grinste den Hans an wie eine Meerkatze. Sie aber war mit Ketten gebunden, und blickte ihn so traurig an, daß Hans großes Mitleid empfand, und dachte du mußt sie aus der Gewalt des boͤsen Zwerges erloͤsen, und gab ihm einen Streich mit seinem Stab, daß er todt niedersank. Alsbald fielen die Ketten von der Jungfrau ab, und Hans war wie verzuͤckt uͤber ihre Schoͤnheit. Sie erzaͤhlte ihm sie waͤre eine Koͤnigstochter, die ein wilder Graf aus ihrer Heimath geraubt, und hier in den Felsen eingesperrt haͤtte, weil sie nichts von ihm haͤtte wissen wollen; den Zwerg aber haͤtte der Graf zum Waͤchter gegeben, und er haͤtte ihr Leid und Drangsal genug angethan. Drauf setzte Hans die Jungfrau in den Korb, und ließ sie hinauf ziehen. Der Korb kam wieder herab, aber Hans traute den beiden Gesellen nicht, und dachte ‘sie haben sich schon falsch gezeigt, und dir nichts von dem Zwerg gesagt, wer weiß was sie gegen dich im Schild fuͤhren.’ Da legte er seinen Stab in den Korb, und das war sein Gluͤck, denn als der Korb halb in der Hoͤhe war, ließen sie ihn fallen, und haͤtte Hans wirklich darin gesessen, so waͤre er todt gefallen. Aber nun wußte er nicht wie er sich aus der Tiefe heraus helfen sollte, und wie er hin und her dachte, er fand keinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0376" n="360"/> Schlaͤge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil, und giengen alle drei zu der Felsenhoͤhle, in welche der Zwerg geschluͤpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thuͤre, und als er sie oͤffnete, saß da eine bildschoͤne Jungfrau, nein so schoͤn, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr saß der Zwerg, und grinste den Hans an wie eine Meerkatze. Sie aber war mit Ketten gebunden, und blickte ihn so traurig an, daß Hans großes Mitleid empfand, und dachte du mußt sie aus der Gewalt des boͤsen Zwerges erloͤsen, und gab ihm einen Streich mit seinem Stab, daß er todt niedersank. Alsbald fielen die Ketten von der Jungfrau ab, und Hans war wie verzuͤckt uͤber ihre Schoͤnheit. Sie erzaͤhlte ihm sie waͤre eine Koͤnigstochter, die ein wilder Graf aus ihrer Heimath geraubt, und hier in den Felsen eingesperrt haͤtte, weil sie nichts von ihm haͤtte wissen wollen; den Zwerg aber haͤtte der Graf zum Waͤchter gegeben, und er haͤtte ihr Leid und Drangsal genug angethan. Drauf setzte Hans die Jungfrau in den Korb, und ließ sie hinauf ziehen. Der Korb kam wieder herab, aber Hans traute den beiden Gesellen nicht, und dachte ‘sie haben sich schon falsch gezeigt, und dir nichts von dem Zwerg gesagt, wer weiß was sie gegen dich im Schild fuͤhren.’ Da legte er seinen Stab in den Korb, und das war sein Gluͤck, denn als der Korb halb in der Hoͤhe war, ließen sie ihn fallen, und haͤtte Hans wirklich darin gesessen, so waͤre er todt gefallen. Aber nun wußte er nicht wie er sich aus der Tiefe heraus helfen sollte, und wie er hin und her dachte, er fand keinen </p> </div> </body> </text> </TEI> [360/0376]
Schlaͤge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil, und giengen alle drei zu der Felsenhoͤhle, in welche der Zwerg geschluͤpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thuͤre, und als er sie oͤffnete, saß da eine bildschoͤne Jungfrau, nein so schoͤn, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr saß der Zwerg, und grinste den Hans an wie eine Meerkatze. Sie aber war mit Ketten gebunden, und blickte ihn so traurig an, daß Hans großes Mitleid empfand, und dachte du mußt sie aus der Gewalt des boͤsen Zwerges erloͤsen, und gab ihm einen Streich mit seinem Stab, daß er todt niedersank. Alsbald fielen die Ketten von der Jungfrau ab, und Hans war wie verzuͤckt uͤber ihre Schoͤnheit. Sie erzaͤhlte ihm sie waͤre eine Koͤnigstochter, die ein wilder Graf aus ihrer Heimath geraubt, und hier in den Felsen eingesperrt haͤtte, weil sie nichts von ihm haͤtte wissen wollen; den Zwerg aber haͤtte der Graf zum Waͤchter gegeben, und er haͤtte ihr Leid und Drangsal genug angethan. Drauf setzte Hans die Jungfrau in den Korb, und ließ sie hinauf ziehen. Der Korb kam wieder herab, aber Hans traute den beiden Gesellen nicht, und dachte ‘sie haben sich schon falsch gezeigt, und dir nichts von dem Zwerg gesagt, wer weiß was sie gegen dich im Schild fuͤhren.’ Da legte er seinen Stab in den Korb, und das war sein Gluͤck, denn als der Korb halb in der Hoͤhe war, ließen sie ihn fallen, und haͤtte Hans wirklich darin gesessen, so waͤre er todt gefallen. Aber nun wußte er nicht wie er sich aus der Tiefe heraus helfen sollte, und wie er hin und her dachte, er fand keinen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |