Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abends kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm 'ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen.' Da antwortete das Kind 'iß als mit.' Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es 'nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.' Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich. Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach 'ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen,' antwortete das Mädchen 'warte, bis ich satt bin, was ich dann über lasse, das sollst du haben.' Es aß ober beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel groͤßer Stuͤck Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abends kam es in das Huͤttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen.’ Da antwortete das Kind ‘iß als mit.’ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es ‘nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.’ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thuͤre fand es ein Saͤckchen mit Geld, das war haͤndelang, und darauf stand geschrieben es waͤre fuͤr das Kind, das heute Nacht hier geschlafen haͤtte. Da nahm es das Saͤckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon fuͤr sich. Nun war die aͤlteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Kaͤse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Huͤttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen,’ antwortete das Maͤdchen ‘warte, bis ich satt bin, was ich dann uͤber lasse, das sollst du haben.’ Es aß ober beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0385" n="369"/> <p>Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel groͤßer Stuͤck Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abends kam es in das Huͤttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen.’ Da antwortete das Kind ‘iß als mit.’ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es ‘nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.’ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thuͤre fand es ein Saͤckchen mit Geld, das war haͤndelang, und darauf stand geschrieben es waͤre fuͤr das Kind, das heute Nacht hier geschlafen haͤtte. Da nahm es das Saͤckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon fuͤr sich.</p><lb/> <p>Nun war die aͤlteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Kaͤse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Huͤttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen,’ antwortete das Maͤdchen ‘warte, bis ich satt bin, was ich dann uͤber lasse, das sollst du haben.’ Es aß ober beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [369/0385]
Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel groͤßer Stuͤck Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abends kam es in das Huͤttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen.’ Da antwortete das Kind ‘iß als mit.’ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es ‘nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.’ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thuͤre fand es ein Saͤckchen mit Geld, das war haͤndelang, und darauf stand geschrieben es waͤre fuͤr das Kind, das heute Nacht hier geschlafen haͤtte. Da nahm es das Saͤckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon fuͤr sich.
Nun war die aͤlteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Kaͤse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Huͤttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach ‘ich bin so hungerig, gib mir etwas von deinem Essen,’ antwortete das Maͤdchen ‘warte, bis ich satt bin, was ich dann uͤber lasse, das sollst du haben.’ Es aß ober beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |