Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde gieng. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen, und rief ihm zu 'wenn du pflügen willst, mußt du nicht so gewaltig drücken, das gibt ja schlechte Arbeit.' Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug, und sagte 'geh er nur nach Haus, Vater, und sag er der Mutter, sie sollte eine große Schüssel voll zu essen kochen; ich will derweil den Acker schon herumreißen.' Da gieng der Bauer heim, und bestellte es bei seiner Frau, und die kochte eine tüchtige Schüssel voll; der Junge aber pflügte das Land, zwei Morgen Felds, ganz allein, und dann spannte er sich auch selber vor die Egge, und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald, und riß zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge drauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles wie ein Bund Stroh nach Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht, und fragte 'wer ist der entsetzliche, große Mann?' Der Bauer sagte 'das ist unser Sohn.' Sie sprach 'nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding. 'Geh nur weg,' rief sie ihm zu 'wir wollen dich nicht.' Der Junge aber schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, und brachte alles in Ordnung; und wie er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank, und sagte 'Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?' Da sagte sie 'ja,' getraute sich nicht ihm zu widersprechen, und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätte sie

war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde gieng. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen, und rief ihm zu ‘wenn du pfluͤgen willst, mußt du nicht so gewaltig druͤcken, das gibt ja schlechte Arbeit.’ Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug, und sagte ‘geh er nur nach Haus, Vater, und sag er der Mutter, sie sollte eine große Schuͤssel voll zu essen kochen; ich will derweil den Acker schon herumreißen.’ Da gieng der Bauer heim, und bestellte es bei seiner Frau, und die kochte eine tuͤchtige Schuͤssel voll; der Junge aber pfluͤgte das Land, zwei Morgen Felds, ganz allein, und dann spannte er sich auch selber vor die Egge, und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald, und riß zwei Eichenbaͤume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge drauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles wie ein Bund Stroh nach Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht, und fragte ‘wer ist der entsetzliche, große Mann?’ Der Bauer sagte ‘das ist unser Sohn.’ Sie sprach ‘nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding. ‘Geh nur weg,’ rief sie ihm zu ‘wir wollen dich nicht.’ Der Junge aber schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, und brachte alles in Ordnung; und wie er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank, und sagte ‘Mutter, nun haͤtte ich Lust zu essen, ists bald fertig?’ Da sagte sie ‘ja,’ getraute sich nicht ihm zu widersprechen, und brachte zwei große große Schuͤsseln voll herein, daran haͤtte sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="26"/>
war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde gieng. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen, und rief ihm zu &#x2018;wenn du pflu&#x0364;gen willst, mußt du nicht so gewaltig dru&#x0364;cken, das gibt ja schlechte Arbeit.&#x2019; Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug, und sagte &#x2018;geh er nur nach Haus, Vater, und sag er der Mutter, sie sollte eine große Schu&#x0364;ssel voll zu essen kochen; ich will derweil den Acker schon herumreißen.&#x2019; Da gieng der Bauer heim, und bestellte es bei seiner Frau, und die kochte eine tu&#x0364;chtige Schu&#x0364;ssel voll; der Junge aber pflu&#x0364;gte das Land, zwei Morgen Felds, ganz allein, und dann spannte er sich auch selber vor die Egge, und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald, und riß zwei Eichenba&#x0364;ume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge drauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles wie ein Bund Stroh nach Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht, und fragte &#x2018;wer ist der entsetzliche, große Mann?&#x2019; Der Bauer sagte &#x2018;das ist unser Sohn.&#x2019; Sie sprach &#x2018;nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding. &#x2018;Geh nur weg,&#x2019; rief sie ihm zu &#x2018;wir wollen dich nicht.&#x2019; Der Junge aber schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, und brachte alles in Ordnung; und wie er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank, und sagte &#x2018;Mutter, nun ha&#x0364;tte ich Lust zu essen, ists bald fertig?&#x2019; Da sagte sie &#x2018;ja,&#x2019; getraute sich nicht ihm zu widersprechen, und brachte zwei große große Schu&#x0364;sseln voll herein, daran ha&#x0364;tte sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0042] war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde gieng. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen, und rief ihm zu ‘wenn du pfluͤgen willst, mußt du nicht so gewaltig druͤcken, das gibt ja schlechte Arbeit.’ Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug, und sagte ‘geh er nur nach Haus, Vater, und sag er der Mutter, sie sollte eine große Schuͤssel voll zu essen kochen; ich will derweil den Acker schon herumreißen.’ Da gieng der Bauer heim, und bestellte es bei seiner Frau, und die kochte eine tuͤchtige Schuͤssel voll; der Junge aber pfluͤgte das Land, zwei Morgen Felds, ganz allein, und dann spannte er sich auch selber vor die Egge, und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald, und riß zwei Eichenbaͤume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge drauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles wie ein Bund Stroh nach Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht, und fragte ‘wer ist der entsetzliche, große Mann?’ Der Bauer sagte ‘das ist unser Sohn.’ Sie sprach ‘nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding. ‘Geh nur weg,’ rief sie ihm zu ‘wir wollen dich nicht.’ Der Junge aber schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, und brachte alles in Ordnung; und wie er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank, und sagte ‘Mutter, nun haͤtte ich Lust zu essen, ists bald fertig?’ Da sagte sie ‘ja,’ getraute sich nicht ihm zu widersprechen, und brachte zwei große große Schuͤsseln voll herein, daran haͤtte sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/42
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/42>, abgerufen am 23.11.2024.