Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

gieng nun der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: 'aha, Vogel,' sprach er, 'treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr

gieng nun der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="91"/>
gieng nun der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: &#x2018;aha, Vogel,&#x2019; sprach er, &#x2018;treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: &#x2018;aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: &#x2018;aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,&#x2019; holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0112] gieng nun der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/112
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/112>, abgerufen am 23.11.2024.