Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

sagte er 'sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.' Der Camerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an, und ließ das schwarze Männchen kommen. 'Sei ohne Furcht,' sprach es zu seinem Herrn, 'geh hin wo sie dich hinführen, und laß alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.' Am anderen Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses gethan hatte, verurtheilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinaus geführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. 'Was für eine?' sprach der König. 'Daß ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.' 'Du kannst drei rauchen, antwortete der König, 'aber denke nicht daß ich dir das Leben schenke.' Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel von Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da, hatte einen kleinen Knüppel in der Hand, und sprach 'was befiehlt mein Herr?' 'Schlag nur da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.' Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden, und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten gab er dem Soldat das Reich und seine Tochter zur Frau.



sagte er ‘sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.’ Der Camerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an, und ließ das schwarze Männchen kommen. ‘Sei ohne Furcht,’ sprach es zu seinem Herrn, ‘geh hin wo sie dich hinführen, und laß alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.’ Am anderen Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses gethan hatte, verurtheilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinaus geführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. ‘Was für eine?’ sprach der König. ‘Daß ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.’ ‘Du kannst drei rauchen, antwortete der König, ‘aber denke nicht daß ich dir das Leben schenke.’ Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel von Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da, hatte einen kleinen Knüppel in der Hand, und sprach ‘was befiehlt mein Herr?’ ‘Schlag nur da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.’ Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden, und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten gab er dem Soldat das Reich und seine Tochter zur Frau.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="169"/>
sagte er &#x2018;sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.&#x2019; Der Camerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an, und ließ das schwarze Männchen kommen. &#x2018;Sei ohne Furcht,&#x2019; sprach es zu seinem Herrn, &#x2018;geh hin wo sie dich hinführen, und laß alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.&#x2019; Am anderen Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses gethan hatte, verurtheilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinaus geführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. &#x2018;Was für eine?&#x2019; sprach der König. &#x2018;Daß ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.&#x2019; &#x2018;Du kannst drei rauchen, antwortete der König, &#x2018;aber denke nicht daß ich dir das Leben schenke.&#x2019; Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel von Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da, hatte einen kleinen Knüppel in der Hand, und sprach &#x2018;was befiehlt mein Herr?&#x2019; &#x2018;Schlag nur da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.&#x2019; Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden, und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten gab er dem Soldat das Reich und seine Tochter zur Frau.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0190] sagte er ‘sei so gut und hol mir das kleine Bündelchen, das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich gebe dir dafür einen Dukaten.’ Der Camerad lief hin, und brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder allein war, steckte er seine Pfeife an, und ließ das schwarze Männchen kommen. ‘Sei ohne Furcht,’ sprach es zu seinem Herrn, ‘geh hin wo sie dich hinführen, und laß alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.’ Am anderen Tag ward Gericht über den Soldaten gehalten, und obgleich er nichts Böses gethan hatte, verurtheilte ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinaus geführt wurde, bat er den König um eine letzte Gnade. ‘Was für eine?’ sprach der König. ‘Daß ich auf dem Weg noch eine Pfeife rauchen darf.’ ‘Du kannst drei rauchen, antwortete der König, ‘aber denke nicht daß ich dir das Leben schenke.’ Da zog der Soldat seine Pfeife heraus und zündete sie an dem blauen Licht an, und wie ein paar Ringel von Rauch aufgestiegen waren, so stand schon das Männchen da, hatte einen kleinen Knüppel in der Hand, und sprach ‘was befiehlt mein Herr?’ ‘Schlag nur da die falschen Richter und ihre Häscher zu Boden, und verschone auch den König nicht, der mich so schlecht behandelt hat.’ Da fuhr das Männchen wie der Blitz, zickzack, hin und her, und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden, und getraute sich nicht mehr zu regen. Dem König ward angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben zu behalten gab er dem Soldat das Reich und seine Tochter zur Frau.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/190
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/190>, abgerufen am 21.11.2024.