Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergnügt saß, und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, und nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihr der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz 'ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!' Da sprach er 'sey still, ich will dir davon helfen, gib mir nur ein scharfes Messer; es hängt ein Dieb am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?' 'Die rechte.' Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab, und brachte sie. Darauf packte er die Katze, und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. 'Habt ihr nicht geschlachtet, und Schweinefleisch im Keller?' 'Ja' sagte das Mädchen. 'Nun, das ist gut' sagte der Soldat, gieng hinunter, und holte ein Schweineherz, und gabs dem Mädchen. Das that alles zusammen auf den Teller, und stellte es in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett.

Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste

Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergnügt saß, und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, und nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihr der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz ‘ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!’ Da sprach er ‘sey still, ich will dir davon helfen, gib mir nur ein scharfes Messer; es hängt ein Dieb am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?’ ‘Die rechte.’ Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab, und brachte sie. Darauf packte er die Katze, und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. ‘Habt ihr nicht geschlachtet, und Schweinefleisch im Keller?’ ‘Ja’ sagte das Mädchen. ‘Nun, das ist gut’ sagte der Soldat, gieng hinunter, und holte ein Schweineherz, und gabs dem Mädchen. Das that alles zusammen auf den Teller, und stellte es in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett.

Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="172"/>
Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergnügt saß, und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, und nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihr der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz &#x2018;ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!&#x2019; Da sprach er &#x2018;sey still, ich will dir davon helfen, gib mir nur ein scharfes Messer; es hängt ein Dieb am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?&#x2019; &#x2018;Die rechte.&#x2019; Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab, und brachte sie. Darauf packte er die Katze, und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. &#x2018;Habt ihr nicht geschlachtet, und Schweinefleisch im Keller?&#x2019; &#x2018;Ja&#x2019; sagte das Mädchen. &#x2018;Nun, das ist gut&#x2019; sagte der Soldat, gieng hinunter, und holte ein Schweineherz, und gabs dem Mädchen. Das that alles zusammen auf den Teller, und stellte es in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett.</p><lb/>
        <p>Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0193] Schrankthüre zuzumachen, setzte sich zum Liebsten an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergnügt saß, und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, und nahm die Hand das Herz und die Augen der drei Feldscherer, und lief damit hinaus. Als nun der Soldat gegessen hatte, und das Mädchen das Geräth aufheben und den Schrank zuschließen wollte, da sah es wohl daß der Teller, den ihr der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte es erschrocken zu seinem Schatz ‘ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind auch fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!’ Da sprach er ‘sey still, ich will dir davon helfen, gib mir nur ein scharfes Messer; es hängt ein Dieb am Galgen, dem will ich die Hand abschneiden; welche Hand wars denn?’ ‘Die rechte.’ Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er gieng hin, schnitt dem armen Sünder die rechte Hand ab, und brachte sie. Darauf packte er die Katze, und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur noch das Herz. ‘Habt ihr nicht geschlachtet, und Schweinefleisch im Keller?’ ‘Ja’ sagte das Mädchen. ‘Nun, das ist gut’ sagte der Soldat, gieng hinunter, und holte ein Schweineherz, und gabs dem Mädchen. Das that alles zusammen auf den Teller, und stellte es in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett. Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand Herz und Augen lägen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/193
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/193>, abgerufen am 21.11.2024.