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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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Loch gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward als Wache davor gestellt: sie sollte den Schelm nicht herauslassen, so lieb ihr das Leben wäre. Als es aber Abend geworden war, und die Vögel von der Anstrengung beim Fliegen große Müdigkeit empfanden, so giengen sie mit Weib und Kind zu Bett. Die Eule allein blieb bei dem Mäuseloch stehen, und blickte mit ihren großen Augen unverwandt hinein. Jndessen war sie auch müde geworden, und dachte 'ein Auge kannst du wohl zu thun, du wachst ja noch mit dem andern, und der kleine Bösewicht soll nicht aus seinem Loch heraus.' Also that sie das eine Auge zu, und schaute mit dem andern steif auf das Mäuseloch. Der kleine Kerl guckte mit dem Kopf heraus, und wollte wegwitschen, aber die Eule trat gleich davor, und er zog den Kopf wieder zurück. Dann that die Eule das eine Auge wieder auf und das andere zu, und wollte so die ganze Nacht abwechseln. Aber als sie das eine Auge wieder zu machte, vergaß sie das andere aufzuthun, und sobald die beiden Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald, und schlüpfte weg.

Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind die andern Vögel hinter ihr her, und zerzausen ihr das Fell. Sie fliegt nur zur Nachtszeit aus, haßt aber und verfolgt die Mäuse, weil sie solche böse Löcher machen. Auch der kleine Vogel läßt sich nicht gerne sehen, weil er fürchtet es gienge ihm an den Kragen, wenn er erwischt würde. Er schlüpft in den Zäunen herum, und wenn er ganz sicher ist,

Loch gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward als Wache davor gestellt: sie sollte den Schelm nicht herauslassen, so lieb ihr das Leben wäre. Als es aber Abend geworden war, und die Vögel von der Anstrengung beim Fliegen große Müdigkeit empfanden, so giengen sie mit Weib und Kind zu Bett. Die Eule allein blieb bei dem Mäuseloch stehen, und blickte mit ihren großen Augen unverwandt hinein. Jndessen war sie auch müde geworden, und dachte ‘ein Auge kannst du wohl zu thun, du wachst ja noch mit dem andern, und der kleine Bösewicht soll nicht aus seinem Loch heraus.’ Also that sie das eine Auge zu, und schaute mit dem andern steif auf das Mäuseloch. Der kleine Kerl guckte mit dem Kopf heraus, und wollte wegwitschen, aber die Eule trat gleich davor, und er zog den Kopf wieder zurück. Dann that die Eule das eine Auge wieder auf und das andere zu, und wollte so die ganze Nacht abwechseln. Aber als sie das eine Auge wieder zu machte, vergaß sie das andere aufzuthun, und sobald die beiden Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald, und schlüpfte weg.

Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind die andern Vögel hinter ihr her, und zerzausen ihr das Fell. Sie fliegt nur zur Nachtszeit aus, haßt aber und verfolgt die Mäuse, weil sie solche böse Löcher machen. Auch der kleine Vogel läßt sich nicht gerne sehen, weil er fürchtet es gienge ihm an den Kragen, wenn er erwischt würde. Er schlüpft in den Zäunen herum, und wenn er ganz sicher ist,

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[381/0402] Loch gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward als Wache davor gestellt: sie sollte den Schelm nicht herauslassen, so lieb ihr das Leben wäre. Als es aber Abend geworden war, und die Vögel von der Anstrengung beim Fliegen große Müdigkeit empfanden, so giengen sie mit Weib und Kind zu Bett. Die Eule allein blieb bei dem Mäuseloch stehen, und blickte mit ihren großen Augen unverwandt hinein. Jndessen war sie auch müde geworden, und dachte ‘ein Auge kannst du wohl zu thun, du wachst ja noch mit dem andern, und der kleine Bösewicht soll nicht aus seinem Loch heraus.’ Also that sie das eine Auge zu, und schaute mit dem andern steif auf das Mäuseloch. Der kleine Kerl guckte mit dem Kopf heraus, und wollte wegwitschen, aber die Eule trat gleich davor, und er zog den Kopf wieder zurück. Dann that die Eule das eine Auge wieder auf und das andere zu, und wollte so die ganze Nacht abwechseln. Aber als sie das eine Auge wieder zu machte, vergaß sie das andere aufzuthun, und sobald die beiden Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald, und schlüpfte weg. Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind die andern Vögel hinter ihr her, und zerzausen ihr das Fell. Sie fliegt nur zur Nachtszeit aus, haßt aber und verfolgt die Mäuse, weil sie solche böse Löcher machen. Auch der kleine Vogel läßt sich nicht gerne sehen, weil er fürchtet es gienge ihm an den Kragen, wenn er erwischt würde. Er schlüpft in den Zäunen herum, und wenn er ganz sicher ist,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/402>, abgerufen am 24.11.2024.