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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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das Schneiderlein, 'wenn dus lernen willst: aber weis einmal deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich muß dir erst die Nägel ein wenig abschneiden.' Da ward ein Schraubstock herbei geholt, und der Bär legte seine Tatzen darauf, das Schneiderlein aber schraubte sie fest, und sprach 'nun warte bis ich mit der Scheere komme,' ließ den Bär brummen, so viel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh, und schlief ein.

Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als der brummte vor Freuden, und mit dem Schneider wärs jetzt vorbei. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf, wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor, und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sies öffentlich versprochen hatte, und der König ließ einen Wagen kommen, darin mußte sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollte sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, giengen die beiden andern Schneider, die falsch waren, und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall, und schraubten den Bären los; der war nun voller Wuth, und rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen, und ward ihr angst, da sagte sie 'ach, der Bär ist hinter uns, und will dich holen.' Das Schneiderlein war bei der Hand, stellte sich auf den Kopf, steckte die Beine zum Fenster hinaus, und rief 'siehst du den Schraubstock? wann du nicht gehst, so sollst du wieder hinein.' Wie der Bär das sah, drehte er um,

das Schneiderlein, ‘wenn dus lernen willst: aber weis einmal deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich muß dir erst die Nägel ein wenig abschneiden.’ Da ward ein Schraubstock herbei geholt, und der Bär legte seine Tatzen darauf, das Schneiderlein aber schraubte sie fest, und sprach ‘nun warte bis ich mit der Scheere komme,’ ließ den Bär brummen, so viel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh, und schlief ein.

Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als der brummte vor Freuden, und mit dem Schneider wärs jetzt vorbei. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf, wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor, und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sies öffentlich versprochen hatte, und der König ließ einen Wagen kommen, darin mußte sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollte sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, giengen die beiden andern Schneider, die falsch waren, und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall, und schraubten den Bären los; der war nun voller Wuth, und rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen, und ward ihr angst, da sagte sie ‘ach, der Bär ist hinter uns, und will dich holen.’ Das Schneiderlein war bei der Hand, stellte sich auf den Kopf, steckte die Beine zum Fenster hinaus, und rief ‘siehst du den Schraubstock? wann du nicht gehst, so sollst du wieder hinein.’ Wie der Bär das sah, drehte er um,

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[170/0180] das Schneiderlein, ‘wenn dus lernen willst: aber weis einmal deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich muß dir erst die Nägel ein wenig abschneiden.’ Da ward ein Schraubstock herbei geholt, und der Bär legte seine Tatzen darauf, das Schneiderlein aber schraubte sie fest, und sprach ‘nun warte bis ich mit der Scheere komme,’ ließ den Bär brummen, so viel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh, und schlief ein. Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als der brummte vor Freuden, und mit dem Schneider wärs jetzt vorbei. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf, wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor, und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sies öffentlich versprochen hatte, und der König ließ einen Wagen kommen, darin mußte sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollte sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, giengen die beiden andern Schneider, die falsch waren, und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall, und schraubten den Bären los; der war nun voller Wuth, und rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen, und ward ihr angst, da sagte sie ‘ach, der Bär ist hinter uns, und will dich holen.’ Das Schneiderlein war bei der Hand, stellte sich auf den Kopf, steckte die Beine zum Fenster hinaus, und rief ‘siehst du den Schraubstock? wann du nicht gehst, so sollst du wieder hinein.’ Wie der Bär das sah, drehte er um,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/180>, abgerufen am 22.12.2024.