Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Trommel!' Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach 'etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.' Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht, und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. 'O wei, o wei,' schrie der Herr Schulz, 'nimm mich gefangen, ich ergeb mich; ich ergeb mich!' Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu, und schrien 'giebst du dich, so geb ich mich auch: giebst du dich, so geb ich mich auch.' Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie daß sie betrogen waren, und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht damit genarrt und gespottet würden, verschwurcn sie sich unter einander so lang davon still zu schweigen, bis einer unverhofft das Maul aufthäte.

Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne, und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Thieres insgesammt, und hielten Rath was zu thun das wenigst gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach, und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie 'wir müssen einen

eine Trommel!’ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach ‘etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.’ Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht, und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. ‘O wei, o wei,’ schrie der Herr Schulz, ‘nimm mich gefangen, ich ergeb mich; ich ergeb mich!’ Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu, und schrien ‘giebst du dich, so geb ich mich auch: giebst du dich, so geb ich mich auch.’ Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie daß sie betrogen waren, und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht damit genarrt und gespottet würden, verschwurcn sie sich unter einander so lang davon still zu schweigen, bis einer unverhofft das Maul aufthäte.

Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne, und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Thieres insgesammt, und hielten Rath was zu thun das wenigst gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach, und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie ‘wir müssen einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0196" n="186"/>
eine Trommel!&#x2019; Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach &#x2018;etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.&#x2019; Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht, und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. &#x2018;O wei, o wei,&#x2019; schrie der Herr Schulz, &#x2018;nimm mich gefangen, ich ergeb mich; ich ergeb mich!&#x2019; Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu, und schrien &#x2018;giebst du dich, so geb ich mich auch: giebst du dich, so geb ich mich auch.&#x2019; Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie daß sie betrogen waren, und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht damit genarrt und gespottet würden, verschwurcn sie sich unter einander so lang davon still zu schweigen, bis einer unverhofft das Maul aufthäte.</p><lb/>
        <p>Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne, und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Thieres insgesammt, und hielten Rath was zu thun das wenigst gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach, und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie &#x2018;wir müssen einen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0196] eine Trommel!’ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach ‘etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.’ Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht, und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. ‘O wei, o wei,’ schrie der Herr Schulz, ‘nimm mich gefangen, ich ergeb mich; ich ergeb mich!’ Die andern sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu, und schrien ‘giebst du dich, so geb ich mich auch: giebst du dich, so geb ich mich auch.’ Endlich, wie kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie daß sie betrogen waren, und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme, und sie nicht damit genarrt und gespottet würden, verschwurcn sie sich unter einander so lang davon still zu schweigen, bis einer unverhofft das Maul aufthäte. Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne, und schlief, streckte die Ohren in die Höhe, und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Thieres insgesammt, und hielten Rath was zu thun das wenigst gefährliche wäre. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach, und verschlänge sie alle mit Haut und Haar. Also sprachen sie ‘wir müssen einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/196
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/196>, abgerufen am 22.12.2024.