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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwünscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schöner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach 'ach, könntest du mich erlösen aus dem Zauber, der mich hier hält, und Gewalt über mich hat!' Da sagte der Königssohn 'was soll ich thun, dich zu befreien?' Die Jungfrau antwortete 'drei Nächte mußt du in dem großen Saal des verwünschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Hältst du aus was dir Böses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erlöst; das Leben dürfen sie dir doch nicht nehmen.' Da sprach der Königssohn 'ich wills mit Gottes Hülfe versuchen, ich fürchte nichts auf der ganzen Welt.' Also gieng er fröhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Lärm an: nicht bloß durch die Thüren, auch aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht sähen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an, und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er 'es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehört, der ist Schuld, daß ich verliere.' 'Wart ich komme, du hinter dem Ofen,' sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer größer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken hätte anhören können. Der Königssohn aber fürchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen über ihn her, und es waren so viel, daß er sich ihrer nicht erwehren konnte. Sie zerrten ihn auf die Erde, und zwickten, drückten, schlugen und

Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwünscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schöner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach ‘ach, könntest du mich erlösen aus dem Zauber, der mich hier hält, und Gewalt über mich hat!’ Da sagte der Königssohn ‘was soll ich thun, dich zu befreien?’ Die Jungfrau antwortete ‘drei Nächte mußt du in dem großen Saal des verwünschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Hältst du aus was dir Böses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erlöst; das Leben dürfen sie dir doch nicht nehmen.’ Da sprach der Königssohn ‘ich wills mit Gottes Hülfe versuchen, ich fürchte nichts auf der ganzen Welt.’ Also gieng er fröhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Lärm an: nicht bloß durch die Thüren, auch aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht sähen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an, und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er ‘es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehört, der ist Schuld, daß ich verliere.’ ‘Wart ich komme, du hinter dem Ofen,’ sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer größer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken hätte anhören können. Der Königssohn aber fürchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen über ihn her, und es waren so viel, daß er sich ihrer nicht erwehren konnte. Sie zerrten ihn auf die Erde, und zwickten, drückten, schlugen und

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[198/0208] Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwünscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schöner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach ‘ach, könntest du mich erlösen aus dem Zauber, der mich hier hält, und Gewalt über mich hat!’ Da sagte der Königssohn ‘was soll ich thun, dich zu befreien?’ Die Jungfrau antwortete ‘drei Nächte mußt du in dem großen Saal des verwünschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Hältst du aus was dir Böses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erlöst; das Leben dürfen sie dir doch nicht nehmen.’ Da sprach der Königssohn ‘ich wills mit Gottes Hülfe versuchen, ich fürchte nichts auf der ganzen Welt.’ Also gieng er fröhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Lärm an: nicht bloß durch die Thüren, auch aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht sähen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an, und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er ‘es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehört, der ist Schuld, daß ich verliere.’ ‘Wart ich komme, du hinter dem Ofen,’ sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer größer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken hätte anhören können. Der Königssohn aber fürchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen über ihn her, und es waren so viel, daß er sich ihrer nicht erwehren konnte. Sie zerrten ihn auf die Erde, und zwickten, drückten, schlugen und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/208>, abgerufen am 22.12.2024.