Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen, und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es 'ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.' Da dachte der Jäger 'das Kraut wird schon gewirkt haben,' und sprach 'ich will einmal nach der Küche gehen,' und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. 'Schon recht,' sprach er, 'die zwei haben ihr Theil weg,' und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel, und brachte sie dem Mädchen. 'Ich bring euch selbst das köstliche Essen,' sprach er, 'damit ihr nicht länger zu warten braucht.' Da aß sie davon, und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof.

Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach 'jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.' Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. 'Ich habe drei böse Thiere,' antwortete er, 'die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür was ihr verlangt.' Sprach der Müller 'warum das nicht? wie soll ich sie aber

in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen, und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es ‘ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.’ Da dachte der Jäger ‘das Kraut wird schon gewirkt haben,’ und sprach ‘ich will einmal nach der Küche gehen,’ und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. ‘Schon recht,’ sprach er, ‘die zwei haben ihr Theil weg,’ und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel, und brachte sie dem Mädchen. ‘Ich bring euch selbst das köstliche Essen,’ sprach er, ‘damit ihr nicht länger zu warten braucht.’ Da aß sie davon, und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof.

Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach ‘jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.’ Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. ‘Ich habe drei böse Thiere,’ antwortete er, ‘die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür was ihr verlangt.’ Sprach der Müller ‘warum das nicht? wie soll ich sie aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="208"/>
in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen, und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es &#x2018;ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.&#x2019; Da dachte der Jäger &#x2018;das Kraut wird schon gewirkt haben,&#x2019; und sprach &#x2018;ich will einmal nach der Küche gehen,&#x2019; und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. &#x2018;Schon recht,&#x2019; sprach er, &#x2018;die zwei haben ihr Theil weg,&#x2019; und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel, und brachte sie dem Mädchen. &#x2018;Ich bring euch selbst das köstliche Essen,&#x2019; sprach er, &#x2018;damit ihr nicht länger zu warten braucht.&#x2019; Da aß sie davon, und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof.</p><lb/>
        <p>Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach &#x2018;jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.&#x2019; Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. &#x2018;Ich habe drei böse Thiere,&#x2019; antwortete er, &#x2018;die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür was ihr verlangt.&#x2019; Sprach der Müller &#x2018;warum das nicht? wie soll ich sie aber
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0218] in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen, und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es ‘ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.’ Da dachte der Jäger ‘das Kraut wird schon gewirkt haben,’ und sprach ‘ich will einmal nach der Küche gehen,’ und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. ‘Schon recht,’ sprach er, ‘die zwei haben ihr Theil weg,’ und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel, und brachte sie dem Mädchen. ‘Ich bring euch selbst das köstliche Essen,’ sprach er, ‘damit ihr nicht länger zu warten braucht.’ Da aß sie davon, und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof. Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach ‘jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.’ Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. ‘Ich habe drei böse Thiere,’ antwortete er, ‘die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür was ihr verlangt.’ Sprach der Müller ‘warum das nicht? wie soll ich sie aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/218
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/218>, abgerufen am 22.12.2024.