Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Wald hinein gehen, und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Häuschen.' Die zwei traurigen dachten 'das wird uns doch nicht retten,' und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf, und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte. In dem Häuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter, und fragte ihn woher er käme, und was er wollte. Da erzählte er ihr alles, und weil er ein gar schöner Mensch war, hatte sie Erbarmen, und hob einen großen Stein auf. 'Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Räthsel fragen.' Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache geflogen, und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch, und trug Trank und Speise auf, daß er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch wies den Tag ergangen wäre, wie viel Seelen er kriegt hätte. 'Ich habe noch drei Soldaten, die sind mein' sprach er. 'Ja, drei Soldaten,' sagte sie, 'die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen.' Sprach der Teufel höhnisch 'die sind mir gewiß, denen gebe ich ein Räthsel auf, das sie nimmermehr rathen können.' 'Was ist das für ein Räthsel?' fragte sie. 'Das will ich dir sagen: in der großen Nordsee liegt eine todte Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Wallfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.' Da gieng der Teufel fort zu schlafen, und die alte Großmutter hob den Stein auf, und ließ den Soldaten heraus. 'Hast du auch alles wohl in Acht genommen?' 'Ja,' sprach er, 'ich weiß genug, und will mir schon helfen.'

Wald hinein gehen, und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Häuschen.’ Die zwei traurigen dachten ‘das wird uns doch nicht retten,’ und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf, und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte. In dem Häuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter, und fragte ihn woher er käme, und was er wollte. Da erzählte er ihr alles, und weil er ein gar schöner Mensch war, hatte sie Erbarmen, und hob einen großen Stein auf. ‘Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Räthsel fragen.’ Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache geflogen, und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch, und trug Trank und Speise auf, daß er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch wies den Tag ergangen wäre, wie viel Seelen er kriegt hätte. ‘Ich habe noch drei Soldaten, die sind mein’ sprach er. ‘Ja, drei Soldaten,’ sagte sie, ‘die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen.’ Sprach der Teufel höhnisch ‘die sind mir gewiß, denen gebe ich ein Räthsel auf, das sie nimmermehr rathen können.’ ‘Was ist das für ein Räthsel?’ fragte sie. ‘Das will ich dir sagen: in der großen Nordsee liegt eine todte Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Wallfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.’ Da gieng der Teufel fort zu schlafen, und die alte Großmutter hob den Stein auf, und ließ den Soldaten heraus. ‘Hast du auch alles wohl in Acht genommen?’ ‘Ja,’ sprach er, ‘ich weiß genug, und will mir schon helfen.’

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="219"/>
Wald hinein gehen, und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Häuschen.&#x2019; Die zwei traurigen dachten &#x2018;das wird uns doch nicht retten,&#x2019; und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf, und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte. In dem Häuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter, und fragte ihn woher er käme, und was er wollte. Da erzählte er ihr alles, und weil er ein gar schöner Mensch war, hatte sie Erbarmen, und hob einen großen Stein auf. &#x2018;Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Räthsel fragen.&#x2019; Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache geflogen, und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch, und trug Trank und Speise auf, daß er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch wies den Tag ergangen wäre, wie viel Seelen er kriegt hätte. &#x2018;Ich habe noch drei Soldaten, die sind mein&#x2019; sprach er. &#x2018;Ja, drei Soldaten,&#x2019; sagte sie, &#x2018;die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen.&#x2019; Sprach der Teufel höhnisch &#x2018;die sind mir gewiß, denen gebe ich ein Räthsel auf, das sie nimmermehr rathen können.&#x2019; &#x2018;Was ist das für ein Räthsel?&#x2019; fragte sie. &#x2018;Das will ich dir sagen: in der großen Nordsee liegt eine todte Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Wallfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.&#x2019; Da gieng der Teufel fort zu schlafen, und die alte Großmutter hob den Stein auf, und ließ den Soldaten heraus. &#x2018;Hast du auch alles wohl in Acht genommen?&#x2019; &#x2018;Ja,&#x2019; sprach er, &#x2018;ich weiß genug, und will mir schon helfen.&#x2019;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0229] Wald hinein gehen, und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Häuschen.’ Die zwei traurigen dachten ‘das wird uns doch nicht retten,’ und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf, und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte. In dem Häuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter, und fragte ihn woher er käme, und was er wollte. Da erzählte er ihr alles, und weil er ein gar schöner Mensch war, hatte sie Erbarmen, und hob einen großen Stein auf. ‘Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Räthsel fragen.’ Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache geflogen, und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch, und trug Trank und Speise auf, daß er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch wies den Tag ergangen wäre, wie viel Seelen er kriegt hätte. ‘Ich habe noch drei Soldaten, die sind mein’ sprach er. ‘Ja, drei Soldaten,’ sagte sie, ‘die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen.’ Sprach der Teufel höhnisch ‘die sind mir gewiß, denen gebe ich ein Räthsel auf, das sie nimmermehr rathen können.’ ‘Was ist das für ein Räthsel?’ fragte sie. ‘Das will ich dir sagen: in der großen Nordsee liegt eine todte Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Wallfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.’ Da gieng der Teufel fort zu schlafen, und die alte Großmutter hob den Stein auf, und ließ den Soldaten heraus. ‘Hast du auch alles wohl in Acht genommen?’ ‘Ja,’ sprach er, ‘ich weiß genug, und will mir schon helfen.’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/229
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/229>, abgerufen am 22.12.2024.