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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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geben.' Was wollte er machen? er mußte sich in sein Schicksal fügen, und geduldig hinter der Alten herschleichen. Sie schien immer flinker zu werden und ihm seine Last immer schwerer. Auf einmal that sie einen Satz, sprang auf das Tragtuch, und setzte sich oben darauf; wie zaundürre sie war, so hatte sie doch mehr Gewicht als die dickste Bauerndirne. Dem Jünglinge zitterten die Knie, aber wenn er nicht fortgieng, so schlug ihn die Alte mit einer Gerte und mit Brennesseln auf die Beine. Unter beständigem Ächzen stieg er den Berg hinauf, und langte endlich bei dem Haus der Alten an, als er eben niedersinken wollte. Als die Gänse die Alte erblickten, streckten sie die Flügel in die Höhe, und die Hälse voraus, liefen ihr entgegen, und schrien ihr 'wulle, wulle.' Hinter der Herde mit einer Ruthe in der Hand gieng eine bejahrte Trulle, stark und groß, aber häßlich wie die Nacht. 'Frau Mutter,' sprach sie zur Alten, 'ist euch etwas begegnet? ihr seid so lange ausgeblieben.' 'Bewahre, mein Töchterchen,' erwiderte sie, 'mir ist nichts Böses begegnet, im Gegentheil der liebe Herr da hat mir meine Last getragen, denk dir, als ich müde war, hat er mich selbst noch auf den Rücken genommen. Der Weg ist uns auch gar nicht lang geworden, wir sind lustig gewesen, und haben immer Spaß miteinander gemacht.' Endlich rutschte die Alte herab, nahm dem jungen Mann den Bündel vom Rücken und die Körbe vom Arm, sah ihn ganz freundlich an, und sprach 'nun setzt euch auf die Bank vor die Thüre, und ruht euch aus. Ihr habt euern Lohn redlich verdient, der soll auch nicht ausbleiben.' Dann sprach sie zu der Gänsehirtin 'geh du ins Haus hinein, mein Töchterchen,

geben.’ Was wollte er machen? er mußte sich in sein Schicksal fügen, und geduldig hinter der Alten herschleichen. Sie schien immer flinker zu werden und ihm seine Last immer schwerer. Auf einmal that sie einen Satz, sprang auf das Tragtuch, und setzte sich oben darauf; wie zaundürre sie war, so hatte sie doch mehr Gewicht als die dickste Bauerndirne. Dem Jünglinge zitterten die Knie, aber wenn er nicht fortgieng, so schlug ihn die Alte mit einer Gerte und mit Brennesseln auf die Beine. Unter beständigem Ächzen stieg er den Berg hinauf, und langte endlich bei dem Haus der Alten an, als er eben niedersinken wollte. Als die Gänse die Alte erblickten, streckten sie die Flügel in die Höhe, und die Hälse voraus, liefen ihr entgegen, und schrien ihr ‘wulle, wulle.’ Hinter der Herde mit einer Ruthe in der Hand gieng eine bejahrte Trulle, stark und groß, aber häßlich wie die Nacht. ‘Frau Mutter,’ sprach sie zur Alten, ‘ist euch etwas begegnet? ihr seid so lange ausgeblieben.’ ‘Bewahre, mein Töchterchen,’ erwiderte sie, ‘mir ist nichts Böses begegnet, im Gegentheil der liebe Herr da hat mir meine Last getragen, denk dir, als ich müde war, hat er mich selbst noch auf den Rücken genommen. Der Weg ist uns auch gar nicht lang geworden, wir sind lustig gewesen, und haben immer Spaß miteinander gemacht.’ Endlich rutschte die Alte herab, nahm dem jungen Mann den Bündel vom Rücken und die Körbe vom Arm, sah ihn ganz freundlich an, und sprach ‘nun setzt euch auf die Bank vor die Thüre, und ruht euch aus. Ihr habt euern Lohn redlich verdient, der soll auch nicht ausbleiben.’ Dann sprach sie zu der Gänsehirtin ‘geh du ins Haus hinein, mein Töchterchen,

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[411/0421] geben.’ Was wollte er machen? er mußte sich in sein Schicksal fügen, und geduldig hinter der Alten herschleichen. Sie schien immer flinker zu werden und ihm seine Last immer schwerer. Auf einmal that sie einen Satz, sprang auf das Tragtuch, und setzte sich oben darauf; wie zaundürre sie war, so hatte sie doch mehr Gewicht als die dickste Bauerndirne. Dem Jünglinge zitterten die Knie, aber wenn er nicht fortgieng, so schlug ihn die Alte mit einer Gerte und mit Brennesseln auf die Beine. Unter beständigem Ächzen stieg er den Berg hinauf, und langte endlich bei dem Haus der Alten an, als er eben niedersinken wollte. Als die Gänse die Alte erblickten, streckten sie die Flügel in die Höhe, und die Hälse voraus, liefen ihr entgegen, und schrien ihr ‘wulle, wulle.’ Hinter der Herde mit einer Ruthe in der Hand gieng eine bejahrte Trulle, stark und groß, aber häßlich wie die Nacht. ‘Frau Mutter,’ sprach sie zur Alten, ‘ist euch etwas begegnet? ihr seid so lange ausgeblieben.’ ‘Bewahre, mein Töchterchen,’ erwiderte sie, ‘mir ist nichts Böses begegnet, im Gegentheil der liebe Herr da hat mir meine Last getragen, denk dir, als ich müde war, hat er mich selbst noch auf den Rücken genommen. Der Weg ist uns auch gar nicht lang geworden, wir sind lustig gewesen, und haben immer Spaß miteinander gemacht.’ Endlich rutschte die Alte herab, nahm dem jungen Mann den Bündel vom Rücken und die Körbe vom Arm, sah ihn ganz freundlich an, und sprach ‘nun setzt euch auf die Bank vor die Thüre, und ruht euch aus. Ihr habt euern Lohn redlich verdient, der soll auch nicht ausbleiben.’ Dann sprach sie zu der Gänsehirtin ‘geh du ins Haus hinein, mein Töchterchen,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/421>, abgerufen am 22.12.2024.