Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

sie ihn, und sagten kleine Menschen hätten klugen Sinn, er sollte ihnen die Erbschaft vertheilen, das war ein Degen, wenn einer den in die Hand nahm, und sprach 'Köpf alle runter, nur meiner nicht,' so lagen alle Köpfe auf der Erde; zweitens ein Mantel, wer den anzog, war unsichtbar; drittens ein paar Stiefeln, wenn man die an den Füßen hatte, und sich wohin wünschte, so war man gleich da. Er sprach sie müßten ihm die drei Stücke einmal geben, damit er sie probieren könnte, ob sie auch alle noch in gutem Stand wären. Da gaben sie ihm den Mantel, den that er um, und wünschte sich zu einer Fliege, alsbald war er eine Fliege. 'Der Mantel ist gut,' sprach er, 'nun gebt mir einmal das Schwert.' Sie sagten 'nein, das geben wir nicht! denn wenn du sprächst Köpf alle runter, nur meiner nicht! so wären unsere Köpfe alle herab, und du hättest deinen noch.' Doch gaben sie es ihm, wenn ers an den Bäumen probieren wollte; das that er, und das Schwert war auch gut. Nun wollt er noch die Stiefeln haben, sie sprachen aber 'nein, die können wir nicht geben, wenn du die anhättest und sprächst du wolltest oben auf dem Berg sein, so stünden wir da unten, und hätten nichts.' 'Nein,' sprach er, 'das will ich nicht thun.' Da gaben sie ihm die Stiefeln auch noch. Wie er nun alle drei Stücke hatte, so dachte er an nichts als an den goldenen Berg, und wünschte sich dahin, und verschwand alsbald vor den Augen der Riesen, und war also ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel

sie ihn, und sagten kleine Menschen hätten klugen Sinn, er sollte ihnen die Erbschaft vertheilen, das war ein Degen, wenn einer den in die Hand nahm, und sprach ‘Köpf alle runter, nur meiner nicht,’ so lagen alle Köpfe auf der Erde; zweitens ein Mantel, wer den anzog, war unsichtbar; drittens ein paar Stiefeln, wenn man die an den Füßen hatte, und sich wohin wünschte, so war man gleich da. Er sprach sie müßten ihm die drei Stücke einmal geben, damit er sie probieren könnte, ob sie auch alle noch in gutem Stand wären. Da gaben sie ihm den Mantel, den that er um, und wünschte sich zu einer Fliege, alsbald war er eine Fliege. ‘Der Mantel ist gut,’ sprach er, ‘nun gebt mir einmal das Schwert.’ Sie sagten ‘nein, das geben wir nicht! denn wenn du sprächst Köpf alle runter, nur meiner nicht! so wären unsere Köpfe alle herab, und du hättest deinen noch.’ Doch gaben sie es ihm, wenn ers an den Bäumen probieren wollte; das that er, und das Schwert war auch gut. Nun wollt er noch die Stiefeln haben, sie sprachen aber ‘nein, die können wir nicht geben, wenn du die anhättest und sprächst du wolltest oben auf dem Berg sein, so stünden wir da unten, und hätten nichts.’ ‘Nein,’ sprach er, ‘das will ich nicht thun.’ Da gaben sie ihm die Stiefeln auch noch. Wie er nun alle drei Stücke hatte, so dachte er an nichts als an den goldenen Berg, und wünschte sich dahin, und verschwand alsbald vor den Augen der Riesen, und war also ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="45"/>
sie ihn, und sagten kleine Menschen hätten klugen Sinn, er sollte ihnen die Erbschaft vertheilen, das war ein Degen, wenn einer den in die Hand nahm, und sprach &#x2018;Köpf alle runter, nur meiner nicht,&#x2019; so lagen alle Köpfe auf der Erde; zweitens ein Mantel, wer den anzog, war unsichtbar; drittens ein paar Stiefeln, wenn man die an den Füßen hatte, und sich wohin wünschte, so war man gleich da. Er sprach sie müßten ihm die drei Stücke einmal geben, damit er sie probieren könnte, ob sie auch alle noch in gutem Stand wären. Da gaben sie ihm den Mantel, den that er um, und wünschte sich zu einer Fliege, alsbald war er eine Fliege. &#x2018;Der Mantel ist gut,&#x2019; sprach er, &#x2018;nun gebt mir einmal das Schwert.&#x2019; Sie sagten &#x2018;nein, das geben wir nicht! denn wenn du sprächst Köpf alle runter, nur meiner nicht! so wären unsere Köpfe alle herab, und du hättest deinen noch.&#x2019; Doch gaben sie es ihm, wenn ers an den Bäumen probieren wollte; das that er, und das Schwert war auch gut. Nun wollt er noch die Stiefeln haben, sie sprachen aber &#x2018;nein, die können wir nicht geben, wenn du die anhättest und sprächst du wolltest oben auf dem Berg sein, so stünden wir da unten, und hätten nichts.&#x2019; &#x2018;Nein,&#x2019; sprach er, &#x2018;das will ich nicht thun.&#x2019; Da gaben sie ihm die Stiefeln auch noch. Wie er nun alle drei Stücke hatte, so dachte er an nichts als an den goldenen Berg, und wünschte sich dahin, und verschwand alsbald vor den Augen der Riesen, und war also ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0055] sie ihn, und sagten kleine Menschen hätten klugen Sinn, er sollte ihnen die Erbschaft vertheilen, das war ein Degen, wenn einer den in die Hand nahm, und sprach ‘Köpf alle runter, nur meiner nicht,’ so lagen alle Köpfe auf der Erde; zweitens ein Mantel, wer den anzog, war unsichtbar; drittens ein paar Stiefeln, wenn man die an den Füßen hatte, und sich wohin wünschte, so war man gleich da. Er sprach sie müßten ihm die drei Stücke einmal geben, damit er sie probieren könnte, ob sie auch alle noch in gutem Stand wären. Da gaben sie ihm den Mantel, den that er um, und wünschte sich zu einer Fliege, alsbald war er eine Fliege. ‘Der Mantel ist gut,’ sprach er, ‘nun gebt mir einmal das Schwert.’ Sie sagten ‘nein, das geben wir nicht! denn wenn du sprächst Köpf alle runter, nur meiner nicht! so wären unsere Köpfe alle herab, und du hättest deinen noch.’ Doch gaben sie es ihm, wenn ers an den Bäumen probieren wollte; das that er, und das Schwert war auch gut. Nun wollt er noch die Stiefeln haben, sie sprachen aber ‘nein, die können wir nicht geben, wenn du die anhättest und sprächst du wolltest oben auf dem Berg sein, so stünden wir da unten, und hätten nichts.’ ‘Nein,’ sprach er, ‘das will ich nicht thun.’ Da gaben sie ihm die Stiefeln auch noch. Wie er nun alle drei Stücke hatte, so dachte er an nichts als an den goldenen Berg, und wünschte sich dahin, und verschwand alsbald vor den Augen der Riesen, und war also ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/55
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/55>, abgerufen am 12.05.2024.