Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloß, und sagte 'jetzt muß ich wieder zurück, den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.' 'O ja,' sagte der Mann, 'das kann ich wohl.' Wie sie sich nun trennen wollten, sprach der Mann 'wir wollen erst mit einander essen,' und sie aßen zusammen, und darauf nahm der Riese Abschied, und gieng heim. Der Mann aber gieng vorwärts Tag und Nacht bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Da stand es aber auf einem gläsernen Berge, und oben darauf sah er die verwünschte Jungfrau fahren. Nun wollte er hinauf zu ihr, aber wie er es auch anfieng, er glitschte immer wieder herunter. Da war er ganz betrübt, und sprach zu sich selbst 'am besten ist, du baust dir hier eine Hütte; Essen und Trinken hast du ja.' Also baute er sich eine Hütte, und saß darin ein ganzes Jahr, und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht hinauf zu ihr kommen.

Da sah er einmal aus seiner Hütte wie drei Riesen sich schlugen, und rief ihnen zu 'Gott sei mit euch!' Sie hielten bei dem Ruf inne, als sie aber niemand sahen, fiengen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals 'Gott sei mit euch!' sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal 'Gott sei mit euch!' und dachte 'du mußt doch sehen was die drei vorhaben,' gieng hin, und fragte warum sie so auf einander losschlügen. Da sagte der eine er hätte einen Stock gefunden, wenn er damit wider eine Thür schlüge, so spränge sie auf; der andere sagte er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den

Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloß, und sagte ‘jetzt muß ich wieder zurück, den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.’ ‘O ja,’ sagte der Mann, ‘das kann ich wohl.’ Wie sie sich nun trennen wollten, sprach der Mann ‘wir wollen erst mit einander essen,’ und sie aßen zusammen, und darauf nahm der Riese Abschied, und gieng heim. Der Mann aber gieng vorwärts Tag und Nacht bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Da stand es aber auf einem gläsernen Berge, und oben darauf sah er die verwünschte Jungfrau fahren. Nun wollte er hinauf zu ihr, aber wie er es auch anfieng, er glitschte immer wieder herunter. Da war er ganz betrübt, und sprach zu sich selbst ‘am besten ist, du baust dir hier eine Hütte; Essen und Trinken hast du ja.’ Also baute er sich eine Hütte, und saß darin ein ganzes Jahr, und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht hinauf zu ihr kommen.

Da sah er einmal aus seiner Hütte wie drei Riesen sich schlugen, und rief ihnen zu ‘Gott sei mit euch!’ Sie hielten bei dem Ruf inne, als sie aber niemand sahen, fiengen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals ‘Gott sei mit euch!’ sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal ‘Gott sei mit euch!’ und dachte ‘du mußt doch sehen was die drei vorhaben,’ gieng hin, und fragte warum sie so auf einander losschlügen. Da sagte der eine er hätte einen Stock gefunden, wenn er damit wider eine Thür schlüge, so spränge sie auf; der andere sagte er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="53"/>
Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloß, und sagte &#x2018;jetzt muß ich wieder zurück, den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.&#x2019; &#x2018;O ja,&#x2019; sagte der Mann, &#x2018;das kann ich wohl.&#x2019; Wie sie sich nun trennen wollten, sprach der Mann &#x2018;wir wollen erst mit einander essen,&#x2019; und sie aßen zusammen, und darauf nahm der Riese Abschied, und gieng heim. Der Mann aber gieng vorwärts Tag und Nacht bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Da stand es aber auf einem gläsernen Berge, und oben darauf sah er die verwünschte Jungfrau fahren. Nun wollte er hinauf zu ihr, aber wie er es auch anfieng, er glitschte immer wieder herunter. Da war er ganz betrübt, und sprach zu sich selbst &#x2018;am besten ist, du baust dir hier eine Hütte; Essen und Trinken hast du ja.&#x2019; Also baute er sich eine Hütte, und saß darin ein ganzes Jahr, und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht hinauf zu ihr kommen.</p><lb/>
        <p>Da sah er einmal aus seiner Hütte wie drei Riesen sich schlugen, und rief ihnen zu &#x2018;Gott sei mit euch!&#x2019; Sie hielten bei dem Ruf inne, als sie aber niemand sahen, fiengen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals &#x2018;Gott sei mit euch!&#x2019; sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal &#x2018;Gott sei mit euch!&#x2019; und dachte &#x2018;du mußt doch sehen was die drei vorhaben,&#x2019; gieng hin, und fragte warum sie so auf einander losschlügen. Da sagte der eine er hätte einen Stock gefunden, wenn er damit wider eine Thür schlüge, so spränge sie auf; der andere sagte er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0063] Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloß, und sagte ‘jetzt muß ich wieder zurück, den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.’ ‘O ja,’ sagte der Mann, ‘das kann ich wohl.’ Wie sie sich nun trennen wollten, sprach der Mann ‘wir wollen erst mit einander essen,’ und sie aßen zusammen, und darauf nahm der Riese Abschied, und gieng heim. Der Mann aber gieng vorwärts Tag und Nacht bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Da stand es aber auf einem gläsernen Berge, und oben darauf sah er die verwünschte Jungfrau fahren. Nun wollte er hinauf zu ihr, aber wie er es auch anfieng, er glitschte immer wieder herunter. Da war er ganz betrübt, und sprach zu sich selbst ‘am besten ist, du baust dir hier eine Hütte; Essen und Trinken hast du ja.’ Also baute er sich eine Hütte, und saß darin ein ganzes Jahr, und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht hinauf zu ihr kommen. Da sah er einmal aus seiner Hütte wie drei Riesen sich schlugen, und rief ihnen zu ‘Gott sei mit euch!’ Sie hielten bei dem Ruf inne, als sie aber niemand sahen, fiengen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals ‘Gott sei mit euch!’ sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal ‘Gott sei mit euch!’ und dachte ‘du mußt doch sehen was die drei vorhaben,’ gieng hin, und fragte warum sie so auf einander losschlügen. Da sagte der eine er hätte einen Stock gefunden, wenn er damit wider eine Thür schlüge, so spränge sie auf; der andere sagte er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/63
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/63>, abgerufen am 22.12.2024.