Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Brunnen in dem Hofe eines verwünschten Schlosses; und damit du dazu gelangst, gebe ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot. Mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor vor dem Schloß, so wird es aufspringen: inwendig werden dann zwei Löwen liegen, und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen: und dann eile dich, und hol von dem Wasser des Lebens, eh es zwölf schlägt, sonst geht das Thor wieder zu, und du bist eingesperrt.' Da dankte ihm der Prinz, und nahm die Ruthe und das Brot, gieng hin, und es war alles so, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf, und als er die Löwen gesänftigt hatte, gieng er in das Schloß hinein, und fand einen großen schönen Saal, und darin verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und nahm dann ein Schwert und ein Brot, das da lag. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küßte ihn, und sagte er hätte sie erlöst, und sollte ihr ganzes Reich haben; in einem Jahre sollt er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müßte sich aber eilen und daraus schöpfen eh es zwölf schlüge. Da gieng er weiter, und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schönes frischgedecktes Bett; und weil er müde war, wollt er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich, und schlief ein; wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam.

Brunnen in dem Hofe eines verwünschten Schlosses; und damit du dazu gelangst, gebe ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot. Mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor vor dem Schloß, so wird es aufspringen: inwendig werden dann zwei Löwen liegen, und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen: und dann eile dich, und hol von dem Wasser des Lebens, eh es zwölf schlägt, sonst geht das Thor wieder zu, und du bist eingesperrt.’ Da dankte ihm der Prinz, und nahm die Ruthe und das Brot, gieng hin, und es war alles so, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf, und als er die Löwen gesänftigt hatte, gieng er in das Schloß hinein, und fand einen großen schönen Saal, und darin verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und nahm dann ein Schwert und ein Brot, das da lag. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küßte ihn, und sagte er hätte sie erlöst, und sollte ihr ganzes Reich haben; in einem Jahre sollt er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müßte sich aber eilen und daraus schöpfen eh es zwölf schlüge. Da gieng er weiter, und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schönes frischgedecktes Bett; und weil er müde war, wollt er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich, und schlief ein; wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="73"/>
Brunnen in dem Hofe eines verwünschten Schlosses; und damit du dazu gelangst, gebe ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot. Mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor vor dem Schloß, so wird es aufspringen: inwendig werden dann zwei Löwen liegen, und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen: und dann eile dich, und hol von dem Wasser des Lebens, eh es zwölf schlägt, sonst geht das Thor wieder zu, und du bist eingesperrt.&#x2019; Da dankte ihm der Prinz, und nahm die Ruthe und das Brot, gieng hin, und es war alles so, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf, und als er die Löwen gesänftigt hatte, gieng er in das Schloß hinein, und fand einen großen schönen Saal, und darin verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und nahm dann ein Schwert und ein Brot, das da lag. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küßte ihn, und sagte er hätte sie erlöst, und sollte ihr ganzes Reich haben; in einem Jahre sollt er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müßte sich aber eilen und daraus schöpfen eh es zwölf schlüge. Da gieng er weiter, und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schönes frischgedecktes Bett; und weil er müde war, wollt er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich, und schlief ein; wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0083] Brunnen in dem Hofe eines verwünschten Schlosses; und damit du dazu gelangst, gebe ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot. Mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor vor dem Schloß, so wird es aufspringen: inwendig werden dann zwei Löwen liegen, und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen: und dann eile dich, und hol von dem Wasser des Lebens, eh es zwölf schlägt, sonst geht das Thor wieder zu, und du bist eingesperrt.’ Da dankte ihm der Prinz, und nahm die Ruthe und das Brot, gieng hin, und es war alles so, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf, und als er die Löwen gesänftigt hatte, gieng er in das Schloß hinein, und fand einen großen schönen Saal, und darin verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und nahm dann ein Schwert und ein Brot, das da lag. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küßte ihn, und sagte er hätte sie erlöst, und sollte ihr ganzes Reich haben; in einem Jahre sollt er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müßte sich aber eilen und daraus schöpfen eh es zwölf schlüge. Da gieng er weiter, und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schönes frischgedecktes Bett; und weil er müde war, wollt er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich, und schlief ein; wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/83
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/83>, abgerufen am 22.12.2024.