Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.Da dachte Hans 'es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen' und reichte ihm ein Stück Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmüthige Hans gab es ihm und sagte da wäre noch ein schönes Stück, damit sollte er zufrieden sein. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. 'Du wirst unverschämt' sagte Hans und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe, daß er die Schloßtreppe hinabsprang. Hans wollte ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, über ihn hin. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus. Hans eilte ihm bis in den Wald nach und sah wie er in eine Felsenhöhle schlüpfte. Hans kehrte nun heim, hatte sich aber die Stelle gemerkt. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzählte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht länger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte 'es ist euch ganz recht, warum seid ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seid so groß und habt euch von dem Zwerge Schläge geben lassen.' Sie nahmen darauf Korb und Seil und giengen alle drei zu der Felsenhöhle, in welche der Zwerg geschlüpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thüre, und als er sie öffnete, saß da eine bildschöne Jungfrau, nein so schön, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr Da dachte Hans ‘es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen’ und reichte ihm ein Stück Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmüthige Hans gab es ihm und sagte da wäre noch ein schönes Stück, damit sollte er zufrieden sein. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. ‘Du wirst unverschämt’ sagte Hans und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe, daß er die Schloßtreppe hinabsprang. Hans wollte ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, über ihn hin. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus. Hans eilte ihm bis in den Wald nach und sah wie er in eine Felsenhöhle schlüpfte. Hans kehrte nun heim, hatte sich aber die Stelle gemerkt. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzählte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht länger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte ‘es ist euch ganz recht, warum seid ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seid so groß und habt euch von dem Zwerge Schläge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil und giengen alle drei zu der Felsenhöhle, in welche der Zwerg geschlüpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thüre, und als er sie öffnete, saß da eine bildschöne Jungfrau, nein so schön, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0391" n="379"/> Da dachte Hans ‘es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen’ und reichte ihm ein Stück Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmüthige Hans gab es ihm und sagte da wäre noch ein schönes Stück, damit sollte er zufrieden sein. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. ‘Du wirst unverschämt’ sagte Hans und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe, daß er die Schloßtreppe hinabsprang. Hans wollte ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, über ihn hin. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus. Hans eilte ihm bis in den Wald nach und sah wie er in eine Felsenhöhle schlüpfte. Hans kehrte nun heim, hatte sich aber die Stelle gemerkt. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzählte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht länger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte ‘es ist euch ganz recht, warum seid ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seid so groß und habt euch von dem Zwerge Schläge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil und giengen alle drei zu der Felsenhöhle, in welche der Zwerg geschlüpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thüre, und als er sie öffnete, saß da eine bildschöne Jungfrau, nein so schön, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr </p> </div> </body> </text> </TEI> [379/0391]
Da dachte Hans ‘es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen’ und reichte ihm ein Stück Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmüthige Hans gab es ihm und sagte da wäre noch ein schönes Stück, damit sollte er zufrieden sein. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. ‘Du wirst unverschämt’ sagte Hans und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe, daß er die Schloßtreppe hinabsprang. Hans wollte ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, über ihn hin. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus. Hans eilte ihm bis in den Wald nach und sah wie er in eine Felsenhöhle schlüpfte. Hans kehrte nun heim, hatte sich aber die Stelle gemerkt. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzählte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht länger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte ‘es ist euch ganz recht, warum seid ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seid so groß und habt euch von dem Zwerge Schläge geben lassen.’ Sie nahmen darauf Korb und Seil und giengen alle drei zu der Felsenhöhle, in welche der Zwerg geschlüpft war, und ließen den Hans mit seinem Stab im Korb hinab. Als Hans auf dem Grund angelangt war, fand er eine Thüre, und als er sie öffnete, saß da eine bildschöne Jungfrau, nein so schön, daß es nicht zu sagen ist, und neben ihr
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