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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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Erde hervor käme. Da rief er 'wo bist du?' Die Stimme antwortete 'ich stecke da unten bei den Eichwurzeln. Laß mich heraus, laß mich heraus.' Der Schüler fieng an unter dem Baum aufzuräumen und bei den Wurzeln zu suchen, bis er endlich in einer kleinen Höhlung eine Glasflasche entdeckte. Er hob sie in die Höhe und hielt sie gegen das Licht, da sah er ein Ding, gleich einem Frosch gestaltet, das sprang darin auf und nieder. 'Laß mich heraus, laß mich heraus,' riefs von neuem, und der Schüler, der an nichts Böses dachte, nahm den Pfropfen von der Flasche ab. Alsbald stieg ein Geist heraus und fieng an zu wachsen, und wuchs so schnell, daß er in wenigen Augenblicken als ein entsetzlicher Kerl, so groß wie der halbe Baum, vor dem Schüler stand. 'Weißt du,' rief er mit einer fürchterlichen Stimme, 'was dein Lohn dafür ist, daß du mich heraus gelassen hast?' 'Nein,' antwortete der Schüler ohne Furcht, 'wie soll ich das wissen?' 'So will ich dirs sagen,' rief der Geist, 'den Hals muß ich dir dafür brechen.' 'Das hättest du mir früher sagen sollen,' antwortete der Schüler, 'so hätte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da müssen mehr Leute gefragt werden.' 'Mehr Leute hin, mehr Leute her,' rief der Geist, 'deinen verdienten Lohn den sollst du haben. Denkst du, ich wäre aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein, es war zu meiner Strafe; ich bin der großmächtige Merkurius, wer mich losläßt, dem muß ich den Hals brechen.' 'Sachte,' antwortete der Schüler, 'so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen hast und daß du der rechte Geist bist: kannst du auch wieder hinein,

Erde hervor käme. Da rief er ‘wo bist du?’ Die Stimme antwortete ‘ich stecke da unten bei den Eichwurzeln. Laß mich heraus, laß mich heraus.’ Der Schüler fieng an unter dem Baum aufzuräumen und bei den Wurzeln zu suchen, bis er endlich in einer kleinen Höhlung eine Glasflasche entdeckte. Er hob sie in die Höhe und hielt sie gegen das Licht, da sah er ein Ding, gleich einem Frosch gestaltet, das sprang darin auf und nieder. ‘Laß mich heraus, laß mich heraus,’ riefs von neuem, und der Schüler, der an nichts Böses dachte, nahm den Pfropfen von der Flasche ab. Alsbald stieg ein Geist heraus und fieng an zu wachsen, und wuchs so schnell, daß er in wenigen Augenblicken als ein entsetzlicher Kerl, so groß wie der halbe Baum, vor dem Schüler stand. ‘Weißt du,’ rief er mit einer fürchterlichen Stimme, ‘was dein Lohn dafür ist, daß du mich heraus gelassen hast?’ ‘Nein,’ antwortete der Schüler ohne Furcht, ‘wie soll ich das wissen?’ ‘So will ich dirs sagen,’ rief der Geist, ‘den Hals muß ich dir dafür brechen.’ ‘Das hättest du mir früher sagen sollen,’ antwortete der Schüler, ‘so hätte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da müssen mehr Leute gefragt werden.’ ‘Mehr Leute hin, mehr Leute her,’ rief der Geist, ‘deinen verdienten Lohn den sollst du haben. Denkst du, ich wäre aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein, es war zu meiner Strafe; ich bin der großmächtige Merkurius, wer mich losläßt, dem muß ich den Hals brechen.’ ‘Sachte,’ antwortete der Schüler, ‘so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen hast und daß du der rechte Geist bist: kannst du auch wieder hinein,

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[84/0096] Erde hervor käme. Da rief er ‘wo bist du?’ Die Stimme antwortete ‘ich stecke da unten bei den Eichwurzeln. Laß mich heraus, laß mich heraus.’ Der Schüler fieng an unter dem Baum aufzuräumen und bei den Wurzeln zu suchen, bis er endlich in einer kleinen Höhlung eine Glasflasche entdeckte. Er hob sie in die Höhe und hielt sie gegen das Licht, da sah er ein Ding, gleich einem Frosch gestaltet, das sprang darin auf und nieder. ‘Laß mich heraus, laß mich heraus,’ riefs von neuem, und der Schüler, der an nichts Böses dachte, nahm den Pfropfen von der Flasche ab. Alsbald stieg ein Geist heraus und fieng an zu wachsen, und wuchs so schnell, daß er in wenigen Augenblicken als ein entsetzlicher Kerl, so groß wie der halbe Baum, vor dem Schüler stand. ‘Weißt du,’ rief er mit einer fürchterlichen Stimme, ‘was dein Lohn dafür ist, daß du mich heraus gelassen hast?’ ‘Nein,’ antwortete der Schüler ohne Furcht, ‘wie soll ich das wissen?’ ‘So will ich dirs sagen,’ rief der Geist, ‘den Hals muß ich dir dafür brechen.’ ‘Das hättest du mir früher sagen sollen,’ antwortete der Schüler, ‘so hätte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da müssen mehr Leute gefragt werden.’ ‘Mehr Leute hin, mehr Leute her,’ rief der Geist, ‘deinen verdienten Lohn den sollst du haben. Denkst du, ich wäre aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein, es war zu meiner Strafe; ich bin der großmächtige Merkurius, wer mich losläßt, dem muß ich den Hals brechen.’ ‘Sachte,’ antwortete der Schüler, ‘so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen hast und daß du der rechte Geist bist: kannst du auch wieder hinein,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/96>, abgerufen am 22.11.2024.