Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.Er gab ihnen ein kleines Peitschchen und sprach 'peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch herum springen als ihr verlangt: ihr könnt dann wie große Herrn leben, Pferde halten und in Wagen fahren: nach Verlauf der sieben Jahre aber seid ihr mein eigen.' Dann hielt er ihnen ein Buch vor, in das mußten sie sich alle drei unterschreiben. 'Doch will ich euch,' sprach er, 'erst noch ein Räthsel aufgeben, könnt ihr das rathen, sollt ihr frei sein und aus meiner Gewalt entlassen.' Da flog der Drache von ihnen weg, und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken, thaten aber nichts Böses. Die Zeit verstrich ihnen schnell, und als es mit den sieben Jahren zu Ende gieng, ward zweien gewaltig angst und bang, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach 'Brüder, fürchtet nichts, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich errathe das Räthsel.' Sie giengen hinaus aufs Feld, saßen da und die zwei machten betrübte Gesichter. Da kam eine alte Frau daher, die fragte warum sie so traurig wären. 'Ach, was liegt euch daran, ihr könnt uns doch nicht helfen.' 'Wer weiß,' antwortete sie, 'vertraut mir nur euern Kummer.' Da erzählten sie ihr sie wären des Teufels Diener gewesen, fast sieben Jahre lang, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben, und wären ihm verfallen, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Räthsel auflösen könnten. Die Alte sprach, 'soll euch geholfen werden, so muß einer von euch in den Wald gehen, da wird er an eine eingestürzte Felsenwand kommen, die aussieht wie ein Häuschen, in das muß er eintreten, dann wird er Hilfe finden.' Die zwei traurigen dachten 'das wird uns doch nicht retten,' und blieben sitzen, der dritte aber, der lustige, machte sich auf und gieng so weit in den Er gab ihnen ein kleines Peitschchen und sprach ‘peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch herum springen als ihr verlangt: ihr könnt dann wie große Herrn leben, Pferde halten und in Wagen fahren: nach Verlauf der sieben Jahre aber seid ihr mein eigen.’ Dann hielt er ihnen ein Buch vor, in das mußten sie sich alle drei unterschreiben. ‘Doch will ich euch,’ sprach er, ‘erst noch ein Räthsel aufgeben, könnt ihr das rathen, sollt ihr frei sein und aus meiner Gewalt entlassen.’ Da flog der Drache von ihnen weg, und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken, thaten aber nichts Böses. Die Zeit verstrich ihnen schnell, und als es mit den sieben Jahren zu Ende gieng, ward zweien gewaltig angst und bang, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach ‘Brüder, fürchtet nichts, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich errathe das Räthsel.’ Sie giengen hinaus aufs Feld, saßen da und die zwei machten betrübte Gesichter. Da kam eine alte Frau daher, die fragte warum sie so traurig wären. ‘Ach, was liegt euch daran, ihr könnt uns doch nicht helfen.’ ‘Wer weiß,’ antwortete sie, ‘vertraut mir nur euern Kummer.’ Da erzählten sie ihr sie wären des Teufels Diener gewesen, fast sieben Jahre lang, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben, und wären ihm verfallen, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Räthsel auflösen könnten. Die Alte sprach, ‘soll euch geholfen werden, so muß einer von euch in den Wald gehen, da wird er an eine eingestürzte Felsenwand kommen, die aussieht wie ein Häuschen, in das muß er eintreten, dann wird er Hilfe finden.’ Die zwei traurigen dachten ‘das wird uns doch nicht retten,’ und blieben sitzen, der dritte aber, der lustige, machte sich auf und gieng so weit in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="187"/> Er gab ihnen ein kleines Peitschchen und sprach ‘peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch herum springen als ihr verlangt: ihr könnt dann wie große Herrn leben, Pferde halten und in Wagen fahren: nach Verlauf der sieben Jahre aber seid ihr mein eigen.’ Dann hielt er ihnen ein Buch vor, in das mußten sie sich alle drei unterschreiben. ‘Doch will ich euch,’ sprach er, ‘erst noch ein Räthsel aufgeben, könnt ihr das rathen, sollt ihr frei sein und aus meiner Gewalt entlassen.’ Da flog der Drache von ihnen weg, und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken, thaten aber nichts Böses. Die Zeit verstrich ihnen schnell, und als es mit den sieben Jahren zu Ende gieng, ward zweien gewaltig angst und bang, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach ‘Brüder, fürchtet nichts, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich errathe das Räthsel.’ Sie giengen hinaus aufs Feld, saßen da und die zwei machten betrübte Gesichter. Da kam eine alte Frau daher, die fragte warum sie so traurig wären. ‘Ach, was liegt euch daran, ihr könnt uns doch nicht helfen.’ ‘Wer weiß,’ antwortete sie, ‘vertraut mir nur euern Kummer.’ Da erzählten sie ihr sie wären des Teufels Diener gewesen, fast sieben Jahre lang, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben, und wären ihm verfallen, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Räthsel auflösen könnten. Die Alte sprach, ‘soll euch geholfen werden, so muß einer von euch in den Wald gehen, da wird er an eine eingestürzte Felsenwand kommen, die aussieht wie ein Häuschen, in das muß er eintreten, dann wird er Hilfe finden.’ Die zwei traurigen dachten ‘das wird uns doch nicht retten,’ und blieben sitzen, der dritte aber, der lustige, machte sich auf und gieng so weit in den </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0199]
Er gab ihnen ein kleines Peitschchen und sprach ‘peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch herum springen als ihr verlangt: ihr könnt dann wie große Herrn leben, Pferde halten und in Wagen fahren: nach Verlauf der sieben Jahre aber seid ihr mein eigen.’ Dann hielt er ihnen ein Buch vor, in das mußten sie sich alle drei unterschreiben. ‘Doch will ich euch,’ sprach er, ‘erst noch ein Räthsel aufgeben, könnt ihr das rathen, sollt ihr frei sein und aus meiner Gewalt entlassen.’ Da flog der Drache von ihnen weg, und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken, thaten aber nichts Böses. Die Zeit verstrich ihnen schnell, und als es mit den sieben Jahren zu Ende gieng, ward zweien gewaltig angst und bang, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach ‘Brüder, fürchtet nichts, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich errathe das Räthsel.’ Sie giengen hinaus aufs Feld, saßen da und die zwei machten betrübte Gesichter. Da kam eine alte Frau daher, die fragte warum sie so traurig wären. ‘Ach, was liegt euch daran, ihr könnt uns doch nicht helfen.’ ‘Wer weiß,’ antwortete sie, ‘vertraut mir nur euern Kummer.’ Da erzählten sie ihr sie wären des Teufels Diener gewesen, fast sieben Jahre lang, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben, und wären ihm verfallen, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Räthsel auflösen könnten. Die Alte sprach, ‘soll euch geholfen werden, so muß einer von euch in den Wald gehen, da wird er an eine eingestürzte Felsenwand kommen, die aussieht wie ein Häuschen, in das muß er eintreten, dann wird er Hilfe finden.’ Die zwei traurigen dachten ‘das wird uns doch nicht retten,’ und blieben sitzen, der dritte aber, der lustige, machte sich auf und gieng so weit in den
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