Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

'nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht daß du ihn vor mir auf behältst.' Er antwortete wieder 'ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.' Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, daß es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten. Er gieng damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach 'ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.' Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag giengs nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht weg nehmen, und er wollte ihr Gold nicht.

Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wußte nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge 'ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.' Die andern lachten und sprachen 'wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.' Als sie ausgezogen waren, gieng er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach 'was verlangst du?' 'Jch verlange ein starkes Roß, denn ich will in den Krieg ziehen.' 'Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.' Dann gieng der wilde

‘nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht daß du ihn vor mir auf behältst.’ Er antwortete wieder ‘ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.’ Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, daß es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten. Er gieng damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach ‘ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.’ Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag giengs nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht weg nehmen, und er wollte ihr Gold nicht.

Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wußte nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge ‘ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.’ Die andern lachten und sprachen ‘wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.’ Als sie ausgezogen waren, gieng er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach ‘was verlangst du?’ ‘Jch verlange ein starkes Roß, denn ich will in den Krieg ziehen.’ ‘Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.’ Dann gieng der wilde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0259" n="247"/>
&#x2018;nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht daß du ihn vor mir auf behältst.&#x2019; Er antwortete wieder &#x2018;ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.&#x2019; Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, daß es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten. Er gieng damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach &#x2018;ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.&#x2019; Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag giengs nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht weg nehmen, und er wollte ihr Gold nicht.</p><lb/>
        <p>Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wußte nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge &#x2018;ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.&#x2019; Die andern lachten und sprachen &#x2018;wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.&#x2019; Als sie ausgezogen waren, gieng er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach &#x2018;was verlangst du?&#x2019; &#x2018;Jch verlange ein starkes Roß, denn ich will in den Krieg ziehen.&#x2019; &#x2018;Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.&#x2019; Dann gieng der wilde
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0259] ‘nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht daß du ihn vor mir auf behältst.’ Er antwortete wieder ‘ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.’ Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, daß es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten. Er gieng damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach ‘ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.’ Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag giengs nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht weg nehmen, und er wollte ihr Gold nicht. Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wußte nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge ‘ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.’ Die andern lachten und sprachen ‘wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.’ Als sie ausgezogen waren, gieng er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach ‘was verlangst du?’ ‘Jch verlange ein starkes Roß, denn ich will in den Krieg ziehen.’ ‘Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.’ Dann gieng der wilde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (Harvard University): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-08T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/259
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/259>, abgerufen am 19.12.2024.