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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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sich auch selber vor die Egge und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald und riß zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge darauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles, als wär es ein Bund Stroh, nach seiner Eltern Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht und fragte 'wer ist der entsetzliche, große Mann?' Der Bauer sagte 'das ist unser Sohn.' Sie sprach 'nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding.' Sie rief ihm zu 'geh fort, wir wollen dich nicht.' Der Junge schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, alles wie sichs gehörte. Als er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank und sagte 'Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?' Da sagte sie 'ja' und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätten sie und ihr Mann acht Tage lang satt gehabt. Der Junge aber aß sie allein auf und fragte ob sie nicht mehr vorsetzen könnte? 'Nein,' sagte sie, 'das ist alles, was wir haben.' 'Das war ja nur zum Schmecken, ich muß mehr haben.' Sie getraute nicht ihm zu widerstehen, gieng hin und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. 'Endlich kommen noch ein paar Brocken' sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er 'Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.' Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie, und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater

sich auch selber vor die Egge und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald und riß zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge darauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles, als wär es ein Bund Stroh, nach seiner Eltern Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht und fragte ‘wer ist der entsetzliche, große Mann?’ Der Bauer sagte ‘das ist unser Sohn.’ Sie sprach ‘nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding.’ Sie rief ihm zu ‘geh fort, wir wollen dich nicht.’ Der Junge schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, alles wie sichs gehörte. Als er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank und sagte ‘Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?’ Da sagte sie ‘ja’ und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätten sie und ihr Mann acht Tage lang satt gehabt. Der Junge aber aß sie allein auf und fragte ob sie nicht mehr vorsetzen könnte? ‘Nein,’ sagte sie, ‘das ist alles, was wir haben.’ ‘Das war ja nur zum Schmecken, ich muß mehr haben.’ Sie getraute nicht ihm zu widerstehen, gieng hin und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. ‘Endlich kommen noch ein paar Brocken’ sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er ‘Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.’ Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie, und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater

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sich auch selber vor die Egge und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald und riß zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge darauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles, als wär es ein Bund Stroh, nach seiner Eltern Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht und fragte &#x2018;wer ist der entsetzliche, große Mann?&#x2019; Der Bauer sagte &#x2018;das ist unser Sohn.&#x2019; Sie sprach &#x2018;nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding.&#x2019; Sie rief ihm zu &#x2018;geh fort, wir wollen dich nicht.&#x2019; Der Junge schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, alles wie sichs gehörte. Als er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank und sagte &#x2018;Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?&#x2019; Da sagte sie &#x2018;ja&#x2019; und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätten sie und ihr Mann acht Tage lang satt gehabt. Der Junge aber aß sie allein auf und fragte ob sie nicht mehr vorsetzen könnte? &#x2018;Nein,&#x2019; sagte sie, &#x2018;das ist alles, was wir haben.&#x2019; &#x2018;Das war ja nur zum Schmecken, ich muß mehr haben.&#x2019; Sie getraute nicht ihm zu widerstehen, gieng hin und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. &#x2018;Endlich kommen noch ein paar Brocken&#x2019; sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er &#x2018;Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.&#x2019; Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie, und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater
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[22/0034] sich auch selber vor die Egge und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, gieng er in den Wald und riß zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge darauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles, als wär es ein Bund Stroh, nach seiner Eltern Haus. Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht und fragte ‘wer ist der entsetzliche, große Mann?’ Der Bauer sagte ‘das ist unser Sohn.’ Sie sprach ‘nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding.’ Sie rief ihm zu ‘geh fort, wir wollen dich nicht.’ Der Junge schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, alles wie sichs gehörte. Als er fertig war, gieng er in die Stube, setzte sich auf die Bank und sagte ‘Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?’ Da sagte sie ‘ja’ und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätten sie und ihr Mann acht Tage lang satt gehabt. Der Junge aber aß sie allein auf und fragte ob sie nicht mehr vorsetzen könnte? ‘Nein,’ sagte sie, ‘das ist alles, was wir haben.’ ‘Das war ja nur zum Schmecken, ich muß mehr haben.’ Sie getraute nicht ihm zu widerstehen, gieng hin und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. ‘Endlich kommen noch ein paar Brocken’ sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er ‘Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.’ Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie, und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/34>, abgerufen am 03.12.2024.