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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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und Äpfeln angefüllt waren. 'Aber, Mütterchen,' sprach er, 'wie kannst du das alles fortschaffen?' 'Jch muß sie tragen, lieber Herr,' antwortete sie, 'reicher Leute Kinder brauchen es nicht. Aber beim Bauer heißts

schau dich nicht um,
dein Buckel ist krumm.'

'Wollt ihr mir helfen?' sprach sie, als er bei ihr stehen blieb, 'ihr habt noch einen geraden Rücken und junge Beine, es wird euch ein leichtes sein. Auch ist mein Haus nicht so weit von hier: hinter dem Berge dort steht es auf einer Heide. Wie bald seid ihr da hinaufgesprungen.' Der junge Mann empfand Mitleiden mit der Alten, 'zwar ist mein Vater kein Bauer,' antwortete er, 'sondern ein reicher Graf, aber damit ihr seht daß die Bauern nicht allein tragen können, so will ich euer Bündel aufnehmen.' 'Wollt ihrs versuchen,' sprach sie, 'so soll mirs lieb sein. Eine Stunde weit werdet ihr freilich gehen müssen, aber was macht euch das aus! Dort die Äpfel und Birnen müßt ihr auch tragen.' Es kam dem jungen Grafen doch ein wenig bedenklich vor, als er von einer Stunde Wegs hörte, aber die Alte ließ ihn nicht wieder los, packte ihm das Tragtuch auf den Rücken und hieng ihm die beiden Körbe an den Arm. 'Seht ihr, es geht ganz leicht,' sagte sie. 'Nein es geht nicht leicht' antwortete der Graf und machte ein schmerzliches Gesicht, 'der Bündel drückt ja so schwer, als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.' Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. 'Seht einmal,' sprach sie spöttisch, 'der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,' fuhr sie fort, 'und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand

und Äpfeln angefüllt waren. ‘Aber, Mütterchen,’ sprach er, ‘wie kannst du das alles fortschaffen?’ ‘Jch muß sie tragen, lieber Herr,’ antwortete sie, ‘reicher Leute Kinder brauchen es nicht. Aber beim Bauer heißts

schau dich nicht um,
dein Buckel ist krumm.’

‘Wollt ihr mir helfen?’ sprach sie, als er bei ihr stehen blieb, ‘ihr habt noch einen geraden Rücken und junge Beine, es wird euch ein leichtes sein. Auch ist mein Haus nicht so weit von hier: hinter dem Berge dort steht es auf einer Heide. Wie bald seid ihr da hinaufgesprungen.’ Der junge Mann empfand Mitleiden mit der Alten, ‘zwar ist mein Vater kein Bauer,’ antwortete er, ‘sondern ein reicher Graf, aber damit ihr seht daß die Bauern nicht allein tragen können, so will ich euer Bündel aufnehmen.’ ‘Wollt ihrs versuchen,’ sprach sie, ‘so soll mirs lieb sein. Eine Stunde weit werdet ihr freilich gehen müssen, aber was macht euch das aus! Dort die Äpfel und Birnen müßt ihr auch tragen.’ Es kam dem jungen Grafen doch ein wenig bedenklich vor, als er von einer Stunde Wegs hörte, aber die Alte ließ ihn nicht wieder los, packte ihm das Tragtuch auf den Rücken und hieng ihm die beiden Körbe an den Arm. ‘Seht ihr, es geht ganz leicht,’ sagte sie. ‘Nein es geht nicht leicht’ antwortete der Graf und machte ein schmerzliches Gesicht, ‘der Bündel drückt ja so schwer, als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.’ Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. ‘Seht einmal,’ sprach sie spöttisch, ‘der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,’ fuhr sie fort, ‘und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand

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[363/0375] und Äpfeln angefüllt waren. ‘Aber, Mütterchen,’ sprach er, ‘wie kannst du das alles fortschaffen?’ ‘Jch muß sie tragen, lieber Herr,’ antwortete sie, ‘reicher Leute Kinder brauchen es nicht. Aber beim Bauer heißts schau dich nicht um, dein Buckel ist krumm.’ ‘Wollt ihr mir helfen?’ sprach sie, als er bei ihr stehen blieb, ‘ihr habt noch einen geraden Rücken und junge Beine, es wird euch ein leichtes sein. Auch ist mein Haus nicht so weit von hier: hinter dem Berge dort steht es auf einer Heide. Wie bald seid ihr da hinaufgesprungen.’ Der junge Mann empfand Mitleiden mit der Alten, ‘zwar ist mein Vater kein Bauer,’ antwortete er, ‘sondern ein reicher Graf, aber damit ihr seht daß die Bauern nicht allein tragen können, so will ich euer Bündel aufnehmen.’ ‘Wollt ihrs versuchen,’ sprach sie, ‘so soll mirs lieb sein. Eine Stunde weit werdet ihr freilich gehen müssen, aber was macht euch das aus! Dort die Äpfel und Birnen müßt ihr auch tragen.’ Es kam dem jungen Grafen doch ein wenig bedenklich vor, als er von einer Stunde Wegs hörte, aber die Alte ließ ihn nicht wieder los, packte ihm das Tragtuch auf den Rücken und hieng ihm die beiden Körbe an den Arm. ‘Seht ihr, es geht ganz leicht,’ sagte sie. ‘Nein es geht nicht leicht’ antwortete der Graf und machte ein schmerzliches Gesicht, ‘der Bündel drückt ja so schwer, als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.’ Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. ‘Seht einmal,’ sprach sie spöttisch, ‘der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,’ fuhr sie fort, ‘und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/375>, abgerufen am 22.11.2024.