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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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189.
Der Bauer und der Teufel.

Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein, von dessen Streichen viel zu erzählen wäre: die schönste Geschichte ist aber doch, wie er den Teufel einmal dran gekriegt und zum Narren gehabt hat.

Das Bäuerlein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt als die Dämmerung schon eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als er voll Verwunderung hinzugieng, so saß oben auf der Glut ein kleiner schwarzer Teufel. 'Du sitzest wohl auf einem Schatz?' sprach das Bäuerlein. 'Ja wohl,' antwortete der Teufel, 'auf einem Schatz, der mehr Gold und Silber enthält als du dein Lebtag gesehen hast.' 'Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir' sprach das Bäuerlein. 'Er ist dein' antwortete der Teufel, 'wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde.' Das Bäuerlein gieng auf den Handel ein. 'Damit aber kein Streit bei der Theilung entsteht,' sprach es, 'so soll dir gehören was über der Erde ist und mir was unter der Erde ist.' Dem Teufel gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und das Bäuerlein, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. 'Einmal hast du den Vortheil gehabt,' sprach der Teufel, 'aber für das nächstemal

189.
Der Bauer und der Teufel.

Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein, von dessen Streichen viel zu erzählen wäre: die schönste Geschichte ist aber doch, wie er den Teufel einmal dran gekriegt und zum Narren gehabt hat.

Das Bäuerlein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt als die Dämmerung schon eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als er voll Verwunderung hinzugieng, so saß oben auf der Glut ein kleiner schwarzer Teufel. ‘Du sitzest wohl auf einem Schatz?’ sprach das Bäuerlein. ‘Ja wohl,’ antwortete der Teufel, ‘auf einem Schatz, der mehr Gold und Silber enthält als du dein Lebtag gesehen hast.’ ‘Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir’ sprach das Bäuerlein. ‘Er ist dein’ antwortete der Teufel, ‘wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde.’ Das Bäuerlein gieng auf den Handel ein. ‘Damit aber kein Streit bei der Theilung entsteht,’ sprach es, ‘so soll dir gehören was über der Erde ist und mir was unter der Erde ist.’ Dem Teufel gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und das Bäuerlein, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. ‘Einmal hast du den Vortheil gehabt,’ sprach der Teufel, ‘aber für das nächstemal

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[411/0423] 189. Der Bauer und der Teufel. Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein, von dessen Streichen viel zu erzählen wäre: die schönste Geschichte ist aber doch, wie er den Teufel einmal dran gekriegt und zum Narren gehabt hat. Das Bäuerlein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt als die Dämmerung schon eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als er voll Verwunderung hinzugieng, so saß oben auf der Glut ein kleiner schwarzer Teufel. ‘Du sitzest wohl auf einem Schatz?’ sprach das Bäuerlein. ‘Ja wohl,’ antwortete der Teufel, ‘auf einem Schatz, der mehr Gold und Silber enthält als du dein Lebtag gesehen hast.’ ‘Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir’ sprach das Bäuerlein. ‘Er ist dein’ antwortete der Teufel, ‘wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde.’ Das Bäuerlein gieng auf den Handel ein. ‘Damit aber kein Streit bei der Theilung entsteht,’ sprach es, ‘so soll dir gehören was über der Erde ist und mir was unter der Erde ist.’ Dem Teufel gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und das Bäuerlein, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. ‘Einmal hast du den Vortheil gehabt,’ sprach der Teufel, ‘aber für das nächstemal

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/423>, abgerufen am 26.11.2024.