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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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aussah und klebte sich einen grauen Bart an das Kinn. Als er endlich ganz unkenntlich war, nahm er den Sack, in dem die Krebse gewesen waren, gieng in die Kirche und stieg auf die Kanzel. Die Thurmuhr schlug eben zwölf: als der letzte Schlag verklungen war, rief er mit lauter gellender Stimme 'hört an, ihr sündigen Menschen, das Ende aller Dinge ist gekommen, der jüngste Tag ist nahe: hört an, hört an. Wer mit mir in den Himmel will, der krieche in den Sack. Jch bin Petrus, der die Himmelsthüre öffnet und schließt. Seht ihr draußen auf dem Gottesacker wandeln die Gestorbenen und sammeln ihre Gebeine zusammen. Kommt, kommt und kriecht in den Sack, die Welt geht unter.' Das Geschrei erschallte durch das ganze Dorf. Der Pfarrer und der Küster, die zunächst an der Kirche wohnten, hatten es zuerst vernommen, und als sie die Lichter erblickten, die auf dem Gottesacker umher wandelten, merkten sie daß etwas Ungewöhnliches vorgieng und traten sie in die Kirche ein. Sie hörten der Predigt eine Weile zu, da stieß der Küster den Pfarrer an und sprach 'es wäre nicht übel, wenn wir die Gelegenheit benutzten und zusammen vor dem Einbruch des jüngsten Tags auf eine leichte Art in den Himmel kämen.' 'Freilich,' erwiederte der Pfarrer, 'das sind auch meine Gedanken gewesen; habt ihr Lust, so wollen wir uns auf den Weg machen.' 'Ja,' antwortete der Küster, 'aber ihr, Herr Pfarrer, habt den Vortritt, ich folge nach.' Der Pfarrer schritt also vor und stieg auf die Kanzel, wo der Meister den Sack öffnete. Der Pfarrer kroch zuerst hinein, dann der Küster. Gleich band der Meister den Sack fest zu, packte ihn am Bausch und schleifte ihn die Kanzeltreppe hinab: so oft die Köpfe der beiden Thoren auf die Stufen aufschlugen, rief er 'jetzt gehts schon über die Berge.' Dann zog er sie auf gleiche Weise durch das Dorf, und wenn sie durch Pfützen kamen, rief er 'jetzt gehts schon durch die nassen Wolken,' und als er sie endlich die Schloßtreppe hinaufzog, so rief

aussah und klebte sich einen grauen Bart an das Kinn. Als er endlich ganz unkenntlich war, nahm er den Sack, in dem die Krebse gewesen waren, gieng in die Kirche und stieg auf die Kanzel. Die Thurmuhr schlug eben zwölf: als der letzte Schlag verklungen war, rief er mit lauter gellender Stimme ‘hört an, ihr sündigen Menschen, das Ende aller Dinge ist gekommen, der jüngste Tag ist nahe: hört an, hört an. Wer mit mir in den Himmel will, der krieche in den Sack. Jch bin Petrus, der die Himmelsthüre öffnet und schließt. Seht ihr draußen auf dem Gottesacker wandeln die Gestorbenen und sammeln ihre Gebeine zusammen. Kommt, kommt und kriecht in den Sack, die Welt geht unter.’ Das Geschrei erschallte durch das ganze Dorf. Der Pfarrer und der Küster, die zunächst an der Kirche wohnten, hatten es zuerst vernommen, und als sie die Lichter erblickten, die auf dem Gottesacker umher wandelten, merkten sie daß etwas Ungewöhnliches vorgieng und traten sie in die Kirche ein. Sie hörten der Predigt eine Weile zu, da stieß der Küster den Pfarrer an und sprach ‘es wäre nicht übel, wenn wir die Gelegenheit benutzten und zusammen vor dem Einbruch des jüngsten Tags auf eine leichte Art in den Himmel kämen.’ ‘Freilich,’ erwiederte der Pfarrer, ‘das sind auch meine Gedanken gewesen; habt ihr Lust, so wollen wir uns auf den Weg machen.’ ‘Ja,’ antwortete der Küster, ‘aber ihr, Herr Pfarrer, habt den Vortritt, ich folge nach.’ Der Pfarrer schritt also vor und stieg auf die Kanzel, wo der Meister den Sack öffnete. Der Pfarrer kroch zuerst hinein, dann der Küster. Gleich band der Meister den Sack fest zu, packte ihn am Bausch und schleifte ihn die Kanzeltreppe hinab: so oft die Köpfe der beiden Thoren auf die Stufen aufschlugen, rief er ‘jetzt gehts schon über die Berge.’ Dann zog er sie auf gleiche Weise durch das Dorf, und wenn sie durch Pfützen kamen, rief er ‘jetzt gehts schon durch die nassen Wolken,’ und als er sie endlich die Schloßtreppe hinaufzog, so rief

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aussah und klebte sich einen grauen Bart an das Kinn. Als er endlich ganz unkenntlich war, nahm er den Sack, in dem die Krebse gewesen waren, gieng in die Kirche und stieg auf die Kanzel. Die Thurmuhr schlug eben zwölf: als der letzte Schlag verklungen war, rief er mit lauter gellender Stimme &#x2018;hört an, ihr sündigen Menschen, das Ende aller Dinge ist gekommen, der jüngste Tag ist nahe: hört an, hört an. Wer mit mir in den Himmel will, der krieche in den Sack. Jch bin Petrus, der die Himmelsthüre öffnet und schließt. Seht ihr draußen auf dem Gottesacker wandeln die Gestorbenen und sammeln ihre Gebeine zusammen. Kommt, kommt und kriecht in den Sack, die Welt geht unter.&#x2019; Das Geschrei erschallte durch das ganze Dorf. Der Pfarrer und der Küster, die zunächst an der Kirche wohnten, hatten es zuerst vernommen, und als sie die Lichter erblickten, die auf dem Gottesacker umher wandelten, merkten sie daß etwas Ungewöhnliches vorgieng und traten sie in die Kirche ein. Sie hörten der Predigt eine Weile zu, da stieß der Küster den Pfarrer an und sprach &#x2018;es wäre nicht übel, wenn wir die Gelegenheit benutzten und zusammen vor dem Einbruch des jüngsten Tags auf eine leichte Art in den Himmel kämen.&#x2019; &#x2018;Freilich,&#x2019; erwiederte der Pfarrer, &#x2018;das sind auch meine Gedanken gewesen; habt ihr Lust, so wollen wir uns auf den Weg machen.&#x2019; &#x2018;Ja,&#x2019; antwortete der Küster, &#x2018;aber ihr, Herr Pfarrer, habt den Vortritt, ich folge nach.&#x2019; Der Pfarrer schritt also vor und stieg auf die Kanzel, wo der Meister den Sack öffnete. Der Pfarrer kroch zuerst hinein, dann der Küster. Gleich band der Meister den Sack fest zu, packte ihn am Bausch und schleifte ihn die Kanzeltreppe hinab: so oft die Köpfe der beiden Thoren auf die Stufen aufschlugen, rief er &#x2018;jetzt gehts schon über die Berge.&#x2019; Dann zog er sie auf gleiche Weise durch das Dorf, und wenn sie durch Pfützen kamen, rief er &#x2018;jetzt gehts schon durch die nassen Wolken,&#x2019; und als er sie endlich die Schloßtreppe hinaufzog, so rief
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[425/0437] aussah und klebte sich einen grauen Bart an das Kinn. Als er endlich ganz unkenntlich war, nahm er den Sack, in dem die Krebse gewesen waren, gieng in die Kirche und stieg auf die Kanzel. Die Thurmuhr schlug eben zwölf: als der letzte Schlag verklungen war, rief er mit lauter gellender Stimme ‘hört an, ihr sündigen Menschen, das Ende aller Dinge ist gekommen, der jüngste Tag ist nahe: hört an, hört an. Wer mit mir in den Himmel will, der krieche in den Sack. Jch bin Petrus, der die Himmelsthüre öffnet und schließt. Seht ihr draußen auf dem Gottesacker wandeln die Gestorbenen und sammeln ihre Gebeine zusammen. Kommt, kommt und kriecht in den Sack, die Welt geht unter.’ Das Geschrei erschallte durch das ganze Dorf. Der Pfarrer und der Küster, die zunächst an der Kirche wohnten, hatten es zuerst vernommen, und als sie die Lichter erblickten, die auf dem Gottesacker umher wandelten, merkten sie daß etwas Ungewöhnliches vorgieng und traten sie in die Kirche ein. Sie hörten der Predigt eine Weile zu, da stieß der Küster den Pfarrer an und sprach ‘es wäre nicht übel, wenn wir die Gelegenheit benutzten und zusammen vor dem Einbruch des jüngsten Tags auf eine leichte Art in den Himmel kämen.’ ‘Freilich,’ erwiederte der Pfarrer, ‘das sind auch meine Gedanken gewesen; habt ihr Lust, so wollen wir uns auf den Weg machen.’ ‘Ja,’ antwortete der Küster, ‘aber ihr, Herr Pfarrer, habt den Vortritt, ich folge nach.’ Der Pfarrer schritt also vor und stieg auf die Kanzel, wo der Meister den Sack öffnete. Der Pfarrer kroch zuerst hinein, dann der Küster. Gleich band der Meister den Sack fest zu, packte ihn am Bausch und schleifte ihn die Kanzeltreppe hinab: so oft die Köpfe der beiden Thoren auf die Stufen aufschlugen, rief er ‘jetzt gehts schon über die Berge.’ Dann zog er sie auf gleiche Weise durch das Dorf, und wenn sie durch Pfützen kamen, rief er ‘jetzt gehts schon durch die nassen Wolken,’ und als er sie endlich die Schloßtreppe hinaufzog, so rief

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/437>, abgerufen am 24.11.2024.