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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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und die Braut schon angelangt, bei ihrer großen Häßlichkeit aber ließ sie sich vor niemand sehen und schloß sich in ihre Kammer ein, und die Jungfrau Maleen mußte ihr das Essen aus der Küche bringen. Als der Tag heran kam, wo die Braut mit dem Bräutigam in die Kirche gehen sollte, so schämte sie sich ihrer Häßlichkeit und fürchtete wenn sie sich auf der Straße zeigte, würde sie von den Leuten verspottet und ausgelacht. Da sprach sie zur Jungfrau Maleen 'dir steht ein großes Glück bevor, ich habe mir den Fuß vertreten und kann nicht gut über die Straße gehen: du sollst meine Brautkleider anziehen und meine Stelle einnehmen: eine größere Ehre kann dir nicht zu Theil werden.' Die Jungfrau Maleen aber schlug es aus und sagte 'ich verlange keine Ehre, die mir nicht gebührt.' Es war auch vergeblich daß sie ihr Gold anbot. Endlich sprach sie zornig 'wenn du mir nicht gehorchst, so kostet es dir dein Leben: ich brauche nur ein Wort zu sagen, so wird dir der Kopf vor die Füße gelegt.' Da mußte sie gehorchen und die prächtigen Kleider der Braut sammt ihrem Schmuck anlegen. Als sie in den königlichen Saal eintrat erstaunten alle über ihre große Schönheit und der König sagte zu seinem Sohn 'das ist die Braut, die ich dir ausgewählt habe und die du zur Kirche führen sollst.' Der Bräutigam erstaunte und dachte 'sie gleicht meiner Jungfrau Maleen, und ich würde glauben sie wäre es selbst, aber die sitzt schon lange im Thurn gefangen oder ist todt.' Er nahm sie an der Hand und führte sie zur Kirche. An dem Wege stand ein Brennesselbusch, da sprach sie

'Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
ik hef de Tyt geweten
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten.'

und die Braut schon angelangt, bei ihrer großen Häßlichkeit aber ließ sie sich vor niemand sehen und schloß sich in ihre Kammer ein, und die Jungfrau Maleen mußte ihr das Essen aus der Küche bringen. Als der Tag heran kam, wo die Braut mit dem Bräutigam in die Kirche gehen sollte, so schämte sie sich ihrer Häßlichkeit und fürchtete wenn sie sich auf der Straße zeigte, würde sie von den Leuten verspottet und ausgelacht. Da sprach sie zur Jungfrau Maleen ‘dir steht ein großes Glück bevor, ich habe mir den Fuß vertreten und kann nicht gut über die Straße gehen: du sollst meine Brautkleider anziehen und meine Stelle einnehmen: eine größere Ehre kann dir nicht zu Theil werden.’ Die Jungfrau Maleen aber schlug es aus und sagte ‘ich verlange keine Ehre, die mir nicht gebührt.’ Es war auch vergeblich daß sie ihr Gold anbot. Endlich sprach sie zornig ‘wenn du mir nicht gehorchst, so kostet es dir dein Leben: ich brauche nur ein Wort zu sagen, so wird dir der Kopf vor die Füße gelegt.’ Da mußte sie gehorchen und die prächtigen Kleider der Braut sammt ihrem Schmuck anlegen. Als sie in den königlichen Saal eintrat erstaunten alle über ihre große Schönheit und der König sagte zu seinem Sohn ‘das ist die Braut, die ich dir ausgewählt habe und die du zur Kirche führen sollst.’ Der Bräutigam erstaunte und dachte ‘sie gleicht meiner Jungfrau Maleen, und ich würde glauben sie wäre es selbst, aber die sitzt schon lange im Thurn gefangen oder ist todt.’ Er nahm sie an der Hand und führte sie zur Kirche. An dem Wege stand ein Brennesselbusch, da sprach sie

‘Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
ik hef de Tyt geweten
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten.’
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[452/0464] und die Braut schon angelangt, bei ihrer großen Häßlichkeit aber ließ sie sich vor niemand sehen und schloß sich in ihre Kammer ein, und die Jungfrau Maleen mußte ihr das Essen aus der Küche bringen. Als der Tag heran kam, wo die Braut mit dem Bräutigam in die Kirche gehen sollte, so schämte sie sich ihrer Häßlichkeit und fürchtete wenn sie sich auf der Straße zeigte, würde sie von den Leuten verspottet und ausgelacht. Da sprach sie zur Jungfrau Maleen ‘dir steht ein großes Glück bevor, ich habe mir den Fuß vertreten und kann nicht gut über die Straße gehen: du sollst meine Brautkleider anziehen und meine Stelle einnehmen: eine größere Ehre kann dir nicht zu Theil werden.’ Die Jungfrau Maleen aber schlug es aus und sagte ‘ich verlange keine Ehre, die mir nicht gebührt.’ Es war auch vergeblich daß sie ihr Gold anbot. Endlich sprach sie zornig ‘wenn du mir nicht gehorchst, so kostet es dir dein Leben: ich brauche nur ein Wort zu sagen, so wird dir der Kopf vor die Füße gelegt.’ Da mußte sie gehorchen und die prächtigen Kleider der Braut sammt ihrem Schmuck anlegen. Als sie in den königlichen Saal eintrat erstaunten alle über ihre große Schönheit und der König sagte zu seinem Sohn ‘das ist die Braut, die ich dir ausgewählt habe und die du zur Kirche führen sollst.’ Der Bräutigam erstaunte und dachte ‘sie gleicht meiner Jungfrau Maleen, und ich würde glauben sie wäre es selbst, aber die sitzt schon lange im Thurn gefangen oder ist todt.’ Er nahm sie an der Hand und führte sie zur Kirche. An dem Wege stand ein Brennesselbusch, da sprach sie ‘Brennettelbusch, Brennettelbusch so klene, wat steist du hier allene? ik hef de Tyt geweten da hef ik dy ungesaden ungebraden eten.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/464>, abgerufen am 23.11.2024.