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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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einbrach. 'Wir kommen aus dem Wald nicht heraus' sprach der Soldat, 'aber ich sehe dort in der Ferne ein Licht schimmern, da wirds etwas zu essen geben.' Sie fanden ein Steinhaus, klopften an die Thüre und ein altes Weib öffnete. 'Wir suchen ein Nachtquartier' sprach der Soldat, 'und etwas Unterfutter für den Magen, denn der meinige ist so leer wie ein alter Tornister.' 'Hier könnt ihr nicht bleiben,' antwortete die Alte, 'das ist ein Räuberhaus, und ihr thut am klügsten daß ihr euch fortmacht, bevor sie heim kommen, denn finden sie euch, so seid ihr verloren.' 'Es wird so schlimm nicht sein,' antwortete der Soldat, 'ich habe seit zwei Tagen keinen Bissen genossen, und es ist mir einerlei ob ich hier umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Jch gehe herein.' Der Jäger wollte nicht folgen, aber der Soldat zog ihn am Ermel mit sich: 'komm, Bruderherz, es wird nicht gleich an den Kragen gehen.' Die Alte hatte Mitleiden und sagte 'kriecht hinter den Ofen, wenn sie etwas übrig lassen und eingeschlafen sind, so will ichs euch zustecken.' Kaum saßen sie in der Ecke, so kamen zwölf Räuber herein gestürmt, setzten sich an den Tisch, der schon gedeckt war, und forderten mit Ungestüm das Essen. Die Alte trug einen großen Braten herein, und die Räuber ließen sichs wohl schmecken. Als der Geruch von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er zum Jäger 'ich halts nicht länger aus, ich setze mich an den Tisch und esse mit.' 'Du bringst uns ums Leben' sprach der Jäger und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat fieng an laut zu husten. Als die Räuber das hörten, warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und entdeckten die beiden hinter dem Ofen. 'Aha, ihr Herrn,' riefen sie, 'sitzt ihr in der Ecke? was wollt ihr hier? seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? wartet, ihr sollt an einem dürren Ast das Fliegen lernen.' 'Nur manierlich' sprach der Soldat, 'mich hungert, gebt mir zu essen, hernach könnt ihr mit mir machen was ihr wollt.' Die Räuber stutzten und der

einbrach. ‘Wir kommen aus dem Wald nicht heraus’ sprach der Soldat, ‘aber ich sehe dort in der Ferne ein Licht schimmern, da wirds etwas zu essen geben.’ Sie fanden ein Steinhaus, klopften an die Thüre und ein altes Weib öffnete. ‘Wir suchen ein Nachtquartier’ sprach der Soldat, ‘und etwas Unterfutter für den Magen, denn der meinige ist so leer wie ein alter Tornister.’ ‘Hier könnt ihr nicht bleiben,’ antwortete die Alte, ‘das ist ein Räuberhaus, und ihr thut am klügsten daß ihr euch fortmacht, bevor sie heim kommen, denn finden sie euch, so seid ihr verloren.’ ‘Es wird so schlimm nicht sein,’ antwortete der Soldat, ‘ich habe seit zwei Tagen keinen Bissen genossen, und es ist mir einerlei ob ich hier umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Jch gehe herein.’ Der Jäger wollte nicht folgen, aber der Soldat zog ihn am Ermel mit sich: ‘komm, Bruderherz, es wird nicht gleich an den Kragen gehen.’ Die Alte hatte Mitleiden und sagte ‘kriecht hinter den Ofen, wenn sie etwas übrig lassen und eingeschlafen sind, so will ichs euch zustecken.’ Kaum saßen sie in der Ecke, so kamen zwölf Räuber herein gestürmt, setzten sich an den Tisch, der schon gedeckt war, und forderten mit Ungestüm das Essen. Die Alte trug einen großen Braten herein, und die Räuber ließen sichs wohl schmecken. Als der Geruch von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er zum Jäger ‘ich halts nicht länger aus, ich setze mich an den Tisch und esse mit.’ ‘Du bringst uns ums Leben’ sprach der Jäger und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat fieng an laut zu husten. Als die Räuber das hörten, warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und entdeckten die beiden hinter dem Ofen. ‘Aha, ihr Herrn,’ riefen sie, ‘sitzt ihr in der Ecke? was wollt ihr hier? seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? wartet, ihr sollt an einem dürren Ast das Fliegen lernen.’ ‘Nur manierlich’ sprach der Soldat, ‘mich hungert, gebt mir zu essen, hernach könnt ihr mit mir machen was ihr wollt.’ Die Räuber stutzten und der

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[458/0470] einbrach. ‘Wir kommen aus dem Wald nicht heraus’ sprach der Soldat, ‘aber ich sehe dort in der Ferne ein Licht schimmern, da wirds etwas zu essen geben.’ Sie fanden ein Steinhaus, klopften an die Thüre und ein altes Weib öffnete. ‘Wir suchen ein Nachtquartier’ sprach der Soldat, ‘und etwas Unterfutter für den Magen, denn der meinige ist so leer wie ein alter Tornister.’ ‘Hier könnt ihr nicht bleiben,’ antwortete die Alte, ‘das ist ein Räuberhaus, und ihr thut am klügsten daß ihr euch fortmacht, bevor sie heim kommen, denn finden sie euch, so seid ihr verloren.’ ‘Es wird so schlimm nicht sein,’ antwortete der Soldat, ‘ich habe seit zwei Tagen keinen Bissen genossen, und es ist mir einerlei ob ich hier umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Jch gehe herein.’ Der Jäger wollte nicht folgen, aber der Soldat zog ihn am Ermel mit sich: ‘komm, Bruderherz, es wird nicht gleich an den Kragen gehen.’ Die Alte hatte Mitleiden und sagte ‘kriecht hinter den Ofen, wenn sie etwas übrig lassen und eingeschlafen sind, so will ichs euch zustecken.’ Kaum saßen sie in der Ecke, so kamen zwölf Räuber herein gestürmt, setzten sich an den Tisch, der schon gedeckt war, und forderten mit Ungestüm das Essen. Die Alte trug einen großen Braten herein, und die Räuber ließen sichs wohl schmecken. Als der Geruch von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er zum Jäger ‘ich halts nicht länger aus, ich setze mich an den Tisch und esse mit.’ ‘Du bringst uns ums Leben’ sprach der Jäger und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat fieng an laut zu husten. Als die Räuber das hörten, warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und entdeckten die beiden hinter dem Ofen. ‘Aha, ihr Herrn,’ riefen sie, ‘sitzt ihr in der Ecke? was wollt ihr hier? seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? wartet, ihr sollt an einem dürren Ast das Fliegen lernen.’ ‘Nur manierlich’ sprach der Soldat, ‘mich hungert, gebt mir zu essen, hernach könnt ihr mit mir machen was ihr wollt.’ Die Räuber stutzten und der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/470>, abgerufen am 27.11.2024.