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Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.

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hingegen wurde er erst für die Lieder recht üblich 89), die wir
inzwischen auch ohne den ausdrücklichen Namen für Meisterge-
sänge erkennen.

Die Anführung der nachstehenden Beweisstellen wäre bei-
nahe überflüssig, daher ich viele andere auslasse.

1. Im Wartburger Krieg kommt mehrmals das Wort Meister
für Singer vor, und merkwürdig setzt die maneßische H. S.
das erste, da wo die Wiener das letzte hat. Beide mithin
hier in gleicher Bedeutung (d. h. ohne daß dabei an eine
gewisse Stufe von Vortrefflichkeit gedacht wurde), und die
Dichter, wovon die Rede, anerkannte Meistersinger.
2. Im Tyturel Str. 542. Meistersang; 632. hohe Meister;
1140. Meister; 2395: so süng ich Meister; 4897. 5814.
Lauter Stellen, wo die Beziehung auf Gesang und Dicht-
kunst nicht zu verkennen. 5295. 96. wird auch der allge-
meine Sinn gerechtfertigt, denn an aller Kunst vermöge
man Meisterschaft zu erwerben.
3. Gottfried im Tristan 4616. Meister für Sänger. Dage-
gen wenn Isalde den Tristan Meister anredet (11440.
11524.) ist: Herr darunter zu verstehen. Vriberc gedenkt
im Eingang des Meisters u. s. meisterlichen Werks. 2574
der besseren Meister.
4. Der Truchseß von Singenberg 1. 157. bezieht sich bei der
Nachahmung eines von Walters Liedern auf den Meister,
der eh von der Nebelkrähe gesungen. Das: "lügen un-
sere Meister nicht" in dem vorhergehenden Lied, kann
gern allgemeiner genommen werden. Anderwärts (Adelung
1. 100.) nennt er den Walter: unseres Sanges Meister.
Sangmeister haben noch spätere Chroniken und Tabula-
turen gleichbedeutend mit Meistersinger.

89) Docen ist in der Verlegenheit, daß er für seine Meisterfinger
und Meistersänger nur das eine Wort: Meistersang gebrauchen
kann.

hingegen wurde er erſt fuͤr die Lieder recht uͤblich 89), die wir
inzwiſchen auch ohne den ausdruͤcklichen Namen fuͤr Meiſterge-
ſaͤnge erkennen.

Die Anfuͤhrung der nachſtehenden Beweisſtellen waͤre bei-
nahe uͤberfluͤſſig, daher ich viele andere auslaſſe.

1. Im Wartburger Krieg kommt mehrmals das Wort Meiſter
fuͤr Singer vor, und merkwuͤrdig ſetzt die maneßiſche H. S.
das erſte, da wo die Wiener das letzte hat. Beide mithin
hier in gleicher Bedeutung (d. h. ohne daß dabei an eine
gewiſſe Stufe von Vortrefflichkeit gedacht wurde), und die
Dichter, wovon die Rede, anerkannte Meiſterſinger.
2. Im Tyturel Str. 542. Meiſterſang; 632. hohe Meiſter;
1140. Meiſter; 2395: ſo ſuͤng ich Meiſter; 4897. 5814.
Lauter Stellen, wo die Beziehung auf Geſang und Dicht-
kunſt nicht zu verkennen. 5295. 96. wird auch der allge-
meine Sinn gerechtfertigt, denn an aller Kunſt vermoͤge
man Meiſterſchaft zu erwerben.
3. Gottfried im Triſtan 4616. Meiſter fuͤr Saͤnger. Dage-
gen wenn Iſalde den Triſtan Meiſter anredet (11440.
11524.) iſt: Herr darunter zu verſtehen. Vriberc gedenkt
im Eingang des Meiſters u. ſ. meiſterlichen Werks. 2574
der beſſeren Meiſter.
4. Der Truchſeß von Singenberg 1. 157. bezieht ſich bei der
Nachahmung eines von Walters Liedern auf den Meiſter,
der eh von der Nebelkraͤhe geſungen. Das: „luͤgen un-
ſere Meiſter nicht“ in dem vorhergehenden Lied, kann
gern allgemeiner genommen werden. Anderwaͤrts (Adelung
1. 100.) nennt er den Walter: unſeres Sanges Meiſter.
Sangmeiſter haben noch ſpaͤtere Chroniken und Tabula-
turen gleichbedeutend mit Meiſterſinger.

89) Docen iſt in der Verlegenheit, daß er fuͤr ſeine Meiſterfinger
und Meiſterſaͤnger nur das eine Wort: Meiſterſang gebrauchen
kann.
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[102/0112] hingegen wurde er erſt fuͤr die Lieder recht uͤblich 89), die wir inzwiſchen auch ohne den ausdruͤcklichen Namen fuͤr Meiſterge- ſaͤnge erkennen. Die Anfuͤhrung der nachſtehenden Beweisſtellen waͤre bei- nahe uͤberfluͤſſig, daher ich viele andere auslaſſe. 1. Im Wartburger Krieg kommt mehrmals das Wort Meiſter fuͤr Singer vor, und merkwuͤrdig ſetzt die maneßiſche H. S. das erſte, da wo die Wiener das letzte hat. Beide mithin hier in gleicher Bedeutung (d. h. ohne daß dabei an eine gewiſſe Stufe von Vortrefflichkeit gedacht wurde), und die Dichter, wovon die Rede, anerkannte Meiſterſinger. 2. Im Tyturel Str. 542. Meiſterſang; 632. hohe Meiſter; 1140. Meiſter; 2395: ſo ſuͤng ich Meiſter; 4897. 5814. Lauter Stellen, wo die Beziehung auf Geſang und Dicht- kunſt nicht zu verkennen. 5295. 96. wird auch der allge- meine Sinn gerechtfertigt, denn an aller Kunſt vermoͤge man Meiſterſchaft zu erwerben. 3. Gottfried im Triſtan 4616. Meiſter fuͤr Saͤnger. Dage- gen wenn Iſalde den Triſtan Meiſter anredet (11440. 11524.) iſt: Herr darunter zu verſtehen. Vriberc gedenkt im Eingang des Meiſters u. ſ. meiſterlichen Werks. 2574 der beſſeren Meiſter. 4. Der Truchſeß von Singenberg 1. 157. bezieht ſich bei der Nachahmung eines von Walters Liedern auf den Meiſter, der eh von der Nebelkraͤhe geſungen. Das: „luͤgen un- ſere Meiſter nicht“ in dem vorhergehenden Lied, kann gern allgemeiner genommen werden. Anderwaͤrts (Adelung 1. 100.) nennt er den Walter: unſeres Sanges Meiſter. Sangmeiſter haben noch ſpaͤtere Chroniken und Tabula- turen gleichbedeutend mit Meiſterſinger. 89) Docen iſt in der Verlegenheit, daß er fuͤr ſeine Meiſterfinger und Meiſterſaͤnger nur das eine Wort: Meiſterſang gebrauchen kann.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_meistergesang_1811/112>, abgerufen am 09.11.2024.