Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.vorgetragen zu haben. Von einem Unterschied zwischen Sin- Das Wort gibt es schon, daß der Meister gesang bloß 131) Nur einige Stellen: Nibel. v. 91. Titurel 514. 901. 1612. 2127. Wolfdiet. Str. 447. Roseng. 189. Laurin 1858. Troj. Krieg v. Conrad v. W. 6 u. 7. und 16321. Flor u. Vl. v. 4. von der Minnen v. 21. von Morungen. Maneße 1. 50 u. 54. von Toggenburg 1. 11. Marner 2. 176. 132) Auf Selbstlesen, nicht Vorlesen hören, kann wohl eine Stelle in Vriberes Tristan bezogen werden, v. 2638. 133) Meon T. 1. Besondere Rubriken zeigen in der Handschrift je-
desmal o[r] dient ([f]ablent) und or chantent. Etwas ähnli- ches findet ich in noch gangbaren französischen und deutschen Volksliedern, wovon ein Beispiel in Hagens und Büschings Samml. p. 30. -- Ein Gedanke im unsere Opern läge zu weit. vorgetragen zu haben. Von einem Unterſchied zwiſchen Sin- Das Wort gibt es ſchon, daß der Meiſter geſang bloß 131) Nur einige Stellen: Nibel. v. 91. Titurel 514. 901. 1612. 2127. Wolfdiet. Str. 447. Roſeng. 189. Laurin 1858. Troj. Krieg v. Conrad v. W. 6 u. 7. und 16321. Flor u. Vl. v. 4. von der Minnen v. 21. von Morungen. Maneße 1. 50 u. 54. von Toggenburg 1. 11. Marner 2. 176. 132) Auf Selbſtleſen, nicht Vorleſen hoͤren, kann wohl eine Stelle in Vriberes Triſtan bezogen werden, v. 2638. 133) Meon T. 1. Beſondere Rubriken zeigen in der Handſchrift je-
desmal o[r] dient ([f]ablent) und or chantent. Etwas aͤhnli- ches findet ich in noch gangbaren franzoͤſiſchen und deutſchen Volksliedern, wovon ein Beiſpiel in Hagens und Buͤſchings Samml. p. 30. — Ein Gedanke im unſere Opern laͤge zu weit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0147" n="137"/> vorgetragen zu haben. Von einem Unterſchied zwiſchen <hi rendition="#g">Sin-<lb/> gen</hi> und <hi rendition="#g">Sagen</hi> ſind daher die altdeutſchen Gedichte haͤufig<lb/> nachzuſehen, und verſtehen unter dem letzten Ausdruck das<lb/> bloße Sprechen oder Vorleſen, ohne daß dazu Muſik oder Ge-<lb/> ſang getreten waͤre <note place="foot" n="131)">Nur einige Stellen: Nibel. <hi rendition="#aq">v.</hi> 91. Titurel 514. 901. 1612.<lb/> 2127. Wolfdiet. Str. 447. Roſeng. 189. Laurin 1858. Troj.<lb/> Krieg v. Conrad v. W. 6 u. 7. und 16321. Flor u. Vl. <hi rendition="#aq">v.</hi> 4.<lb/> von der Minnen <hi rendition="#aq">v.</hi> 21. von Morungen. Maneße 1. 50 u. 54.<lb/> von Toggenburg 1. 11. Marner 2. 176.</note>. Es iſt nicht damit geſagt, daß man<lb/> ſich im letzten Fall der ungebundenen Rede bedient, welches<lb/> im Gegentheil fuͤr die meiſten Faͤlle unwahrſcheinlich, vielleicht<lb/> auch daß man gerade das, was man zu einer Zeit wirklich<lb/> ſang, zu einer andern bloß vorlas, wie die Nibelungen und<lb/> andere lange Lieder. Freilich die Minnelieder moͤgen beſtaͤndig<lb/> nur geſungen worden ſeyn, ſo wie man gewiß die kurzzeiligen<lb/> Gedichte, den Parcifal, Triſtan, oder die Spruͤche des Frei-<lb/> gedanks nie anders als leſend vorgetragen haben wird <note place="foot" n="132)">Auf Selbſtleſen, nicht Vorleſen hoͤren, kann wohl eine Stelle<lb/> in Vriberes Triſtan bezogen werden, <hi rendition="#aq">v.</hi> 2638.</note>.<lb/> Ein merkwuͤrdiges Beiſpiel, dem ich kein deutſches beizufuͤgen<lb/> wuͤßte, wo man ſich abwechſelnd gebundener und ungebundener<lb/> Rede bediente, ſang und ſagte, liefert die zugleich ſchoͤnſte al-<lb/> ler altfranzoͤſiſchen Erzaͤhlungen, das Fabliau von Aucaßin<lb/> und Nicolette <note place="foot" n="133)"><hi rendition="#aq">Meon T.</hi> 1. Beſondere Rubriken zeigen in der Handſchrift je-<lb/> desmal <hi rendition="#aq">o<supplied>r</supplied> dient (<supplied>f</supplied>ablent)</hi> und <hi rendition="#aq">or chantent</hi>. Etwas aͤhnli-<lb/> ches findet ich in noch gangbaren franzoͤſiſchen und deutſchen<lb/> Volksliedern, wovon ein Beiſpiel in Hagens und Buͤſchings<lb/> Samml. <hi rendition="#aq">p.</hi> 30. — Ein Gedanke im unſere Opern laͤge zu weit.</note></p><lb/> <p>Das Wort gibt es ſchon, daß der Meiſter <hi rendition="#g">geſang</hi> bloß<lb/> fuͤr das Singen gemacht; wenn ich daher fruͤher die Vermu-<lb/> thung hinwarf, daß unſere Dichtkunſt auch auf laͤngere Ge-<lb/> dichte in kurzen unverſchraͤnkten Reimzeilen ihren Einfluß ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0147]
vorgetragen zu haben. Von einem Unterſchied zwiſchen Sin-
gen und Sagen ſind daher die altdeutſchen Gedichte haͤufig
nachzuſehen, und verſtehen unter dem letzten Ausdruck das
bloße Sprechen oder Vorleſen, ohne daß dazu Muſik oder Ge-
ſang getreten waͤre 131). Es iſt nicht damit geſagt, daß man
ſich im letzten Fall der ungebundenen Rede bedient, welches
im Gegentheil fuͤr die meiſten Faͤlle unwahrſcheinlich, vielleicht
auch daß man gerade das, was man zu einer Zeit wirklich
ſang, zu einer andern bloß vorlas, wie die Nibelungen und
andere lange Lieder. Freilich die Minnelieder moͤgen beſtaͤndig
nur geſungen worden ſeyn, ſo wie man gewiß die kurzzeiligen
Gedichte, den Parcifal, Triſtan, oder die Spruͤche des Frei-
gedanks nie anders als leſend vorgetragen haben wird 132).
Ein merkwuͤrdiges Beiſpiel, dem ich kein deutſches beizufuͤgen
wuͤßte, wo man ſich abwechſelnd gebundener und ungebundener
Rede bediente, ſang und ſagte, liefert die zugleich ſchoͤnſte al-
ler altfranzoͤſiſchen Erzaͤhlungen, das Fabliau von Aucaßin
und Nicolette 133)
Das Wort gibt es ſchon, daß der Meiſter geſang bloß
fuͤr das Singen gemacht; wenn ich daher fruͤher die Vermu-
thung hinwarf, daß unſere Dichtkunſt auch auf laͤngere Ge-
dichte in kurzen unverſchraͤnkten Reimzeilen ihren Einfluß ge-
131) Nur einige Stellen: Nibel. v. 91. Titurel 514. 901. 1612.
2127. Wolfdiet. Str. 447. Roſeng. 189. Laurin 1858. Troj.
Krieg v. Conrad v. W. 6 u. 7. und 16321. Flor u. Vl. v. 4.
von der Minnen v. 21. von Morungen. Maneße 1. 50 u. 54.
von Toggenburg 1. 11. Marner 2. 176.
132) Auf Selbſtleſen, nicht Vorleſen hoͤren, kann wohl eine Stelle
in Vriberes Triſtan bezogen werden, v. 2638.
133) Meon T. 1. Beſondere Rubriken zeigen in der Handſchrift je-
desmal or dient (fablent) und or chantent. Etwas aͤhnli-
ches findet ich in noch gangbaren franzoͤſiſchen und deutſchen
Volksliedern, wovon ein Beiſpiel in Hagens und Buͤſchings
Samml. p. 30. — Ein Gedanke im unſere Opern laͤge zu weit.
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