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Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.

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schauer CCIL, Wizlau CCCCLXXIX, Singof CXLIX --
LXIV. (wo gewöhnlich der letzte Reim mitten der ersten Z.
des Abges. gebunden); Sigeher, Maneße 2. 220. (got din
zorn) u. s. w.
S. 59. Z. 3. ist sich offenbar verzählt und statt 60 "61" zu le-
sen, desgl. Z. 7. statt 17. lies 18.
S. 60. Anmerk. 42. Hier ist die Aehnlichkeit einiger Strophen
im Lied von Morolf mit dem Versmaaß im alten Titurel
bemerkt worden; da letzteres in lauter weibliche Reime aus-
geht, so hätten die Beispiele auch damit übereinstimmender
ausgehoben werden sollen. Man vergleiche also 1546 -- 51.
1962 -- 67. 2577 -- 81. 2627 -- 32, in welchen Strophen
nichts als weibliche Reime stehen, obschen im Ganzen, wie
in den Nibelungen, die männlichen überwiegen, ohne daß in
diesem Stück irgend Regelmäßigkeit Statt finde.
Eigentlich kann jene Wahrnehmung viel weiter führen.
So wie das Nibelungenmaaß, als es nach und nach die Frei-
heit der Cäsuren und Silben eingebüßt hatte, und (wohl eben
durch unserer Meister Miteinfluß) in doppelt so viel Reime
zerschnitten war, immer nun trockener ausgeschliffen wurde,
so scheinen mir auch andere später häufig gebrauchte Volks-
liedertöne aus einer älteren, frischeren Quelle abgeflossen zu
seyn; und eine solche ist es vermuthlich, von der uns im
alten Titurel, unerachtet darin einiges, als: das Aushalten
des weiblichen Reims und Vorherrschen eines gewissen Rhyth-
mus, die Zumischung künstlicher Elemente verräth, worüber
uns erst das provenzalische Original vollständigen Aufschluß
gewähren könnte, -- ein reineres Bild geblieben seyn
mag. In den Nibelungen selbst kann die Beweglichkeit in
den Ruhen und der freie Fluß der Füße kaum höher steigen.
Das Characteristische dieses Tons ruht in dem Ziehen der
zweiten und vierten, noch mehr aber in Kürzung der dritten
ſchauer CCIL, Wizlau CCCCLXXIX, Singof CXLIX
LXIV. (wo gewoͤhnlich der letzte Reim mitten der erſten Z.
des Abgeſ. gebunden); Sigeher, Maneße 2. 220. (got din
zorn) u. ſ. w.
S. 59. Z. 3. iſt ſich offenbar verzaͤhlt und ſtatt 60 „61“ zu le-
ſen, desgl. Z. 7. ſtatt 17. lies 18.
S. 60. Anmerk. 42. Hier iſt die Aehnlichkeit einiger Strophen
im Lied von Morolf mit dem Versmaaß im alten Titurel
bemerkt worden; da letzteres in lauter weibliche Reime aus-
geht, ſo haͤtten die Beiſpiele auch damit uͤbereinſtimmender
ausgehoben werden ſollen. Man vergleiche alſo 1546 — 51.
1962 — 67. 2577 — 81. 2627 — 32, in welchen Strophen
nichts als weibliche Reime ſtehen, obſchen im Ganzen, wie
in den Nibelungen, die maͤnnlichen uͤberwiegen, ohne daß in
dieſem Stuͤck irgend Regelmaͤßigkeit Statt finde.
Eigentlich kann jene Wahrnehmung viel weiter fuͤhren.
So wie das Nibelungenmaaß, als es nach und nach die Frei-
heit der Caͤſuren und Silben eingebuͤßt hatte, und (wohl eben
durch unſerer Meiſter Miteinfluß) in doppelt ſo viel Reime
zerſchnitten war, immer nun trockener ausgeſchliffen wurde,
ſo ſcheinen mir auch andere ſpaͤter haͤufig gebrauchte Volks-
liedertoͤne aus einer aͤlteren, friſcheren Quelle abgefloſſen zu
ſeyn; und eine ſolche iſt es vermuthlich, von der uns im
alten Titurel, unerachtet darin einiges, als: das Aushalten
des weiblichen Reims und Vorherrſchen eines gewiſſen Rhyth-
mus, die Zumiſchung kuͤnſtlicher Elemente verraͤth, woruͤber
uns erſt das provenzaliſche Original vollſtaͤndigen Aufſchluß
gewaͤhren koͤnnte, — ein reineres Bild geblieben ſeyn
mag. In den Nibelungen ſelbſt kann die Beweglichkeit in
den Ruhen und der freie Fluß der Fuͤße kaum hoͤher ſteigen.
Das Characteriſtiſche dieſes Tons ruht in dem Ziehen der
zweiten und vierten, noch mehr aber in Kuͤrzung der dritten
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[178/0188] ſchauer CCIL, Wizlau CCCCLXXIX, Singof CXLIX — LXIV. (wo gewoͤhnlich der letzte Reim mitten der erſten Z. des Abgeſ. gebunden); Sigeher, Maneße 2. 220. (got din zorn) u. ſ. w. S. 59. Z. 3. iſt ſich offenbar verzaͤhlt und ſtatt 60 „61“ zu le- ſen, desgl. Z. 7. ſtatt 17. lies 18. S. 60. Anmerk. 42. Hier iſt die Aehnlichkeit einiger Strophen im Lied von Morolf mit dem Versmaaß im alten Titurel bemerkt worden; da letzteres in lauter weibliche Reime aus- geht, ſo haͤtten die Beiſpiele auch damit uͤbereinſtimmender ausgehoben werden ſollen. Man vergleiche alſo 1546 — 51. 1962 — 67. 2577 — 81. 2627 — 32, in welchen Strophen nichts als weibliche Reime ſtehen, obſchen im Ganzen, wie in den Nibelungen, die maͤnnlichen uͤberwiegen, ohne daß in dieſem Stuͤck irgend Regelmaͤßigkeit Statt finde. Eigentlich kann jene Wahrnehmung viel weiter fuͤhren. So wie das Nibelungenmaaß, als es nach und nach die Frei- heit der Caͤſuren und Silben eingebuͤßt hatte, und (wohl eben durch unſerer Meiſter Miteinfluß) in doppelt ſo viel Reime zerſchnitten war, immer nun trockener ausgeſchliffen wurde, ſo ſcheinen mir auch andere ſpaͤter haͤufig gebrauchte Volks- liedertoͤne aus einer aͤlteren, friſcheren Quelle abgefloſſen zu ſeyn; und eine ſolche iſt es vermuthlich, von der uns im alten Titurel, unerachtet darin einiges, als: das Aushalten des weiblichen Reims und Vorherrſchen eines gewiſſen Rhyth- mus, die Zumiſchung kuͤnſtlicher Elemente verraͤth, woruͤber uns erſt das provenzaliſche Original vollſtaͤndigen Aufſchluß gewaͤhren koͤnnte, — ein reineres Bild geblieben ſeyn mag. In den Nibelungen ſelbſt kann die Beweglichkeit in den Ruhen und der freie Fluß der Fuͤße kaum hoͤher ſteigen. Das Characteriſtiſche dieſes Tons ruht in dem Ziehen der zweiten und vierten, noch mehr aber in Kuͤrzung der dritten

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_meistergesang_1811/188>, abgerufen am 21.11.2024.