Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.ben können? Alle Stimmen würden sich des kaiserlichen Ur- Das Schweigen der späteren Meister wäre also schon in Was noch mehr, andererselts erblicken wir, nach dem Ex- 12) Es mögen noch viel Minnelieder außer ihr existirt haben, und
eine genaue Bestimmung des Verhältnisses der vatieanischen H. S. zu ihr, welche wir von Glöckle hoffen, hat schon darum ihr großes Interesse. Später hat man offenbar für die H. S. der älteren Meisterlieder wenig gesorgt, sonst müßten ihrer mehr erhalten worden seyn. In Püterichs ganzer Bibliothek keine einzige! ben koͤnnen? Alle Stimmen wuͤrden ſich des kaiſerlichen Ur- Das Schweigen der ſpaͤteren Meiſter waͤre alſo ſchon in Was noch mehr, andererſelts erblicken wir, nach dem Ex- 12) Es moͤgen noch viel Minnelieder außer ihr exiſtirt haben, und
eine genaue Beſtimmung des Verhaͤltniſſes der vatieaniſchen H. S. zu ihr, welche wir von Gloͤckle hoffen, hat ſchon darum ihr großes Intereſſe. Spaͤter hat man offenbar fuͤr die H. S. der aͤlteren Meiſterlieder wenig geſorgt, ſonſt muͤßten ihrer mehr erhalten worden ſeyn. In Puͤterichs ganzer Bibliothek keine einzige! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="23"/> ben koͤnnen? Alle Stimmen wuͤrden ſich des kaiſerlichen Ur-<lb/> ſprungs erfreut und die Sage ihn fortgepflanzt haben!</p><lb/> <p>Das Schweigen der ſpaͤteren Meiſter waͤre alſo ſchon in<lb/> den fruͤheren gerechtfertigt, es beſtaͤtigt nur, daß jene Reichen<lb/> ſich nie zu großen, wichtigen Werken gewendet; die maneßiſche<lb/> Sammlung beinahe allein iſt es, welche in ihrem Glanze ſtrahlt<lb/> und ſich deſſen wohl bewußt geworden zu ſeyn ſcheint; augen-<lb/> ſcheinlich iſt ſie nicht nach dem Alter der Dichter angeordnet,<lb/> ſondern nach ihrem aͤußeren Rang <note place="foot" n="12)">Es moͤgen noch viel Minnelieder außer ihr exiſtirt haben, und<lb/> eine genaue Beſtimmung des Verhaͤltniſſes der vatieaniſchen<lb/> H. S. zu ihr, welche wir von Gloͤckle hoffen, hat ſchon darum<lb/> ihr großes Intereſſe. Spaͤter hat man offenbar fuͤr die H. S.<lb/> der aͤlteren Meiſterlieder wenig geſorgt, ſonſt muͤßten ihrer mehr<lb/> erhalten worden ſeyn. In <hi rendition="#g">Puͤterichs</hi> ganzer Bibliothek<lb/> keine einzige!</note>.</p><lb/> <p>Was noch mehr, andererſelts erblicken wir, nach dem Ex-<lb/> tract aus der ſpaͤten Straßburger Tabulatur in einem gewiß<lb/> nicht nach den uns bekannten Minneliederſammlungen gemach-<lb/> ten, alles unter einander werfenden Verzeichniß der alten Mei-<lb/> ſter mehrere aus den hoͤheren Staͤnden, indem ich der adeli-<lb/> chen geſchweige, einen Graf von Bernburg, von Helderung,<lb/> Herzog Otto von Oeſtreich, Leopold und Wenzel von Boͤhmen.<lb/> Man darf daher nicht behaupten, den ſpaͤteren Meiſterfingern<lb/> ſey die Exiſtenz ihrer fuͤrſtlichen Vorfahren gaͤnzlich unbekannt<lb/> geblieben, allein ſie haben nicht darin die Ehre ihrer Kunſt<lb/> geſetzt, weil der Urſprung der Kunſt nicht in jenen gelegen.<lb/> Und dieſes kann auch wohl dienen, die Paradoxie eines Freun-<lb/> des zu widerlegen, daß vielleicht kein Fuͤrſt die ihm zugeſchrie-<lb/> benen Lieder ſelbſt gemacht, ſondern ſie auf ſeinen Namen von<lb/> beruͤhmten Dichtern habe verfaſſen laſſen. Dem widerſpraͤche<lb/> auch ſo manches, was aus dem Leben der Provenzal- und<lb/> franzoͤſiſchen Dichter bekannt geworden; einem Richard Loͤwen-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
ben koͤnnen? Alle Stimmen wuͤrden ſich des kaiſerlichen Ur-
ſprungs erfreut und die Sage ihn fortgepflanzt haben!
Das Schweigen der ſpaͤteren Meiſter waͤre alſo ſchon in
den fruͤheren gerechtfertigt, es beſtaͤtigt nur, daß jene Reichen
ſich nie zu großen, wichtigen Werken gewendet; die maneßiſche
Sammlung beinahe allein iſt es, welche in ihrem Glanze ſtrahlt
und ſich deſſen wohl bewußt geworden zu ſeyn ſcheint; augen-
ſcheinlich iſt ſie nicht nach dem Alter der Dichter angeordnet,
ſondern nach ihrem aͤußeren Rang 12).
Was noch mehr, andererſelts erblicken wir, nach dem Ex-
tract aus der ſpaͤten Straßburger Tabulatur in einem gewiß
nicht nach den uns bekannten Minneliederſammlungen gemach-
ten, alles unter einander werfenden Verzeichniß der alten Mei-
ſter mehrere aus den hoͤheren Staͤnden, indem ich der adeli-
chen geſchweige, einen Graf von Bernburg, von Helderung,
Herzog Otto von Oeſtreich, Leopold und Wenzel von Boͤhmen.
Man darf daher nicht behaupten, den ſpaͤteren Meiſterfingern
ſey die Exiſtenz ihrer fuͤrſtlichen Vorfahren gaͤnzlich unbekannt
geblieben, allein ſie haben nicht darin die Ehre ihrer Kunſt
geſetzt, weil der Urſprung der Kunſt nicht in jenen gelegen.
Und dieſes kann auch wohl dienen, die Paradoxie eines Freun-
des zu widerlegen, daß vielleicht kein Fuͤrſt die ihm zugeſchrie-
benen Lieder ſelbſt gemacht, ſondern ſie auf ſeinen Namen von
beruͤhmten Dichtern habe verfaſſen laſſen. Dem widerſpraͤche
auch ſo manches, was aus dem Leben der Provenzal- und
franzoͤſiſchen Dichter bekannt geworden; einem Richard Loͤwen-
12) Es moͤgen noch viel Minnelieder außer ihr exiſtirt haben, und
eine genaue Beſtimmung des Verhaͤltniſſes der vatieaniſchen
H. S. zu ihr, welche wir von Gloͤckle hoffen, hat ſchon darum
ihr großes Intereſſe. Spaͤter hat man offenbar fuͤr die H. S.
der aͤlteren Meiſterlieder wenig geſorgt, ſonſt muͤßten ihrer mehr
erhalten worden ſeyn. In Puͤterichs ganzer Bibliothek
keine einzige!
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