Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.in einem Ton ausgehalten, sondern das Ganze so aus den Bodmer mag es auch gefühlt haben, als er mehrere Leiche Was schließlich die französischen lais betrifft, (wobei man in einem Ton ausgehalten, ſondern das Ganze ſo aus den Bodmer mag es auch gefuͤhlt haben, als er mehrere Leiche Was ſchließlich die franzoͤſiſchen lais betrifft, (wobei man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0079" n="69"/> in einem Ton ausgehalten, ſondern das Ganze ſo aus den<lb/> vier gekroͤnten Toͤnen componirt wird, daß der erſte Stoll aus<lb/> einem, der zweite aus einem andern, der Abgeſang aus dem<lb/> dritten und der wiederkehrende Stoll aus dem vierten Ton<lb/> geht. Hier alſo ein Meiſterſang der aͤußern Eintheilung und<lb/> dem Namen nach und doch das Grundprincip, die Gleichheit<lb/> des Stollen zerſtoͤrt. Dieſe Ausnahme beweiſt eben ſo wenig<lb/> gegen die Regel, als die Leiche. In <hi rendition="#g">Puſchmanns</hi> Meiſter-<lb/> hort auf Hans Sachs, wo drei ordentlich ausgeſungene Toͤne<lb/> ein Ganzes bilden, iſt die Vereinigung weniger tadelhaft, in<lb/> jenem Beiſpiel faſt unvernuͤnftig.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Bodmer</hi> mag es auch gefuͤhlt haben, als er mehrere Leiche<lb/> ausließ, ich finde in ihnen eine ſchwaͤchere Poeſie, es iſt etwas<lb/> eintoͤniges, und kein Ruhepunct. Die dem Dichter gegebene<lb/> Mannichfaltigkeit hat ihm nur anſcheinende, ſtatt wahrer Frei-<lb/> heit gelaſſen, denn er wird zu dem bunteſten Wechſel genoͤ-<lb/> thigt, wo ihm einfache Wiederholung viel naͤher liegt. Unge-<lb/> recht koͤnnte indeſſen das Urtheil immer heißen, ſo lange wir<lb/> nichts von der begleitenden Muſik wiſſen, die ſicher bei den<lb/> Leichen mehr bedeutet hat, als bei andern Liedern.</p><lb/> <p>Was ſchließlich die franzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">lais</hi> betrifft, (wobei man<lb/> einmal an <hi rendition="#aq">laxatum,</hi> les; und dann an das entgegenſtehende<lb/><hi rendition="#aq">lay,</hi> Geſaͤtz, Band, nordiſch <hi rendition="#aq">lag,</hi> denken kann); ſo ſind ſie et-<lb/> was anderes geweſen, und hat Gottfried unleugbar das Wort<lb/> in Leich verdeutſcht, ſo lag ihm das letzte zu nah und gab<lb/> einen vollkommenen Sinn, nur mehr unſern urſpruͤnglichen als<lb/> meiſterſaͤngeriſchen. Nach <hi rendition="#g">Legrand</hi> 1. 105, der auch etwas<lb/> von dem deutſchen Lied gehoͤrt hat, wurden die <hi rendition="#aq">lais</hi> geſungen<lb/> und waren mit <hi rendition="#aq">chauson</hi> einerlei. Vergleicht man aber die<lb/> gedruckten <hi rendition="#aq">lais</hi> von <hi rendition="#aq">Lanval, Graelent, Aristote</hi> und <hi rendition="#aq">de l’oi-<lb/> seau,</hi> ſo ſtehen in einigen zwar ein Paar Sangverſe, das<lb/> meiſte aber und die andern ganz iſt wie jedes andere Fabliau<lb/> unſingbar; alſo wieder der Gegenſatz zu Geſang, um ſo mehr,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0079]
in einem Ton ausgehalten, ſondern das Ganze ſo aus den
vier gekroͤnten Toͤnen componirt wird, daß der erſte Stoll aus
einem, der zweite aus einem andern, der Abgeſang aus dem
dritten und der wiederkehrende Stoll aus dem vierten Ton
geht. Hier alſo ein Meiſterſang der aͤußern Eintheilung und
dem Namen nach und doch das Grundprincip, die Gleichheit
des Stollen zerſtoͤrt. Dieſe Ausnahme beweiſt eben ſo wenig
gegen die Regel, als die Leiche. In Puſchmanns Meiſter-
hort auf Hans Sachs, wo drei ordentlich ausgeſungene Toͤne
ein Ganzes bilden, iſt die Vereinigung weniger tadelhaft, in
jenem Beiſpiel faſt unvernuͤnftig.
Bodmer mag es auch gefuͤhlt haben, als er mehrere Leiche
ausließ, ich finde in ihnen eine ſchwaͤchere Poeſie, es iſt etwas
eintoͤniges, und kein Ruhepunct. Die dem Dichter gegebene
Mannichfaltigkeit hat ihm nur anſcheinende, ſtatt wahrer Frei-
heit gelaſſen, denn er wird zu dem bunteſten Wechſel genoͤ-
thigt, wo ihm einfache Wiederholung viel naͤher liegt. Unge-
recht koͤnnte indeſſen das Urtheil immer heißen, ſo lange wir
nichts von der begleitenden Muſik wiſſen, die ſicher bei den
Leichen mehr bedeutet hat, als bei andern Liedern.
Was ſchließlich die franzoͤſiſchen lais betrifft, (wobei man
einmal an laxatum, les; und dann an das entgegenſtehende
lay, Geſaͤtz, Band, nordiſch lag, denken kann); ſo ſind ſie et-
was anderes geweſen, und hat Gottfried unleugbar das Wort
in Leich verdeutſcht, ſo lag ihm das letzte zu nah und gab
einen vollkommenen Sinn, nur mehr unſern urſpruͤnglichen als
meiſterſaͤngeriſchen. Nach Legrand 1. 105, der auch etwas
von dem deutſchen Lied gehoͤrt hat, wurden die lais geſungen
und waren mit chauson einerlei. Vergleicht man aber die
gedruckten lais von Lanval, Graelent, Aristote und de l’oi-
seau, ſo ſtehen in einigen zwar ein Paar Sangverſe, das
meiſte aber und die andern ganz iſt wie jedes andere Fabliau
unſingbar; alſo wieder der Gegenſatz zu Geſang, um ſo mehr,
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