Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.gifftige Contagion eingerissen/ weßwegen sich vil Jch hab zwar niemalen keine so grosse volckreiche mich
gifftige Contagion eingeriſſen/ weßwegen ſich vil Jch hab zwar niemalen keine ſo groſſe volckreiche mich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110"/> gifftige <hi rendition="#aq">Contagion</hi> eingeriſſen/ weßwegen ſich vil<lb/> von dar anderwertlichen hin reterirten/ ſonderlich<lb/><hi rendition="#aq">Europei</hi>ſche Kauffleut ſo das Sterben mehr foͤrch-<lb/> ten als Tuͤrcken und Araber; mit einer ſolchen<lb/><hi rendition="#aq">Compagniæ</hi> begab ich mich uͤberland auff Roſſeten/<lb/> einen groſſen Flecken am Nilo gelegen; daſelbſt<lb/> ſaſſen wir zu Schiff und fuhren auff dem Nilo mit<lb/> voͤlligem Segel auffwerts/ biß an ein Ort ſo ohn-<lb/> gefaͤhr ein Stund Wegs von der groſſen Statt Al-<lb/> kayer gelegen/ auch alt Alkayr genent wird; und<lb/> nach dem wir alda ſchir umb Mitternacht außge-<lb/> geſtigen unſere Hoͤrbergen genommen und deß Tags<lb/> erwartet/ begaben wir uns vollents nach Alkayer<lb/> der jetzigen rechten Statt/ in welcher ich gleichſamb<lb/> allerhand <hi rendition="#aq">Nationen</hi> antraffe/ daſelbſt gibt es auch<lb/> eben ſo villerley ſeltzame Gewaͤchs als Leute/ aber<lb/> was mir am allerſeltzambſten vorkam/ war diſes/<lb/> daß die Einwohner hin und wider in darzu gemach-<lb/> ten Oefen vil hundert junge Huͤner auß brietetten/<lb/> zu welchen Eyern nit eimal die Hennen kammen<lb/> ſeyt ſie ſolches gelegt hatten/ und ſolchem Geſchaͤfft<lb/> warten gemeiniglich alte Weiber ab.</p><lb/> <p>Jch hab zwar niemalen keine ſo groſſe volckreiche<lb/> Statt geſehen/ da es wohlfeiler zuzehren als eben<lb/> an diſem Ort; gleich wie aber nichts deſto weniger<lb/> meine uͤbrige Ducaten nach und nach zuſammen<lb/> giengen/ wans ſchon nit teur war/ alſo konte ich<lb/> mir auch leicht die Rechnung machen/ das ich nit<lb/> erharren wuͤrde koͤnnen/ biß ſich der Auffruhr deß<lb/><hi rendition="#aq">Baſſæ</hi> von <hi rendition="#aq">Damaſco</hi> legen: und der Weeg ſicher<lb/> werden wuͤrde/ meinem vorhaben nach Jeruſalem<lb/> zubeſuechen; verhaͤngte derowegen meinen Begir-<lb/> den den Zigel andere Sachen zubeſchauen/ warzu<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
gifftige Contagion eingeriſſen/ weßwegen ſich vil
von dar anderwertlichen hin reterirten/ ſonderlich
Europeiſche Kauffleut ſo das Sterben mehr foͤrch-
ten als Tuͤrcken und Araber; mit einer ſolchen
Compagniæ begab ich mich uͤberland auff Roſſeten/
einen groſſen Flecken am Nilo gelegen; daſelbſt
ſaſſen wir zu Schiff und fuhren auff dem Nilo mit
voͤlligem Segel auffwerts/ biß an ein Ort ſo ohn-
gefaͤhr ein Stund Wegs von der groſſen Statt Al-
kayer gelegen/ auch alt Alkayr genent wird; und
nach dem wir alda ſchir umb Mitternacht außge-
geſtigen unſere Hoͤrbergen genommen und deß Tags
erwartet/ begaben wir uns vollents nach Alkayer
der jetzigen rechten Statt/ in welcher ich gleichſamb
allerhand Nationen antraffe/ daſelbſt gibt es auch
eben ſo villerley ſeltzame Gewaͤchs als Leute/ aber
was mir am allerſeltzambſten vorkam/ war diſes/
daß die Einwohner hin und wider in darzu gemach-
ten Oefen vil hundert junge Huͤner auß brietetten/
zu welchen Eyern nit eimal die Hennen kammen
ſeyt ſie ſolches gelegt hatten/ und ſolchem Geſchaͤfft
warten gemeiniglich alte Weiber ab.
Jch hab zwar niemalen keine ſo groſſe volckreiche
Statt geſehen/ da es wohlfeiler zuzehren als eben
an diſem Ort; gleich wie aber nichts deſto weniger
meine uͤbrige Ducaten nach und nach zuſammen
giengen/ wans ſchon nit teur war/ alſo konte ich
mir auch leicht die Rechnung machen/ das ich nit
erharren wuͤrde koͤnnen/ biß ſich der Auffruhr deß
Baſſæ von Damaſco legen: und der Weeg ſicher
werden wuͤrde/ meinem vorhaben nach Jeruſalem
zubeſuechen; verhaͤngte derowegen meinen Begir-
den den Zigel andere Sachen zubeſchauen/ warzu
mich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |