Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

darbey die unserige beydes krancke und gesunde ihr
Läger auffgerichtet; da sahe man nun ein wunder-
barlichs abentheurlichs Wesen; kein eintziger unter
allen war noch bey Sinnen; die jenige aber so ihr
Vernunfft noch hatten/ waren zerstoben und von
den verruckten entweder auff das Schiff oder sonsten
hin in die Jnsul geflohen; der erste der uns auff-
stiesse/ war ein Büchsenmeister/ der kroche auff
allen vieren daher/ krächstete wie ein Sau/ und
und sagte jmmerfort/ Maltz/ Maltz; der Meinung
weil er sich einbildete/ er wäre zu einer Sau worden/
wir solten ihm Maltz zufressen geben; derohalben
gabe ich ihm auß Rath deß hochteutschen ein par
Kern von denen Pflaumen/ darin sie alle ihre Witz
verfressen/ mit versprechen/ wann er solche gessen
haben würde/ daß solche zusich genommen/ also
das sie kaum warm bey ihm worden/ richtet er sich
wider auff und fieng an vernünfftig zureden; und
solcher Gestalt brachten wir alle ehender als in
einer Stund wider zurecht/ da kan sich nun jeder
wol einbilden/ wie hoch mich solches erfreute/ und
was Gestalten ich mich obgedachten Hochteutschen
verbunden zu seyn erkennete/ seintemal wir ohne
sein Hilff und Rath mit allem Volck sambt dem
Schiff und Güttern ohn allen Zweiffel hätten ver-
derben müssen;

Das XXVII. Capitel.

DA ich mich nun widerumb in einem solchen
guten Stand befande/ liesse ich durch den
Trompeter dem Volck zusammen plasen/ weil die

wenige
G 6

darbey die unſerige beydes krancke und geſunde ihr
Laͤger auffgerichtet; da ſahe man nun ein wunder-
barlichs abentheurlichs Weſen; kein eintziger unter
allen war noch bey Sinnen; die jenige aber ſo ihr
Vernunfft noch hatten/ waren zerſtoben und von
den verꝛuckten entweder auff das Schiff oder ſonſten
hin in die Jnſul geflohen; der erſte der uns auff-
ſtieſſe/ war ein Buͤchſenmeiſter/ der kroche auff
allen vieren daher/ kraͤchſtete wie ein Sau/ und
und ſagte jmmerfort/ Maltz/ Maltz; der Meinung
weil er ſich einbildete/ er waͤre zu einer Sau worden/
wir ſolten ihm Maltz zufreſſen geben; derohalben
gabe ich ihm auß Rath deß hochteutſchen ein par
Kern von denen Pflaumen/ darin ſie alle ihre Witz
verfreſſen/ mit verſprechen/ wann er ſolche geſſen
haben wuͤrde/ daß ſolche zuſich genommen/ alſo
das ſie kaum warm bey ihm worden/ richtet er ſich
wider auff und fieng an vernuͤnfftig zureden; und
ſolcher Geſtalt brachten wir alle ehender als in
einer Stund wider zurecht/ da kan ſich nun jeder
wol einbilden/ wie hoch mich ſolches erfreute/ und
was Geſtalten ich mich obgedachten Hochteutſchen
verbunden zu ſeyn erkennete/ ſeintemal wir ohne
ſein Hilff und Rath mit allem Volck ſambt dem
Schiff und Guͤttern ohn allen Zweiffel haͤtten ver-
derben muͤſſen;

Das XXVII. Capitel.

DA ich mich nun widerumb in einem ſolchen
guten Stand befande/ lieſſe ich durch den
Trompeter dem Volck zuſammen plaſen/ weil die

wenige
G 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159"/>
darbey die un&#x017F;erige beydes krancke und ge&#x017F;unde ihr<lb/>
La&#x0364;ger auffgerichtet; da &#x017F;ahe man nun ein wunder-<lb/>
barlichs abentheurlichs We&#x017F;en; kein eintziger unter<lb/>
allen war noch bey Sinnen; die jenige aber &#x017F;o ihr<lb/>
Vernunfft noch hatten/ waren zer&#x017F;toben und von<lb/>
den ver&#xA75B;uckten entweder auff das Schiff oder &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
hin in die Jn&#x017F;ul geflohen; der er&#x017F;te der uns auff-<lb/>
&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e/ war ein Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter/ der kroche auff<lb/>
allen vieren daher/ kra&#x0364;ch&#x017F;tete wie ein Sau/ und<lb/>
und &#x017F;agte jmmerfort/ Maltz/ Maltz; der Meinung<lb/>
weil er &#x017F;ich einbildete/ er wa&#x0364;re zu einer Sau worden/<lb/>
wir &#x017F;olten ihm Maltz zufre&#x017F;&#x017F;en geben; derohalben<lb/>
gabe ich ihm auß Rath deß hochteut&#x017F;chen ein par<lb/>
Kern von denen Pflaumen/ darin &#x017F;ie alle ihre Witz<lb/>
verfre&#x017F;&#x017F;en/ mit ver&#x017F;prechen/ wann er &#x017F;olche ge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben wu&#x0364;rde/ daß &#x017F;olche zu&#x017F;ich genommen/ al&#x017F;o<lb/>
das &#x017F;ie kaum warm bey ihm worden/ richtet er &#x017F;ich<lb/>
wider auff und fieng an vernu&#x0364;nfftig zureden; und<lb/>
&#x017F;olcher Ge&#x017F;talt brachten wir alle ehender als in<lb/>
einer Stund wider zurecht/ da kan &#x017F;ich nun jeder<lb/>
wol einbilden/ wie hoch mich &#x017F;olches erfreute/ und<lb/>
was Ge&#x017F;talten ich mich obgedachten Hochteut&#x017F;chen<lb/>
verbunden zu &#x017F;eyn erkennete/ &#x017F;eintemal wir ohne<lb/>
&#x017F;ein Hilff und Rath mit allem Volck &#x017F;ambt dem<lb/>
Schiff und Gu&#x0364;ttern ohn allen Zweiffel ha&#x0364;tten ver-<lb/>
derben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XXVII.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>A ich mich nun widerumb in einem &#x017F;olchen<lb/>
guten Stand befande/ lie&#x017F;&#x017F;e ich durch den<lb/>
Trompeter dem Volck zu&#x017F;ammen pla&#x017F;en/ weil die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 6</fw><fw place="bottom" type="catch">wenige</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0159] darbey die unſerige beydes krancke und geſunde ihr Laͤger auffgerichtet; da ſahe man nun ein wunder- barlichs abentheurlichs Weſen; kein eintziger unter allen war noch bey Sinnen; die jenige aber ſo ihr Vernunfft noch hatten/ waren zerſtoben und von den verꝛuckten entweder auff das Schiff oder ſonſten hin in die Jnſul geflohen; der erſte der uns auff- ſtieſſe/ war ein Buͤchſenmeiſter/ der kroche auff allen vieren daher/ kraͤchſtete wie ein Sau/ und und ſagte jmmerfort/ Maltz/ Maltz; der Meinung weil er ſich einbildete/ er waͤre zu einer Sau worden/ wir ſolten ihm Maltz zufreſſen geben; derohalben gabe ich ihm auß Rath deß hochteutſchen ein par Kern von denen Pflaumen/ darin ſie alle ihre Witz verfreſſen/ mit verſprechen/ wann er ſolche geſſen haben wuͤrde/ daß ſolche zuſich genommen/ alſo das ſie kaum warm bey ihm worden/ richtet er ſich wider auff und fieng an vernuͤnfftig zureden; und ſolcher Geſtalt brachten wir alle ehender als in einer Stund wider zurecht/ da kan ſich nun jeder wol einbilden/ wie hoch mich ſolches erfreute/ und was Geſtalten ich mich obgedachten Hochteutſchen verbunden zu ſeyn erkennete/ ſeintemal wir ohne ſein Hilff und Rath mit allem Volck ſambt dem Schiff und Guͤttern ohn allen Zweiffel haͤtten ver- derben muͤſſen; Das XXVII. Capitel. DA ich mich nun widerumb in einem ſolchen guten Stand befande/ lieſſe ich durch den Trompeter dem Volck zuſammen plaſen/ weil die wenige G 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/159
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/159>, abgerufen am 23.11.2024.