Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.solche laue Andacht viel schuldig; solte ich nun wi- Wie ich nun sahe daß er so gar keinen Lust hat- bey
ſolche laue Andacht viel ſchuldig; ſolte ich nun wi- Wie ich nun ſahe daß er ſo gar keinen Luſt hat- bey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163"/> ſolche laue Andacht viel ſchuldig; ſolte ich nun wi-<lb/> der zu ſolchem Volck verlangen? muͤſte ich nit be-<lb/> ſorgen wann ich dieſe Jnſul/ in welche mich der liebe<lb/> GOtt gantz wunderbarlicher weiß verſetzt/ widerum̃<lb/> quittirte/ es wuͤrde mir auff dem Meer wie dem <hi rendition="#aq">lonæ</hi><lb/> ergehen? nein! ſagte er/ vor ſolchen Beginnen wol-<lb/> le mich GOtt behuͤten.</p><lb/> <p>Wie ich nun ſahe daß er ſo gar keinen Luſt hat-<lb/> te/ mit uns abzufahren/ fienge ich einen andern <hi rendition="#aq">Di-<lb/> ſcurs</hi> an/ und fragte ihn/ wie er ſich dann ſo einig<lb/> und allein ernaͤhren und behelffen koͤndte? Jtem ob<lb/> er ſich/ in dem er ſovil hundert vnd tauſend Meilen<lb/> von andern lieben Chriſten-Menſchen abgeſondert<lb/> lebe/ nicht foͤrchte; ſonderlich ob er nicht bedencke/<lb/> wann ſein Sterbſtuͤndlein herbey komme/ wer ihm<lb/> alßdann mit Troſt/ Gebett/ geſchweige der Handrei-<lb/> chung/ ſo ihm in ſeiner Kranckheit vonnoͤthen ſeyn<lb/> wuͤrde/ zu huͤlff und ſtatten kommen werde; ob er<lb/> alßdann nit von aller Welt verlaſſen ſeyn (und wie<lb/> ein wildes Thier oder Vieh dahin ſterben muͤſte? da-<lb/> rauff antwortet er nie/ was ſeine Nahrung anlan-<lb/> lange/ verſorge ihn die Guͤtte GOttes mit mehrem<lb/> als ſeiner tauſent genieſſen konten; er haͤtte gleich-<lb/> ſamb alle Monat durchs Jahr ein ſondere Art Fiſch<lb/> zugenieſſen/ die in und vor dem ſieſſen Waſſer der<lb/> Jnſul zulaichen ankaͤmen; ſolche Wolthaten Got-<lb/> tes genieſſe er auch von dem Gefluͤgel ſo von einer<lb/> Zeit zuer andern ſich bey ihm niderlieſſen/ entweder<lb/> zu ruhen und ſich zuſpeyſen oder Eyer zulegen und<lb/> junge zuhecken; wolte jetzt von der Jnſul Frucht-<lb/> barkeit als die ich ſelbſt vor Augen ſehe/ nichts<lb/> melden; betreffend die Hilff der Menſchen deren er<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
ſolche laue Andacht viel ſchuldig; ſolte ich nun wi-
der zu ſolchem Volck verlangen? muͤſte ich nit be-
ſorgen wann ich dieſe Jnſul/ in welche mich der liebe
GOtt gantz wunderbarlicher weiß verſetzt/ widerum̃
quittirte/ es wuͤrde mir auff dem Meer wie dem lonæ
ergehen? nein! ſagte er/ vor ſolchen Beginnen wol-
le mich GOtt behuͤten.
Wie ich nun ſahe daß er ſo gar keinen Luſt hat-
te/ mit uns abzufahren/ fienge ich einen andern Di-
ſcurs an/ und fragte ihn/ wie er ſich dann ſo einig
und allein ernaͤhren und behelffen koͤndte? Jtem ob
er ſich/ in dem er ſovil hundert vnd tauſend Meilen
von andern lieben Chriſten-Menſchen abgeſondert
lebe/ nicht foͤrchte; ſonderlich ob er nicht bedencke/
wann ſein Sterbſtuͤndlein herbey komme/ wer ihm
alßdann mit Troſt/ Gebett/ geſchweige der Handrei-
chung/ ſo ihm in ſeiner Kranckheit vonnoͤthen ſeyn
wuͤrde/ zu huͤlff und ſtatten kommen werde; ob er
alßdann nit von aller Welt verlaſſen ſeyn (und wie
ein wildes Thier oder Vieh dahin ſterben muͤſte? da-
rauff antwortet er nie/ was ſeine Nahrung anlan-
lange/ verſorge ihn die Guͤtte GOttes mit mehrem
als ſeiner tauſent genieſſen konten; er haͤtte gleich-
ſamb alle Monat durchs Jahr ein ſondere Art Fiſch
zugenieſſen/ die in und vor dem ſieſſen Waſſer der
Jnſul zulaichen ankaͤmen; ſolche Wolthaten Got-
tes genieſſe er auch von dem Gefluͤgel ſo von einer
Zeit zuer andern ſich bey ihm niderlieſſen/ entweder
zu ruhen und ſich zuſpeyſen oder Eyer zulegen und
junge zuhecken; wolte jetzt von der Jnſul Frucht-
barkeit als die ich ſelbſt vor Augen ſehe/ nichts
melden; betreffend die Hilff der Menſchen deren er
bey
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