Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Hiebey hat der Herr auch ein par von den
leichtenden Keffern zuempfangen/ vermittelst deren
ich mit offtgemelten teutschen in obgesagte Höle
kommen/ welches wol ein grausamme Wunder-
speluncke ist/ sie war zimlich proviantirt mit Eyern
welche sich wie mir der Teutsche sagt/ in derselbigen
übers Jahr halten/ weil das Ort mehr kühl als
kalt ist; in dem hindersten Winckel der Höllen hatte
er vil hundert diser Keffer/ davon es so hell war/
als in einem Zimmer darin überflüssig Lichter bren-
nen; er berichtet mich/ daß sie zu einer gewisen Zeit
deß Jahrs auff der Jnsul von einer sonderen Art
Holtz wachsen/ würden aber innerhalb 4. Wochen
von einer Gattung frembder Vögel/ die zu derselben
Zeit ankommen und junge hecken/ alle miteinander
auffgefressen/ alsdann müsse er die Notdurfft senden/
sich deren das Jahr hindurch an statt der Lichter son-
derlich in besagter Höle zubedienen in der Höle behal-
ten sie ihre Krafft übers Jahr/ in Lufft aber trücknet
die leuchtende Feüchtigkeit auß/ daß sie den geringsten
Schein nit mehr von sich geben/ wann sie nur acht
Tag todt gewesen; und gleich wie allein dise geringe
Keffern der Teutsche sich der Höllen erkündigt und
ihm selbige zu seinem sichern Auffenthalt zunutz
gemacht; also hätten wir ihm auch mit keinem Men-
schlichen Gewalt/ wann wir gleich 100000. Mann
starck gewest wären/ ohne seinen Willen nicht her-
auß bringen könten; wir schencken ihm bey unserer
Abraiß einen Englischen Prillen/ damit er Feur
von der Sonnen anzünden könte/ welches auch das
eintzige war so er von uns bittlich begehrt; und ob
er zwar sonst nichts von uns annemmen wolte/ so
er von uns bittlich begehrt; und ob er zwar sonst

nichts

Hiebey hat der Herꝛ auch ein par von den
leichtenden Keffern zuempfangen/ vermittelſt deren
ich mit offtgemelten teutſchen in obgeſagte Hoͤle
kommen/ welches wol ein grauſamme Wunder-
ſpeluncke iſt/ ſie war zimlich proviantirt mit Eyern
welche ſich wie mir der Teutſche ſagt/ in derſelbigen
uͤbers Jahr halten/ weil das Ort mehr kuͤhl als
kalt iſt; in dem hinderſten Winckel der Hoͤllen hatte
er vil hundert diſer Keffer/ davon es ſo hell war/
als in einem Zimmer darin uͤberfluͤſſig Lichter bren-
nen; er berichtet mich/ daß ſie zu einer gewiſen Zeit
deß Jahrs auff der Jnſul von einer ſonderen Art
Holtz wachſen/ wuͤrden aber innerhalb 4. Wochen
von einer Gattung frembder Voͤgel/ die zu derſelbẽ
Zeit ankommen und junge hecken/ alle miteinander
auffgefreſſen/ alsdann muͤſſe er die Notdurfft ſenden/
ſich deren das Jahr hindurch an ſtatt der Lichter ſon-
derlich in beſagter Hoͤle zubedienẽ in der Hoͤle behal-
ten ſie ihre Krafft uͤbers Jahr/ in Lufft aber truͤcknet
die leuchtende Feuͤchtigkeit auß/ daß ſie den geringſten
Schein nit mehr von ſich geben/ wann ſie nur acht
Tag todt geweſen; und gleich wie allein diſe geringe
Keffern der Teutſche ſich der Hoͤllen erkuͤndigt und
ihm ſelbige zu ſeinem ſichern Auffenthalt zunutz
gemacht; alſo haͤtten wir ihm auch mit keinem Men-
ſchlichen Gewalt/ wann wir gleich 100000. Mann
ſtarck geweſt waͤren/ ohne ſeinen Willen nicht her-
auß bringen koͤnten; wir ſchencken ihm bey unſerer
Abraiß einen Engliſchen Prillen/ damit er Feur
von der Sonnen anzuͤnden koͤnte/ welches auch das
eintzige war ſo er von uns bittlich begehrt; und ob
er zwar ſonſt nichts von uns annemmen wolte/ ſo
er von uns bittlich begehrt; und ob er zwar ſonſt

nichts
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0165"/>
        <p>Hiebey hat der Her&#xA75B; auch ein par von den<lb/>
leichtenden Keffern zuempfangen/ vermittel&#x017F;t deren<lb/>
ich mit offtgemelten teut&#x017F;chen in obge&#x017F;agte Ho&#x0364;le<lb/>
kommen/ welches wol ein grau&#x017F;amme Wunder-<lb/>
&#x017F;peluncke i&#x017F;t/ &#x017F;ie war zimlich proviantirt mit Eyern<lb/>
welche &#x017F;ich wie mir der Teut&#x017F;che &#x017F;agt/ in der&#x017F;elbigen<lb/>
u&#x0364;bers Jahr halten/ weil das Ort mehr ku&#x0364;hl als<lb/>
kalt i&#x017F;t; in dem hinder&#x017F;ten Winckel der Ho&#x0364;llen hatte<lb/>
er vil hundert di&#x017F;er Keffer/ davon es &#x017F;o hell war/<lb/>
als in einem Zimmer darin u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig Lichter bren-<lb/>
nen; er berichtet mich/ daß &#x017F;ie zu einer gewi&#x017F;en Zeit<lb/>
deß Jahrs auff der Jn&#x017F;ul von einer &#x017F;onderen Art<lb/>
Holtz wach&#x017F;en/ wu&#x0364;rden aber innerhalb 4. Wochen<lb/>
von einer Gattung frembder Vo&#x0364;gel/ die zu der&#x017F;elbe&#x0303;<lb/>
Zeit ankommen und junge hecken/ alle miteinander<lb/>
auffgefre&#x017F;&#x017F;en/ alsdann mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e er die Notdurfft &#x017F;enden/<lb/>
&#x017F;ich deren das Jahr hindurch an &#x017F;tatt der Lichter &#x017F;on-<lb/>
derlich in be&#x017F;agter Ho&#x0364;le zubediene&#x0303; in der Ho&#x0364;le behal-<lb/>
ten &#x017F;ie ihre Krafft u&#x0364;bers Jahr/ in Lufft aber tru&#x0364;cknet<lb/>
die leuchtende Feu&#x0364;chtigkeit auß/ daß &#x017F;ie den gering&#x017F;ten<lb/>
Schein nit mehr von &#x017F;ich geben/ wann &#x017F;ie nur acht<lb/>
Tag todt gewe&#x017F;en; und gleich wie allein di&#x017F;e geringe<lb/>
Keffern der Teut&#x017F;che &#x017F;ich der Ho&#x0364;llen erku&#x0364;ndigt und<lb/>
ihm &#x017F;elbige zu &#x017F;einem &#x017F;ichern Auffenthalt zunutz<lb/>
gemacht; al&#x017F;o ha&#x0364;tten wir ihm auch mit keinem Men-<lb/>
&#x017F;chlichen Gewalt/ wann wir gleich 100000. Mann<lb/>
&#x017F;tarck gewe&#x017F;t wa&#x0364;ren/ ohne &#x017F;einen Willen nicht her-<lb/>
auß bringen ko&#x0364;nten; wir &#x017F;chencken ihm bey un&#x017F;erer<lb/>
Abraiß einen Engli&#x017F;chen Prillen/ damit er Feur<lb/>
von der Sonnen anzu&#x0364;nden ko&#x0364;nte/ welches auch das<lb/>
eintzige war &#x017F;o er von uns bittlich begehrt; und ob<lb/>
er zwar &#x017F;on&#x017F;t nichts von uns annemmen wolte/ &#x017F;o<lb/>
er von uns bittlich begehrt; und ob er zwar &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nichts</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0165] Hiebey hat der Herꝛ auch ein par von den leichtenden Keffern zuempfangen/ vermittelſt deren ich mit offtgemelten teutſchen in obgeſagte Hoͤle kommen/ welches wol ein grauſamme Wunder- ſpeluncke iſt/ ſie war zimlich proviantirt mit Eyern welche ſich wie mir der Teutſche ſagt/ in derſelbigen uͤbers Jahr halten/ weil das Ort mehr kuͤhl als kalt iſt; in dem hinderſten Winckel der Hoͤllen hatte er vil hundert diſer Keffer/ davon es ſo hell war/ als in einem Zimmer darin uͤberfluͤſſig Lichter bren- nen; er berichtet mich/ daß ſie zu einer gewiſen Zeit deß Jahrs auff der Jnſul von einer ſonderen Art Holtz wachſen/ wuͤrden aber innerhalb 4. Wochen von einer Gattung frembder Voͤgel/ die zu derſelbẽ Zeit ankommen und junge hecken/ alle miteinander auffgefreſſen/ alsdann muͤſſe er die Notdurfft ſenden/ ſich deren das Jahr hindurch an ſtatt der Lichter ſon- derlich in beſagter Hoͤle zubedienẽ in der Hoͤle behal- ten ſie ihre Krafft uͤbers Jahr/ in Lufft aber truͤcknet die leuchtende Feuͤchtigkeit auß/ daß ſie den geringſten Schein nit mehr von ſich geben/ wann ſie nur acht Tag todt geweſen; und gleich wie allein diſe geringe Keffern der Teutſche ſich der Hoͤllen erkuͤndigt und ihm ſelbige zu ſeinem ſichern Auffenthalt zunutz gemacht; alſo haͤtten wir ihm auch mit keinem Men- ſchlichen Gewalt/ wann wir gleich 100000. Mann ſtarck geweſt waͤren/ ohne ſeinen Willen nicht her- auß bringen koͤnten; wir ſchencken ihm bey unſerer Abraiß einen Engliſchen Prillen/ damit er Feur von der Sonnen anzuͤnden koͤnte/ welches auch das eintzige war ſo er von uns bittlich begehrt; und ob er zwar ſonſt nichts von uns annemmen wolte/ ſo er von uns bittlich begehrt; und ob er zwar ſonſt nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/165
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/165>, abgerufen am 23.11.2024.