Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.zu betriegen / zu hintergehen / zu übervortheln und gar zu bestehlen; und Lieber / warumb solten sie dir besser trauen als jenen? indem sie dich so wenig als selbige verstehen / dir auch so wenig als jenen ins Hertz sehen können. Doch gehen offt solche Dockmäuser gewaltig an / wann man ihnen die Hand im Sack erwischt / wie jene zween Landsknecht / die im Wirthshauß ein Halbs trancken / da einer zum andern sagt / dort stehet ein Bleysack (Kandel) und paar Trittling (Schuch) ich wills bracken (stehlen) dem aber die Magd antwortet / Ihr Lenninger (Soldaten) lassts bracken seyn / oder der Schächer (Wirth) soll euch grandige Kuffen stecken / das ist / schwere Schläg geben. Endlich halte ich diese vor die allerärgste und schädlichste Teutschverderber / deren Sinn / Sitten / Geberden und Klaidungen gantz außländisch seyn / ob sie wol kein eintzig frembd Wort reden oder verstehen können; an welchen sonst nichts Teutsches mehr übrig ist / als blößlich ihre Muttersprach; zu betriegen / zu hintergehen / zu übervortheln und gar zu bestehlen; und Lieber / warumb solten sie dir besser trauen als jenen? indem sie dich so wenig als selbige verstehen / dir auch so wenig als jenen ins Hertz sehen können. Doch gehen offt solche Dockmäuser gewaltig an / wann man ihnen die Hand im Sack erwischt / wie jene zween Landsknecht / die im Wirthshauß ein Halbs trancken / da einer zum andern sagt / dort stehet ein Bleysack (Kandel) und paar Trittling (Schuch) ich wills bracken (stehlen) dem aber die Magd antwortet / Ihr Lenninger (Soldaten) lassts bracken seyn / oder der Schächer (Wirth) soll euch grandige Kuffen stecken / das ist / schwere Schläg geben. Endlich halte ich diese vor die allerärgste und schädlichste Teutschverderber / deren Sinn / Sitten / Geberden und Klaidungen gantz außländisch seyn / ob sie wol kein eintzig frembd Wort reden oder verstehen können; an welchen sonst nichts Teutsches mehr übrig ist / als blößlich ihre Muttersprach; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> zu betriegen / zu hintergehen / zu übervortheln und gar zu bestehlen; und Lieber / warumb solten sie dir besser trauen als jenen? indem sie dich so wenig als selbige verstehen / dir auch so wenig als jenen ins Hertz sehen können.</p> <p>Doch gehen offt solche Dockmäuser gewaltig an / wann man ihnen die Hand im Sack erwischt / wie jene zween Landsknecht / die im Wirthshauß ein Halbs trancken / da einer zum andern sagt / dort stehet ein Bleysack (Kandel) und paar Trittling (Schuch) ich wills bracken (stehlen) dem aber die Magd antwortet / Ihr Lenninger (Soldaten) lassts bracken seyn / oder der Schächer (Wirth) soll euch grandige Kuffen stecken / das ist / schwere Schläg geben.</p> <p>Endlich halte ich diese vor die allerärgste und schädlichste Teutschverderber / deren Sinn / Sitten / Geberden und Klaidungen gantz außländisch seyn / ob sie wol kein eintzig frembd Wort reden oder verstehen können; an welchen sonst nichts Teutsches mehr übrig ist / als blößlich ihre Muttersprach; </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
zu betriegen / zu hintergehen / zu übervortheln und gar zu bestehlen; und Lieber / warumb solten sie dir besser trauen als jenen? indem sie dich so wenig als selbige verstehen / dir auch so wenig als jenen ins Hertz sehen können.
Doch gehen offt solche Dockmäuser gewaltig an / wann man ihnen die Hand im Sack erwischt / wie jene zween Landsknecht / die im Wirthshauß ein Halbs trancken / da einer zum andern sagt / dort stehet ein Bleysack (Kandel) und paar Trittling (Schuch) ich wills bracken (stehlen) dem aber die Magd antwortet / Ihr Lenninger (Soldaten) lassts bracken seyn / oder der Schächer (Wirth) soll euch grandige Kuffen stecken / das ist / schwere Schläg geben.
Endlich halte ich diese vor die allerärgste und schädlichste Teutschverderber / deren Sinn / Sitten / Geberden und Klaidungen gantz außländisch seyn / ob sie wol kein eintzig frembd Wort reden oder verstehen können; an welchen sonst nichts Teutsches mehr übrig ist / als blößlich ihre Muttersprach;
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