Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Flecken und Dörffer: und (was am allermaisten zubejammern) wie viler hundert tausend Christen-Menschen Leben hat es gekostet / die durch Hunger / Pest und Waffen umbkommen / biß es unser Teutschland gelernet / recht verstanden / und nach dem Frieden-Schluß mit Freuden völlig ins Werck setzen sehen? Nun ists so gemain worden / daß es auch die Mägd brauchen / wann sie in das Graß gehen wollen; aber ein Bauern-Knäblein legts anderst auß / dann als sein Vatter gen Wald fahren wolte / und zu seinem Knecht sagt / Hannß spann an / wir wollen marchiren; antwortet ihm der Knab / Vatter marschiren heist nit Holtz hollen / sondern die Schelmen wollen fort.

Gleich wie nun dise Lateinische Handwercks-Kerl ihre Brieff hin und wider so dick mit frembden Wörtern: als wie die Köch ihre Haasen / die jetzt an Spiß gejagt werden sollen / mit Speck spicken / also thun auch die albere unwissende teutsche Michel / wann sie schon sonst nichts als Teutsch können reden und verstehen; da muß das Laus

Flecken und Dörffer: und (was am allermaisten zubejammern) wie viler hundert tausend Christen-Menschen Leben hat es gekostet / die durch Hunger / Pest und Waffen umbkommen / biß es unser Teutschland gelernet / recht verstanden / und nach dem Frieden-Schluß mit Freuden völlig ins Werck setzen sehen? Nun ists so gemain worden / daß es auch die Mägd brauchen / wann sie in das Graß gehen wollen; aber ein Bauern-Knäblein legts anderst auß / dann als sein Vatter gen Wald fahren wolte / und zu seinem Knecht sagt / Hannß spann an / wir wollen marchiren; antwortet ihm der Knab / Vatter marschiren heist nit Holtz hollen / sondern die Schelmen wollen fort.

Gleich wie nun dise Lateinische Handwercks-Kerl ihre Brieff hin und wider so dick mit frembden Wörtern: als wie die Köch ihre Haasen / die jetzt an Spiß gejagt werden sollen / mit Speck spicken / also thun auch die albere unwissende teutsche Michel / wann sie schon sonst nichts als Teutsch können reden und verstehen; da muß das Laus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="57"/>
Flecken und Dörffer: und (was am allermaisten zubejammern) wie viler hundert tausend Christen-Menschen Leben hat es gekostet / die durch Hunger / Pest und Waffen umbkommen / biß es unser Teutschland gelernet / recht verstanden / und nach dem Frieden-Schluß mit Freuden völlig ins Werck setzen sehen? Nun ists so gemain worden / daß es auch die Mägd brauchen / wann sie in das Graß gehen wollen; aber ein Bauern-Knäblein legts anderst auß / dann als sein Vatter gen Wald fahren wolte / und zu seinem Knecht sagt / Hannß spann an / wir wollen <hi rendition="#aq">marchiren</hi>; antwortet ihm der Knab / Vatter <hi rendition="#aq">marschiren</hi> heist nit Holtz hollen / sondern die Schelmen wollen fort.</p>
        <p>Gleich wie nun dise Lateinische Handwercks-Kerl ihre Brieff hin und wider so dick mit frembden Wörtern: als wie die Köch ihre Haasen / die jetzt an Spiß gejagt werden sollen / mit Speck spicken / also thun auch die albere unwissende teutsche Michel / wann sie schon sonst nichts als Teutsch können reden und verstehen; da muß das <hi rendition="#aq">Laus
</hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0067] Flecken und Dörffer: und (was am allermaisten zubejammern) wie viler hundert tausend Christen-Menschen Leben hat es gekostet / die durch Hunger / Pest und Waffen umbkommen / biß es unser Teutschland gelernet / recht verstanden / und nach dem Frieden-Schluß mit Freuden völlig ins Werck setzen sehen? Nun ists so gemain worden / daß es auch die Mägd brauchen / wann sie in das Graß gehen wollen; aber ein Bauern-Knäblein legts anderst auß / dann als sein Vatter gen Wald fahren wolte / und zu seinem Knecht sagt / Hannß spann an / wir wollen marchiren; antwortet ihm der Knab / Vatter marschiren heist nit Holtz hollen / sondern die Schelmen wollen fort. Gleich wie nun dise Lateinische Handwercks-Kerl ihre Brieff hin und wider so dick mit frembden Wörtern: als wie die Köch ihre Haasen / die jetzt an Spiß gejagt werden sollen / mit Speck spicken / also thun auch die albere unwissende teutsche Michel / wann sie schon sonst nichts als Teutsch können reden und verstehen; da muß das Laus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
MDZ München: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Abkürzungen werden aufgelöst.
  • æ und œ werden durch ae bzw. oe, ę als ae wiedergegeben.
  • Rundes r wird als modernes r umgesetzt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/67
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/67>, abgerufen am 21.11.2024.