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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
mir etliche Brocken (sal. ven.) ins Gesicht spritz-
ten: Jch hätte bey nahe auch mit gemacht/ aber als
ich sahe/ wie er verblaichte/ liesse ichs auß Forcht
unterwegen/ und besorgte/ die Seel würde ihm sampt
dem Unflat durchgeben/ weil ihm der kalte Schweiß
außbrach/ und sein Angesicht einem Sterbenden ähn-
lich sahe: Als er sich aber gleich wieder erholte/ hieß
er mich frisch Wasser holen/ damit er seinen Wein-
schlauch wieder außspülete.

Demnach befahl er mir den Fuchs hinweg zu tra-
gen/ welcher mich/ weil er in einem silbern Lavor
lag/ nichts verächtliches/ sondern ein Schüssel
voller Vor-Essen vor vier Mann zu seyn/ bedünckt/
das sich bey Leib nicht hinweg zu schütten gebührte;
zu dem wuste ich wol/ daß mein Herr nichts schlim-
mes in seinen Magen gesamlet/ sondern herrliche
und delicate Pastetlein/ wie auch von allerhand Ge-
baches/ Geflügel/ Wildpret und zahmen Viehe/
welches man alles noch artlich unterscheiden und
kennen konte/ ich schumelte mich darmit/ wuste
aber nicht wohin/ oder was ich drauß machen solte/
dorffte auch meinen Herrn nicht fragen. Jch gieng
zum Hofmeister/ dem wiese ich dieses schöne Tracta-
ment,
und fragte/ was ich mit dem Fuchs machen
solte? Er antwortet/ Narr gebe/ und bring ihn dem
Kirschner/ daß er den Balg bereite; Jch fragte/
wo der Kirschner seye? Nein/ antwortet er/ da er
mein Einfalt sahe/ bring ihn dem Doctor, damit er
daran sehe/ was vor ein Zustand unser Herr habe:
Solchen Aprillen-Gang hätte ich gethan/ wann der
Hofmeister nicht was anders geförcht hätte/ er hieß

mich

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
mir etliche Brocken (ſal. ven.) ins Geſicht ſpritz-
ten: Jch haͤtte bey nahe auch mit gemacht/ aber als
ich ſahe/ wie er verblaichte/ lieſſe ichs auß Forcht
unterwegen/ und beſorgte/ die Seel wuͤrde ihm ſampt
dem Unflat durchgeben/ weil ihm der kalte Schweiß
außbrach/ und ſein Angeſicht einem Sterbenden aͤhn-
lich ſahe: Als er ſich aber gleich wieder erholte/ hieß
er mich friſch Waſſer holen/ damit er ſeinen Wein-
ſchlauch wieder außſpuͤlete.

Demnach befahl er mir den Fuchs hinweg zu tra-
gen/ welcher mich/ weil er in einem ſilbern Lavor
lag/ nichts veraͤchtliches/ ſondern ein Schuͤſſel
voller Vor-Eſſen vor vier Mann zu ſeyn/ beduͤnckt/
das ſich bey Leib nicht hinweg zu ſchuͤtten gebuͤhrte;
zu dem wuſte ich wol/ daß mein Herꝛ nichts ſchlim-
mes in ſeinen Magen geſamlet/ ſondern herꝛliche
und delicate Paſtetlein/ wie auch von allerhand Ge-
baches/ Gefluͤgel/ Wildpret und zahmen Viehe/
welches man alles noch artlich unterſcheiden und
kennen konte/ ich ſchumelte mich darmit/ wuſte
aber nicht wohin/ oder was ich drauß machen ſolte/
dorffte auch meinen Herꝛn nicht fragen. Jch gieng
zum Hofmeiſter/ dem wieſe ich dieſes ſchoͤne Tracta-
ment,
und fragte/ was ich mit dem Fuchs machen
ſolte? Er antwortet/ Narꝛ gebe/ und bring ihn dem
Kirſchner/ daß er den Balg bereite; Jch fragte/
wo der Kirſchner ſeye? Nein/ antwortet er/ da er
mein Einfalt ſahe/ bring ihn dem Doctor, damit er
daran ſehe/ was vor ein Zuſtand unſer Herꝛ habe:
Solchen Aprillen-Gang haͤtte ich gethan/ wann der
Hofmeiſter nicht was anders gefoͤrcht haͤtte/ er hieß

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[114/0120] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi mir etliche Brocken (ſal. ven.) ins Geſicht ſpritz- ten: Jch haͤtte bey nahe auch mit gemacht/ aber als ich ſahe/ wie er verblaichte/ lieſſe ichs auß Forcht unterwegen/ und beſorgte/ die Seel wuͤrde ihm ſampt dem Unflat durchgeben/ weil ihm der kalte Schweiß außbrach/ und ſein Angeſicht einem Sterbenden aͤhn- lich ſahe: Als er ſich aber gleich wieder erholte/ hieß er mich friſch Waſſer holen/ damit er ſeinen Wein- ſchlauch wieder außſpuͤlete. Demnach befahl er mir den Fuchs hinweg zu tra- gen/ welcher mich/ weil er in einem ſilbern Lavor lag/ nichts veraͤchtliches/ ſondern ein Schuͤſſel voller Vor-Eſſen vor vier Mann zu ſeyn/ beduͤnckt/ das ſich bey Leib nicht hinweg zu ſchuͤtten gebuͤhrte; zu dem wuſte ich wol/ daß mein Herꝛ nichts ſchlim- mes in ſeinen Magen geſamlet/ ſondern herꝛliche und delicate Paſtetlein/ wie auch von allerhand Ge- baches/ Gefluͤgel/ Wildpret und zahmen Viehe/ welches man alles noch artlich unterſcheiden und kennen konte/ ich ſchumelte mich darmit/ wuſte aber nicht wohin/ oder was ich drauß machen ſolte/ dorffte auch meinen Herꝛn nicht fragen. Jch gieng zum Hofmeiſter/ dem wieſe ich dieſes ſchoͤne Tracta- ment, und fragte/ was ich mit dem Fuchs machen ſolte? Er antwortet/ Narꝛ gebe/ und bring ihn dem Kirſchner/ daß er den Balg bereite; Jch fragte/ wo der Kirſchner ſeye? Nein/ antwortet er/ da er mein Einfalt ſahe/ bring ihn dem Doctor, damit er daran ſehe/ was vor ein Zuſtand unſer Herꝛ habe: Solchen Aprillen-Gang haͤtte ich gethan/ wann der Hofmeiſter nicht was anders gefoͤrcht haͤtte/ er hieß mich

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/120>, abgerufen am 24.11.2024.