German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. Das II. Capitel. OB ich nun zwar dergestalt auß dem Gäns-stall gen/ F jv
Zweytes Buch. Das II. Capitel. OB ich nun zwar dergeſtalt auß dem Gaͤns-ſtall gen/ F jv
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0131" n="125"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">II.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi>B ich nun zwar dergeſtalt auß dem Gaͤns-ſtall<lb/> gluͤcklich entronnen/ ſo wurde ich jedoch erſt mei-<lb/> nes Ungluͤcks recht gewahr/ dann meine Hoſen wa-<lb/> ren voll/ und ich wuſte nicht wohin damit; in meines<lb/> Herꝛn Quartier war alles ſtill und ſchlaffend/ dahero<lb/> dorffte ich mich zur Schildwacht/ die vorm Hauß<lb/> ſtunde/ nicht naͤhern/ in der Hauptwach <hi rendition="#aq">Corps de<lb/> Guarde</hi> wolte man mich nicht leiden/ weil ich viel zu<lb/> uͤbel ſtanck/ auffder Gaſſen zu bleiben war mirs gar<lb/> zu kalt und ohnmuͤglich/ alſo daß ich nicht wuſte wo<lb/> auß noch ein. Es war ſchon weit nach Mitternacht/<lb/> als mir einfiele/ ich ſolte mein Zuflucht zu dem viel-<lb/> gemeldten Pfarꝛer nemmen; Jch folgete meinem<lb/> Gutbefinden/ vor der Thuͤr anzuklopffen/ damit war<lb/> ich ſo <hi rendition="#aq">importun,</hi> daß mich endlich die Magd mit Un-<lb/> willen einlieſſe. Als ſie aber roche was ich mit brach-<lb/> te/ (dann ihre lange Nas verꝛieth gleich meine Heim-<lb/> lichkeit) wurde ſie noch ſchelliger; Derowegen fien-<lb/> ge ſie an mit mir zu keifen/ welches ihr Herꝛ/ ſo nun-<lb/> mehr faſt außgeſchlaffen hatte/ bald hoͤrete: Er ruffte<lb/> uns bey den vor ſich ans Bett/ ſo bald er aber merckte/<lb/> wo der Has im Pfeffer lag/ und die Nas ein wenig<lb/> geruͤmpfft hatte/ ſagte er: Es ſeye niemals/ ohnan-<lb/> geſehen was die Calender ſchreiben/ beſſer baden/<lb/> als in ſolchem Stand/ darinn ich mich befuͤnde/ er<lb/> befahl auch ſeiner Magd/ ſie ſolte biß es vollends<lb/> Tag wuͤrde/ meine Hoſen waͤſchen/ und vor den Stu-<lb/> ben-Ofen haͤngen/ mich ſelbſt aber in ein Bett legen/<lb/> dann er ſahe wol/ daß ich vor Froſt gantz erſtarꝛt<lb/> war: Jch war kaum erwarmt/ da es anfieng zu ta-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F jv</fw><fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0131]
Zweytes Buch.
Das II. Capitel.
OB ich nun zwar dergeſtalt auß dem Gaͤns-ſtall
gluͤcklich entronnen/ ſo wurde ich jedoch erſt mei-
nes Ungluͤcks recht gewahr/ dann meine Hoſen wa-
ren voll/ und ich wuſte nicht wohin damit; in meines
Herꝛn Quartier war alles ſtill und ſchlaffend/ dahero
dorffte ich mich zur Schildwacht/ die vorm Hauß
ſtunde/ nicht naͤhern/ in der Hauptwach Corps de
Guarde wolte man mich nicht leiden/ weil ich viel zu
uͤbel ſtanck/ auffder Gaſſen zu bleiben war mirs gar
zu kalt und ohnmuͤglich/ alſo daß ich nicht wuſte wo
auß noch ein. Es war ſchon weit nach Mitternacht/
als mir einfiele/ ich ſolte mein Zuflucht zu dem viel-
gemeldten Pfarꝛer nemmen; Jch folgete meinem
Gutbefinden/ vor der Thuͤr anzuklopffen/ damit war
ich ſo importun, daß mich endlich die Magd mit Un-
willen einlieſſe. Als ſie aber roche was ich mit brach-
te/ (dann ihre lange Nas verꝛieth gleich meine Heim-
lichkeit) wurde ſie noch ſchelliger; Derowegen fien-
ge ſie an mit mir zu keifen/ welches ihr Herꝛ/ ſo nun-
mehr faſt außgeſchlaffen hatte/ bald hoͤrete: Er ruffte
uns bey den vor ſich ans Bett/ ſo bald er aber merckte/
wo der Has im Pfeffer lag/ und die Nas ein wenig
geruͤmpfft hatte/ ſagte er: Es ſeye niemals/ ohnan-
geſehen was die Calender ſchreiben/ beſſer baden/
als in ſolchem Stand/ darinn ich mich befuͤnde/ er
befahl auch ſeiner Magd/ ſie ſolte biß es vollends
Tag wuͤrde/ meine Hoſen waͤſchen/ und vor den Stu-
ben-Ofen haͤngen/ mich ſelbſt aber in ein Bett legen/
dann er ſahe wol/ daß ich vor Froſt gantz erſtarꝛt
war: Jch war kaum erwarmt/ da es anfieng zu ta-
gen/
F jv
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