German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. zuletzt fienge ich an/ mich deß Kochens zu unterwin-den/ und meinem Herrn das Gewehr/ darauff er viel hielte/ sauber zu halten/ weil ich ohne das auff Fou- rage zu reuten noch nichts nutz war/ das schlug mir so trefflich zu/ daß ich endlich meines Herrn Gunst erwarbe/ massen er mir wieder auß Kalbfellen ein neu Narren-Kleid machen lassen/ mit viel grössern E- sels-Ohren/ als ich zuvor getragen; und weil meines Herrn Mund nicht eckelicht war/ bedorfft ich zu mei- ner Koch-Kunst desto weniger Geschickligkeit; dem- nach mirs aber zum öfftern an Saltz/ Schmaltz und Gewürtz mangelte/ wurde ich meines Handwercks auch müd/ trachtet derowegen Tag und Nacht/ wie ich mit guter Manier außreissen möchte/ vornemlich weil ich den Früling wieder erlangt hatte. Als ich nun solches ins Werck setzen wolte/ nam ich mich an/ die Schaf- und Kübkutteln/ deren es voll umb unser Quartier lag/ ferne hinweg zu schläiffen/ da- mit solche kein so üblen Geruch mehr machten; sol- ches ließ ihm der Obriste gefallen/ als ich nun damit umbgieng/ blieb ich/ da es dunckel ward/ zuletzt gar auß/ und entwischt in den nächsten Wald. Das XVI. Capitel. MEin Handel und Wesen wurde aber allem An- zween
Zweytes Buch. zuletzt fienge ich an/ mich deß Kochens zu unterwin-den/ und meinem Herꝛn das Gewehr/ darauff er viel hielte/ ſauber zu halten/ weil ich ohne das auff Fou- rage zu reuten noch nichts nutz war/ das ſchlug mir ſo trefflich zu/ daß ich endlich meines Herꝛn Gunſt erwarbe/ maſſen er mir wieder auß Kalbfellen ein neu Narꝛen-Kleid machen laſſen/ mit viel groͤſſern E- ſels-Ohren/ als ich zuvor getragen; und weil meines Herꝛn Mund nicht eckelicht war/ bedorfft ich zu mei- ner Koch-Kunſt deſto weniger Geſchickligkeit; dem- nach mirs aber zum oͤfftern an Saltz/ Schmaltz und Gewuͤrtz mangelte/ wurde ich meines Handwercks auch muͤd/ trachtet derowegen Tag und Nacht/ wie ich mit guter Manier außreiſſen moͤchte/ vornemlich weil ich den Fruͤling wieder erlangt hatte. Als ich nun ſolches ins Werck ſetzen wolte/ nam ich mich an/ die Schaf- und Kuͤbkutteln/ deren es voll umb unſer Quartier lag/ ferne hinweg zu ſchlaͤiffen/ da- mit ſolche kein ſo uͤblen Geruch mehr machten; ſol- ches ließ ihm der Obriſte gefallen/ als ich nun damit umbgieng/ blieb ich/ da es dunckel ward/ zuletzt gar auß/ und entwiſcht in den naͤchſten Wald. Das XVI. Capitel. MEin Handel und Weſen wurde aber allem An- zween
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi></fw><lb/> zuletzt fienge ich an/ mich deß Kochens zu unterwin-<lb/> den/ und meinem Herꝛn das Gewehr/ darauff er viel<lb/> hielte/ ſauber zu halten/ weil ich ohne das auff <hi rendition="#aq">Fou-<lb/> rage</hi> zu reuten noch nichts nutz war/ das ſchlug mir<lb/> ſo trefflich zu/ daß ich endlich meines Herꝛn Gunſt<lb/> erwarbe/ maſſen er mir wieder auß Kalbfellen ein neu<lb/> Narꝛen-Kleid machen laſſen/ mit viel groͤſſern E-<lb/> ſels-Ohren/ als ich zuvor getragen; und weil meines<lb/> Herꝛn Mund nicht eckelicht war/ bedorfft ich zu mei-<lb/> ner Koch-Kunſt deſto weniger Geſchickligkeit; dem-<lb/> nach mirs aber zum oͤfftern an Saltz/ Schmaltz und<lb/> Gewuͤrtz mangelte/ wurde ich meines Handwercks<lb/> auch muͤd/ trachtet derowegen Tag und Nacht/ wie<lb/> ich mit guter Manier außreiſſen moͤchte/ vornemlich<lb/> weil ich den Fruͤling wieder erlangt hatte. Als ich<lb/> nun ſolches ins Werck ſetzen wolte/ nam ich mich<lb/> an/ die Schaf- und Kuͤbkutteln/ deren es voll umb<lb/> unſer Quartier lag/ ferne hinweg zu ſchlaͤiffen/ da-<lb/> mit ſolche kein ſo uͤblen Geruch mehr machten; ſol-<lb/> ches ließ ihm der Obriſte gefallen/ als ich nun damit<lb/> umbgieng/ blieb ich/ da es dunckel ward/ zuletzt gar<lb/> auß/ und entwiſcht in den naͤchſten Wald.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XVI.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>Ein Handel und Weſen wurde aber allem An-<lb/> ſehen nach/ je laͤnger je aͤrger/ ja ſo ſchlim/ daß<lb/> ich mir einbildete/ ich ſeye nur zum Ungluͤck geboren/<lb/> dannich war wenig Stunden von den Croaten hin-<lb/> weg/ da erhaſcheten mich etliche Schnapphanen;<lb/> dieſe vermeynteu ohn Zweiffel/ etwas rechts an mir<lb/> gefangen zu haben/ weil ſie bey finſterer Nacht mein<lb/> naͤrꝛiſch Kleid nicht ſahen/ und mich gleich durch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zween</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0187]
Zweytes Buch.
zuletzt fienge ich an/ mich deß Kochens zu unterwin-
den/ und meinem Herꝛn das Gewehr/ darauff er viel
hielte/ ſauber zu halten/ weil ich ohne das auff Fou-
rage zu reuten noch nichts nutz war/ das ſchlug mir
ſo trefflich zu/ daß ich endlich meines Herꝛn Gunſt
erwarbe/ maſſen er mir wieder auß Kalbfellen ein neu
Narꝛen-Kleid machen laſſen/ mit viel groͤſſern E-
ſels-Ohren/ als ich zuvor getragen; und weil meines
Herꝛn Mund nicht eckelicht war/ bedorfft ich zu mei-
ner Koch-Kunſt deſto weniger Geſchickligkeit; dem-
nach mirs aber zum oͤfftern an Saltz/ Schmaltz und
Gewuͤrtz mangelte/ wurde ich meines Handwercks
auch muͤd/ trachtet derowegen Tag und Nacht/ wie
ich mit guter Manier außreiſſen moͤchte/ vornemlich
weil ich den Fruͤling wieder erlangt hatte. Als ich
nun ſolches ins Werck ſetzen wolte/ nam ich mich
an/ die Schaf- und Kuͤbkutteln/ deren es voll umb
unſer Quartier lag/ ferne hinweg zu ſchlaͤiffen/ da-
mit ſolche kein ſo uͤblen Geruch mehr machten; ſol-
ches ließ ihm der Obriſte gefallen/ als ich nun damit
umbgieng/ blieb ich/ da es dunckel ward/ zuletzt gar
auß/ und entwiſcht in den naͤchſten Wald.
Das XVI. Capitel.
MEin Handel und Weſen wurde aber allem An-
ſehen nach/ je laͤnger je aͤrger/ ja ſo ſchlim/ daß
ich mir einbildete/ ich ſeye nur zum Ungluͤck geboren/
dannich war wenig Stunden von den Croaten hin-
weg/ da erhaſcheten mich etliche Schnapphanen;
dieſe vermeynteu ohn Zweiffel/ etwas rechts an mir
gefangen zu haben/ weil ſie bey finſterer Nacht mein
naͤrꝛiſch Kleid nicht ſahen/ und mich gleich durch
zween
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |