Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
sagte/ es könne auch wol seyn/ daß seither etliche
Bauren da gewesen wären/ welche die Sachen ge-
junden und auffgehoben hätten/ solchem wurde end-
lich von Allen Beyfall gegeben/ und von der gantzen
Partey vestiglich geglaubt/ daß sie den Teuffel selbst
unter Handen gehabt hätten/ vornemlich weil der je-
nige/ so mich in der Finstere visitiren wollen/ nicht
allein solches mit grausamen Flüchen bekräfftiget/
sondern auch die raube funcklende Haut und beyde
Hörner/ als gewisse Wahrzeichen einer teufflischen
Eigenschafft/ gewaltig zu beschreiben und herauß zu
streichen wuste. Jch vermeyne auch/ wenn ich mich
unversehens hätte wiederum sehen lassen/ daß die gan-
tze Partey entloffen wäre.

Zuletzt/ als sie lang genug gesucht/ und doch nichts
funden hatten/ namen sie ihren Weg weiters/ ich
aber machte den Rantzen auff zu frühestücken/ und
langte im ersten Griff einen Seckel herauß/ in wel-
chem dreyhundert und etlich sechtzig Ducaten waren.
Ob ich nun hierüber erfreuet worden/ bedarff zwar
keines fragens: Aber der Leser sey versichert/ daß
mich der Knappsack vielmehr erfreute/ weil ich ihn
mit Proviant so wol versehen sabe/ als diese schöne
Summa Golds selbst. Und demnach dergleichen Ge-
sellen bey den gemeinen Soldaten viel zu dinn gesäet
zu seyn pflegen/ daß sie solche mit sich auff Partey
schleppen solten/ als mache ich mir die Gedancken/
der Kerl müsse diß Geld auff eben derselbigen Partey
erst heimlich erschnappt/ und geschwind zu sich in
Rantzen geschoben haben/ damit er solches mit den
andern nicht partirn dörffe.

Hierauff zehrte ich frölich zu morgen/ fand auch

bald

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ſagte/ es koͤnne auch wol ſeyn/ daß ſeither etliche
Bauren da geweſen waͤren/ welche die Sachen ge-
junden und auffgehoben haͤtten/ ſolchem wurde end-
lich von Allen Beyfall gegeben/ und von der gantzen
Partey veſtiglich geglaubt/ daß ſie den Teuffel ſelbſt
unter Handen gehabt haͤtten/ vornemlich weil der je-
nige/ ſo mich in der Finſtere viſitiren wollen/ nicht
allein ſolches mit grauſamen Fluͤchen bekraͤfftiget/
ſondern auch die raube funcklende Haut und beyde
Hoͤrner/ als gewiſſe Wahrzeichen einer teuffliſchen
Eigenſchafft/ gewaltig zu beſchreiben und herauß zu
ſtreichen wuſte. Jch vermeyne auch/ wenn ich mich
unverſehens haͤtte wiederum ſehen laſſen/ daß die gan-
tze Partey entloffen waͤre.

Zuletzt/ als ſie lang genug geſucht/ und doch nichts
funden hatten/ namen ſie ihren Weg weiters/ ich
aber machte den Rantzen auff zu fruͤheſtuͤcken/ und
langte im erſten Griff einen Seckel herauß/ in wel-
chem dreyhundert und etlich ſechtzig Ducaten waren.
Ob ich nun hieruͤber erfreuet worden/ bedarff zwar
keines fragens: Aber der Leſer ſey verſichert/ daß
mich der Knappſack vielmehr erfreute/ weil ich ihn
mit Proviant ſo wol verſehen ſabe/ als dieſe ſchoͤne
Summa Golds ſelbſt. Und demnach dergleichen Ge-
ſellen bey den gemeinen Soldaten viel zu dinn geſaͤet
zu ſeyn pflegen/ daß ſie ſolche mit ſich auff Partey
ſchleppen ſolten/ als mache ich mir die Gedancken/
der Kerl muͤſſe diß Geld auff eben derſelbigen Partey
erſt heimlich erſchnappt/ und geſchwind zu ſich in
Rantzen geſchoben haben/ damit er ſolches mit den
andern nicht partirn doͤrffe.

Hierauff zehrte ich froͤlich zu morgen/ fand auch

bald
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0190" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;agte/ es ko&#x0364;nne auch wol &#x017F;eyn/ daß &#x017F;either etliche<lb/>
Bauren da gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren/ welche die Sachen ge-<lb/>
junden und auffgehoben ha&#x0364;tten/ &#x017F;olchem wurde end-<lb/>
lich von Allen Beyfall gegeben/ und von der gantzen<lb/>
Partey ve&#x017F;tiglich geglaubt/ daß &#x017F;ie den Teuffel &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
unter Handen gehabt ha&#x0364;tten/ vornemlich weil der je-<lb/>
nige/ &#x017F;o mich in der Fin&#x017F;tere <hi rendition="#aq">vi&#x017F;iti</hi>ren wollen/ nicht<lb/>
allein &#x017F;olches mit grau&#x017F;amen Flu&#x0364;chen bekra&#x0364;fftiget/<lb/>
&#x017F;ondern auch die raube funcklende Haut und beyde<lb/>
Ho&#x0364;rner/ als gewi&#x017F;&#x017F;e Wahrzeichen einer teuffli&#x017F;chen<lb/>
Eigen&#x017F;chafft/ gewaltig zu be&#x017F;chreiben und herauß zu<lb/>
&#x017F;treichen wu&#x017F;te. Jch vermeyne auch/ wenn ich mich<lb/>
unver&#x017F;ehens ha&#x0364;tte wiederum &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ daß die gan-<lb/>
tze Partey entloffen wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Zuletzt/ als &#x017F;ie lang genug ge&#x017F;ucht/ und doch nichts<lb/>
funden hatten/ namen &#x017F;ie ihren Weg weiters/ ich<lb/>
aber machte den Rantzen auff zu fru&#x0364;he&#x017F;tu&#x0364;cken/ und<lb/>
langte im er&#x017F;ten Griff einen Seckel herauß/ in wel-<lb/>
chem dreyhundert und etlich &#x017F;echtzig Ducaten waren.<lb/>
Ob ich nun hieru&#x0364;ber erfreuet worden/ bedarff zwar<lb/>
keines fragens: Aber der Le&#x017F;er &#x017F;ey ver&#x017F;ichert/ daß<lb/>
mich der Knapp&#x017F;ack vielmehr erfreute/ weil ich ihn<lb/>
mit Proviant &#x017F;o wol ver&#x017F;ehen &#x017F;abe/ als die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Summa Golds &#x017F;elb&#x017F;t. Und demnach dergleichen Ge-<lb/>
&#x017F;ellen bey den gemeinen Soldaten viel zu dinn ge&#x017F;a&#x0364;et<lb/>
zu &#x017F;eyn pflegen/ daß &#x017F;ie &#x017F;olche mit &#x017F;ich auff Partey<lb/>
&#x017F;chleppen &#x017F;olten/ als mache ich mir die Gedancken/<lb/>
der Kerl mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e diß Geld auff eben der&#x017F;elbigen Partey<lb/>
er&#x017F;t heimlich er&#x017F;chnappt/ und ge&#x017F;chwind zu &#x017F;ich in<lb/>
Rantzen ge&#x017F;choben haben/ damit er &#x017F;olches mit den<lb/>
andern nicht partirn do&#x0364;rffe.</p><lb/>
        <p>Hierauff zehrte ich fro&#x0364;lich zu morgen/ fand auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bald</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0190] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ſagte/ es koͤnne auch wol ſeyn/ daß ſeither etliche Bauren da geweſen waͤren/ welche die Sachen ge- junden und auffgehoben haͤtten/ ſolchem wurde end- lich von Allen Beyfall gegeben/ und von der gantzen Partey veſtiglich geglaubt/ daß ſie den Teuffel ſelbſt unter Handen gehabt haͤtten/ vornemlich weil der je- nige/ ſo mich in der Finſtere viſitiren wollen/ nicht allein ſolches mit grauſamen Fluͤchen bekraͤfftiget/ ſondern auch die raube funcklende Haut und beyde Hoͤrner/ als gewiſſe Wahrzeichen einer teuffliſchen Eigenſchafft/ gewaltig zu beſchreiben und herauß zu ſtreichen wuſte. Jch vermeyne auch/ wenn ich mich unverſehens haͤtte wiederum ſehen laſſen/ daß die gan- tze Partey entloffen waͤre. Zuletzt/ als ſie lang genug geſucht/ und doch nichts funden hatten/ namen ſie ihren Weg weiters/ ich aber machte den Rantzen auff zu fruͤheſtuͤcken/ und langte im erſten Griff einen Seckel herauß/ in wel- chem dreyhundert und etlich ſechtzig Ducaten waren. Ob ich nun hieruͤber erfreuet worden/ bedarff zwar keines fragens: Aber der Leſer ſey verſichert/ daß mich der Knappſack vielmehr erfreute/ weil ich ihn mit Proviant ſo wol verſehen ſabe/ als dieſe ſchoͤne Summa Golds ſelbſt. Und demnach dergleichen Ge- ſellen bey den gemeinen Soldaten viel zu dinn geſaͤet zu ſeyn pflegen/ daß ſie ſolche mit ſich auff Partey ſchleppen ſolten/ als mache ich mir die Gedancken/ der Kerl muͤſſe diß Geld auff eben derſelbigen Partey erſt heimlich erſchnappt/ und geſchwind zu ſich in Rantzen geſchoben haben/ damit er ſolches mit den andern nicht partirn doͤrffe. Hierauff zehrte ich froͤlich zu morgen/ fand auch bald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/190
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/190>, abgerufen am 23.11.2024.