German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. so Spielens wegen entstanden/ nicht vergessen will;ja ich will den Geitz/ den Zorn/ den Neid/ den Eyfer/ die Falschheit/ den Betrug/ die Vortelsucht/ den Diebstal/ und mit einem Wort/ alle unsinnige Thor- beiten beydes der Würffel- und Kartenspieler mit ih- ren lebendigen Farben dermassen abmahlen und vor Augen stellen/ daß die jenige/ die solches Buch nur einmal lesen/ ein solch Abscheuen vor dem Spielen gewinnen sollen/ als wenn sie Sän-Milch (welche man den Spielsüchtigen wider solche ihre Kranck- heit ohnwissend eingibt) gesoffen bätten. Und also damit der gantzen Christenheit darthun/ daß der liebe GOtt von einer einzigen Compagnia Spieler mehr gelästert/ als sonst von einer gantzen Armee bedienet werde. Jch lobte seinen Vorsatz/ und wünschte ihm Gelegenheit/ daß er solchen ins Werck setzen möchte. Das XXI. Capitel. MEin Hofmeister wurde mir je länger je holder/ Hündin
Zweytes Buch. ſo Spielens wegen entſtanden/ nicht vergeſſen will;ja ich will den Geitz/ den Zorn/ den Neid/ den Eyfer/ die Falſchheit/ den Betrug/ die Vortelſucht/ den Diebſtal/ und mit einem Wort/ alle unſinnige Thor- beiten beydes der Wuͤrffel- und Kartenſpieler mit ih- ren lebendigen Farben dermaſſen abmahlen und vor Augen ſtellen/ daß die jenige/ die ſolches Buch nur einmal leſen/ ein ſolch Abſcheuen vor dem Spielen gewinnen ſollen/ als wenn ſie Saͤn-Milch (welche man den Spielſuͤchtigen wider ſolche ihre Kranck- heit ohnwiſſend eingibt) geſoffen baͤtten. Und alſo damit der gantzen Chriſtenheit darthun/ daß der liebe GOtt von einer einzigen Compagnia Spieler mehr gelaͤſtert/ als ſonſt von einer gantzen Armee bedienet werde. Jch lobte ſeinen Vorſatz/ und wuͤnſchte ihm Gelegenheit/ daß er ſolchen ins Werck ſetzen moͤchte. Das XXI. Capitel. MEin Hofmeiſter wurde mir je laͤnger je holder/ Huͤndin
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi></fw><lb/> ſo Spielens wegen entſtanden/ nicht vergeſſen will;<lb/> ja ich will den Geitz/ den Zorn/ den Neid/ den Eyfer/<lb/> die Falſchheit/ den Betrug/ die Vortelſucht/ den<lb/> Diebſtal/ und mit einem Wort/ alle unſinnige Thor-<lb/> beiten beydes der Wuͤrffel- und Kartenſpieler mit ih-<lb/> ren lebendigen Farben dermaſſen abmahlen und vor<lb/> Augen ſtellen/ daß die jenige/ die ſolches Buch nur<lb/> einmal leſen/ ein ſolch Abſcheuen vor dem Spielen<lb/> gewinnen ſollen/ als wenn ſie Saͤn-Milch (welche<lb/> man den Spielſuͤchtigen wider ſolche ihre Kranck-<lb/> heit ohnwiſſend eingibt) geſoffen baͤtten. Und alſo<lb/> damit der gantzen Chriſtenheit darthun/ daß der liebe<lb/> GOtt von einer einzigen Compagnia Spieler mehr<lb/> gelaͤſtert/ als ſonſt von einer gantzen Armee bedienet<lb/> werde. Jch lobte ſeinen Vorſatz/ und wuͤnſchte ihm<lb/> Gelegenheit/ daß er ſolchen ins Werck ſetzen moͤchte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XXI.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>Ein Hofmeiſter wurde mir je laͤnger je holder/<lb/> und ich ihm bingegen wiederumb/ doch hielten<lb/> wir unſere Vertraͤulichkeit ſehr geheim/ ich <hi rendition="#aq">ag<supplied>i</supplied></hi>rte<lb/> zwar einen Narꝛn/ brachte aber keine grobe Zotten<lb/> noch Buͤffelspoſſen vor/ ſo daß meine Gaben und<lb/> Auffzuͤg zwar einfaͤltig genug/ aber jedoch mehr<lb/> ſinnreich als naͤrꝛiſch fielen. Mein Obriſter/ der ein<lb/> trefflichen Luſt zum Waͤidwerck trug/ name mich<lb/> einsmal mit/ als er außſpatzierte Feldhuͤner zu fan-<lb/> gen mit dem Tyras/ welche <hi rendition="#aq">Invention</hi> mir trefflich<lb/> wol gefiele; Dieweil aber der vorſtehende Hund ſo<lb/> hitzig war/ daß er einzufallen pflegte/ ehe man tyraſſi-<lb/> ren konte/ deßwegen wir dann wenig fangen konten:<lb/> Da gab ich dem Obriſten den Rath/ er ſolte die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Huͤndin</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0211]
Zweytes Buch.
ſo Spielens wegen entſtanden/ nicht vergeſſen will;
ja ich will den Geitz/ den Zorn/ den Neid/ den Eyfer/
die Falſchheit/ den Betrug/ die Vortelſucht/ den
Diebſtal/ und mit einem Wort/ alle unſinnige Thor-
beiten beydes der Wuͤrffel- und Kartenſpieler mit ih-
ren lebendigen Farben dermaſſen abmahlen und vor
Augen ſtellen/ daß die jenige/ die ſolches Buch nur
einmal leſen/ ein ſolch Abſcheuen vor dem Spielen
gewinnen ſollen/ als wenn ſie Saͤn-Milch (welche
man den Spielſuͤchtigen wider ſolche ihre Kranck-
heit ohnwiſſend eingibt) geſoffen baͤtten. Und alſo
damit der gantzen Chriſtenheit darthun/ daß der liebe
GOtt von einer einzigen Compagnia Spieler mehr
gelaͤſtert/ als ſonſt von einer gantzen Armee bedienet
werde. Jch lobte ſeinen Vorſatz/ und wuͤnſchte ihm
Gelegenheit/ daß er ſolchen ins Werck ſetzen moͤchte.
Das XXI. Capitel.
MEin Hofmeiſter wurde mir je laͤnger je holder/
und ich ihm bingegen wiederumb/ doch hielten
wir unſere Vertraͤulichkeit ſehr geheim/ ich agirte
zwar einen Narꝛn/ brachte aber keine grobe Zotten
noch Buͤffelspoſſen vor/ ſo daß meine Gaben und
Auffzuͤg zwar einfaͤltig genug/ aber jedoch mehr
ſinnreich als naͤrꝛiſch fielen. Mein Obriſter/ der ein
trefflichen Luſt zum Waͤidwerck trug/ name mich
einsmal mit/ als er außſpatzierte Feldhuͤner zu fan-
gen mit dem Tyras/ welche Invention mir trefflich
wol gefiele; Dieweil aber der vorſtehende Hund ſo
hitzig war/ daß er einzufallen pflegte/ ehe man tyraſſi-
ren konte/ deßwegen wir dann wenig fangen konten:
Da gab ich dem Obriſten den Rath/ er ſolte die
Huͤndin
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |