German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Drittes Buch. Beförderung verhinderlich seyn würde/ wofern esanders nicht gar darzu käme/ daß er den Schaden mit seinem Kopff bezahlen müste: Jch aber sprach ihm zu/ und hielte ihm vor/ daß manchem rechtschaf- fenen Soldaten das unbeständige Glück seine Tück bewiesen/ ich hätte aber darumb noch keinen geseben/ der deßwegen verzagt/ oder gar verzweiffelt seye/ sein Beginnen sey ein Zeichen der Kleinmütigkeit/ dapf- fere Soldaten aber gedächten/ die empfangne Schä- den ein ander mal wieder einzubringen; mich würde er nimmermehr dahin bringen/ daß ich das Cartel verletzte/ oder ein so schandliche That wider alle Bil- lichkeit/ und löblicher Soldaten Gewonheit und Herkommen begienge. Da er nun sahe/ daß ich nicht dran wolte/ fienge er an mich zu schmähen/ in Mey- nung/ mich zum Zorn zu bewegen/ und sagte: Jch hätte nicht auffrecht und redlich mit ihm gefochten/ sondern wie ein Schelm und Strauch-Mörder ge- handelt/ und seinen bey sich gehabten Soldaten das Leben als ein Dieb abgestolen; worüber seine eigene Bursch/ die wir gefangen hatten/ mächtig erschra- cken/ die meinige aber eben so sehr ergrimmten/ also daß sie ihn wie ein Sieb durchlöchert hätten/ wann ichs nur zugelassen/ massen ich genug abzuwehren bekame. Jch aber bewegte mich nicht einmal über seine Reden/ sondern nam beydes Freund und Feind zum Zeugen dessen was da geschahe/ und liesse ihn Leutenant binden/ und als einen Unsinnigen verwah- ren; versprach auch/ ihn Leutenant/ so bald wir in unsern Posten kämen/ und es meine Officier zulassen wolten/ mit meinen eigenen Pferden und Gewehr/ worunter er dann die Wahl haben solte/ außzustaf- firen N v
Drittes Buch. Befoͤrderung verhinderlich ſeyn wuͤrde/ wofern esanders nicht gar darzu kaͤme/ daß er den Schaden mit ſeinem Kopff bezahlen muͤſte: Jch aber ſprach ihm zu/ und hielte ihm vor/ daß manchem rechtſchaf- fenen Soldaten das unbeſtaͤndige Gluͤck ſeine Tuͤck bewieſen/ ich haͤtte aber darumb noch keinen geſeben/ der deßwegen verzagt/ oder gar verzweiffelt ſeye/ ſein Beginnen ſey ein Zeichen der Kleinmuͤtigkeit/ dapf- fere Soldaten aber gedaͤchten/ die empfangne Schaͤ- den ein ander mal wieder einzubringen; mich wuͤrde er nimmermehr dahin bringen/ daß ich das Cartel verletzte/ oder ein ſo ſchandliche That wider alle Bil- lichkeit/ und loͤblicher Soldaten Gewonheit und Herkommen begienge. Da er nun ſahe/ daß ich nicht dran wolte/ fienge er an mich zu ſchmaͤhen/ in Mey- nung/ mich zum Zorn zu bewegen/ und ſagte: Jch haͤtte nicht auffrecht und redlich mit ihm gefochten/ ſondern wie ein Schelm und Strauch-Moͤrder ge- handelt/ und ſeinen bey ſich gehabten Soldaten das Leben als ein Dieb abgeſtolen; woruͤber ſeine eigene Burſch/ die wir gefangen hatten/ maͤchtig erſchra- cken/ die meinige aber eben ſo ſehr ergrimmten/ alſo daß ſie ihn wie ein Sieb durchloͤchert haͤtten/ wann ichs nur zugelaſſen/ maſſen ich genug abzuwehren bekame. Jch aber bewegte mich nicht einmal uͤber ſeine Reden/ ſondern nam beydes Freund und Feind zum Zeugen deſſen was da geſchahe/ und lieſſe ihn Leutenant binden/ und als einen Unſinnigen verwah- ren; verſprach auch/ ihn Leutenant/ ſo bald wir in unſern Poſten kaͤmen/ und es meine Officier zulaſſen wolten/ mit meinen eigenen Pferden und Gewehr/ worunter er dann die Wahl haben ſolte/ außzuſtaf- firen N v
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Drittes Buch.
Befoͤrderung verhinderlich ſeyn wuͤrde/ wofern es
anders nicht gar darzu kaͤme/ daß er den Schaden
mit ſeinem Kopff bezahlen muͤſte: Jch aber ſprach
ihm zu/ und hielte ihm vor/ daß manchem rechtſchaf-
fenen Soldaten das unbeſtaͤndige Gluͤck ſeine Tuͤck
bewieſen/ ich haͤtte aber darumb noch keinen geſeben/
der deßwegen verzagt/ oder gar verzweiffelt ſeye/ ſein
Beginnen ſey ein Zeichen der Kleinmuͤtigkeit/ dapf-
fere Soldaten aber gedaͤchten/ die empfangne Schaͤ-
den ein ander mal wieder einzubringen; mich wuͤrde
er nimmermehr dahin bringen/ daß ich das Cartel
verletzte/ oder ein ſo ſchandliche That wider alle Bil-
lichkeit/ und loͤblicher Soldaten Gewonheit und
Herkommen begienge. Da er nun ſahe/ daß ich nicht
dran wolte/ fienge er an mich zu ſchmaͤhen/ in Mey-
nung/ mich zum Zorn zu bewegen/ und ſagte: Jch
haͤtte nicht auffrecht und redlich mit ihm gefochten/
ſondern wie ein Schelm und Strauch-Moͤrder ge-
handelt/ und ſeinen bey ſich gehabten Soldaten das
Leben als ein Dieb abgeſtolen; woruͤber ſeine eigene
Burſch/ die wir gefangen hatten/ maͤchtig erſchra-
cken/ die meinige aber eben ſo ſehr ergrimmten/ alſo
daß ſie ihn wie ein Sieb durchloͤchert haͤtten/ wann
ichs nur zugelaſſen/ maſſen ich genug abzuwehren
bekame. Jch aber bewegte mich nicht einmal uͤber
ſeine Reden/ ſondern nam beydes Freund und Feind
zum Zeugen deſſen was da geſchahe/ und lieſſe ihn
Leutenant binden/ und als einen Unſinnigen verwah-
ren; verſprach auch/ ihn Leutenant/ ſo bald wir in
unſern Poſten kaͤmen/ und es meine Officier zulaſſen
wolten/ mit meinen eigenen Pferden und Gewehr/
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