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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
dann sintemal der Graf von Götz damals mit vielen
Käiserlichen Völckern in Westphalen lag/ und sein
Quartier zu Dortmund hatte/ versahe sich der Com-
mandant
auff den künfftigen Frühling einer Belä-
gerung/ und bewarbe sich dahero umb gute Solda-
ten/ wiewol diese Sorg vergeblich war/ dieweil er-
meldter Graf von Götz/ weil Johann de Werd im
Brißgäu geschlagen worden/ selbigen Frühling
Westphalen quittiren/ und am Ober-Rheinstrom
wegen Breysach wider den Fürsten von Weymar
agiren muste.

Das XXIII. Capitel.

ES schickt sich ein Ding auff mancherley Weis/
deß einen Unstern kompt Staffelweis und allge-
mach/ und einen andern überfällt das Seinige mit
Hauffen; das meinige aber hatte einen so süssen und
angenehmen Anfang/ daß ich mirs wol vor kein Un-
glück/ sondern vor das höchste Glück rechnete. Kaum
über acht Tag hatte ich mit meinem lieben Weib im
Ehestand zugebracht/ da ich in meinem Jägerkleid/
mit einem Feur-rohr auff der Achsel/ von ihr und
ihren Freunden meinen Abschied nam/ ich schliche
mich glücklich durch/ weil mir alle Weg bekant/ also
daß mir keine Gefahr unterwegs auffstiesse/ ja ich
wurde von keinem Menschen gesehen/ biß ich nacher
Dütz/ so gegen Cöln über/ dißseits Rhein ligt/ vor
den Schlagbaum kam. Jch aber sahe viel Leut/ son-
derlich einen Bauren im Bergischen Land/ der mich
allerdings an meinen Knan im Spessert gemahnte/
sein Sohn aber dessen Simplicio sich am besten ver-
gliche. Dieser Baurenbub hütete der Schwein/ als

ich
Q vij

Drittes Buch.
dann ſintemal der Graf von Goͤtz damals mit vielen
Kaͤiſerlichen Voͤlckern in Weſtphalen lag/ und ſein
Quartier zu Dortmund hatte/ verſahe ſich der Com-
mandant
auff den kuͤnfftigen Fruͤhling einer Belaͤ-
gerung/ und bewarbe ſich dahero umb gute Solda-
ten/ wiewol dieſe Sorg vergeblich war/ dieweil er-
meldter Graf von Goͤtz/ weil Johann de Werd im
Brißgaͤu geſchlagen worden/ ſelbigen Fruͤhling
Weſtphalen quittiren/ und am Ober-Rheinſtrom
wegen Breyſach wider den Fuͤrſten von Weymar
agiren muſte.

Das XXIII. Capitel.

ES ſchickt ſich ein Ding auff mancherley Weis/
deß einen Unſtern kompt Staffelweis und allge-
mach/ und einen andern uͤberfaͤllt das Seinige mit
Hauffen; das meinige aber hatte einen ſo ſuͤſſen und
angenehmen Anfang/ daß ich mirs wol vor kein Un-
gluͤck/ ſondern vor das hoͤchſte Gluͤck rechnete. Kaum
uͤber acht Tag hatte ich mit meinem lieben Weib im
Eheſtand zugebracht/ da ich in meinem Jaͤgerkleid/
mit einem Feur-rohr auff der Achſel/ von ihr und
ihren Freunden meinen Abſchied nam/ ich ſchliche
mich gluͤcklich durch/ weil mir alle Weg bekant/ alſo
daß mir keine Gefahr unterwegs auffſtieſſe/ ja ich
wurde von keinem Menſchen geſehen/ biß ich nacher
Duͤtz/ ſo gegen Coͤln uͤber/ dißſeits Rhein ligt/ vor
den Schlagbaum kam. Jch aber ſahe viel Leut/ ſon-
derlich einen Bauren im Bergiſchen Land/ der mich
allerdings an meinen Knan im Speſſert gemahnte/
ſein Sohn aber deſſen Simplicio ſich am beſten ver-
gliche. Dieſer Baurenbub huͤtete der Schwein/ als

ich
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[371/0377] Drittes Buch. dann ſintemal der Graf von Goͤtz damals mit vielen Kaͤiſerlichen Voͤlckern in Weſtphalen lag/ und ſein Quartier zu Dortmund hatte/ verſahe ſich der Com- mandant auff den kuͤnfftigen Fruͤhling einer Belaͤ- gerung/ und bewarbe ſich dahero umb gute Solda- ten/ wiewol dieſe Sorg vergeblich war/ dieweil er- meldter Graf von Goͤtz/ weil Johann de Werd im Brißgaͤu geſchlagen worden/ ſelbigen Fruͤhling Weſtphalen quittiren/ und am Ober-Rheinſtrom wegen Breyſach wider den Fuͤrſten von Weymar agiren muſte. Das XXIII. Capitel. ES ſchickt ſich ein Ding auff mancherley Weis/ deß einen Unſtern kompt Staffelweis und allge- mach/ und einen andern uͤberfaͤllt das Seinige mit Hauffen; das meinige aber hatte einen ſo ſuͤſſen und angenehmen Anfang/ daß ich mirs wol vor kein Un- gluͤck/ ſondern vor das hoͤchſte Gluͤck rechnete. Kaum uͤber acht Tag hatte ich mit meinem lieben Weib im Eheſtand zugebracht/ da ich in meinem Jaͤgerkleid/ mit einem Feur-rohr auff der Achſel/ von ihr und ihren Freunden meinen Abſchied nam/ ich ſchliche mich gluͤcklich durch/ weil mir alle Weg bekant/ alſo daß mir keine Gefahr unterwegs auffſtieſſe/ ja ich wurde von keinem Menſchen geſehen/ biß ich nacher Duͤtz/ ſo gegen Coͤln uͤber/ dißſeits Rhein ligt/ vor den Schlagbaum kam. Jch aber ſahe viel Leut/ ſon- derlich einen Bauren im Bergiſchen Land/ der mich allerdings an meinen Knan im Speſſert gemahnte/ ſein Sohn aber deſſen Simplicio ſich am beſten ver- gliche. Dieſer Baurenbub huͤtete der Schwein/ als ich Q vij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/377>, abgerufen am 22.11.2024.