Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
gewesen/ daß man nur meinen Kopff sahe/ denn mein
übriger Leib stunde unter der Schau-Bühne in guter
Sicherheit) da mich der Drach benagen solte/ der
Kerl aber so im Drachen stack/ denselben zu regieren/
meinen Kopff nicht sehen konte/ und dahero deß Dra-
chen Kopff neben dem meinigen grasen liesse/ das kam
mir so lächerlich vor/ daß ich mir nit abbrechen kon-
te/ darüber zu schmollen/ welches die Dames, so mich
gar wol betrachteten/ in Acht namen.

Von dieser Comoedia bekam ich neben dem Lob/
das mir männiglich gab/ nicht allein eine treffliche
Verehrung/ sondern ich kriegte auch einen andern
Nahmen/ in dem mich forthin die Frantzosen nicht
anders als Beau Alman nenneten. Es wurden noch
mehr dergleichen Spiel und Ballet gehalten/ dieweil
man die Faßnacht celebrirte/ in welchen ich mich
gleichfalls gebrauchen liesse/ befand aber zuletzt/ daß
ich von andern geneidet wurde/ weil ich die Specta-
tores,
und sonderlich die Weiber gewaltig zoge/ ihre
Augen auff mich zu wenden/ thät michs derowegen
ab/ sonderlich als ich einsmals zimlich Stöß krieg-
te/ da ich als ein Hercules, gleichsam nackend in einer
Löwenhaut/ mit Acheloo umb die Dejaniram kämpff-
te/ da man mirs gröber machte/ als in einem Spiel
der Gebrauch ist.

Das IV. Capitel.

HJerdurch wurde ich bey hoben Personen bekant/
und es schiene/ als ob mir das Glück wieder auff
ein neues hätte leuchten wollen/ dann mir wurden
gar deß Königs Dienste angebotten/ welches man-
chem grossen Hansen nicht widerfährt. Einsmals

kam

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
geweſen/ daß man nur meinen Kopff ſahe/ denn mein
uͤbriger Leib ſtunde unter der Schau-Buͤhne in guter
Sicherheit) da mich der Drach benagen ſolte/ der
Kerl aber ſo im Drachen ſtack/ denſelben zu regieren/
meinen Kopff nicht ſehen konte/ und dahero deß Dra-
chen Kopff neben dem meinigen graſen lieſſe/ das kam
mir ſo laͤcherlich vor/ daß ich mir nit abbrechen kon-
te/ daruͤber zu ſchmollen/ welches die Dames, ſo mich
gar wol betrachteten/ in Acht namen.

Von dieſer Comœdia bekam ich neben dem Lob/
das mir maͤnniglich gab/ nicht allein eine treffliche
Verehrung/ ſondern ich kriegte auch einen andern
Nahmen/ in dem mich forthin die Frantzoſen nicht
anders als Beau Alman nenneten. Es wurden noch
mehr dergleichen Spiel und Ballet gehalten/ dieweil
man die Faßnacht celebrirte/ in welchen ich mich
gleichfalls gebrauchen lieſſe/ befand aber zuletzt/ daß
ich von andern geneidet wurde/ weil ich die Specta-
tores,
und ſonderlich die Weiber gewaltig zoge/ ihre
Augen auff mich zu wenden/ thaͤt michs derowegen
ab/ ſonderlich als ich einsmals zimlich Stoͤß krieg-
te/ da ich als ein Hercules, gleichſam nackend in einer
Loͤwenhaut/ mit Acheloo umb die Dejaniram kaͤmpff-
te/ da man mirs groͤber machte/ als in einem Spiel
der Gebrauch iſt.

Das IV. Capitel.

HJerdurch wurde ich bey hoben Perſonen bekant/
und es ſchiene/ als ob mir das Gluͤck wieder auff
ein neues haͤtte leuchten wollen/ dann mir wurden
gar deß Koͤnigs Dienſte angebotten/ welches man-
chem groſſen Hanſen nicht widerfaͤhrt. Einsmals

kam
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0404" n="398"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;en/ daß man nur meinen Kopff &#x017F;ahe/ denn mein<lb/>
u&#x0364;briger Leib &#x017F;tunde unter der Schau-Bu&#x0364;hne in guter<lb/>
Sicherheit) da mich der Drach benagen &#x017F;olte/ der<lb/>
Kerl aber &#x017F;o im Drachen &#x017F;tack/ den&#x017F;elben zu regieren/<lb/>
meinen Kopff nicht &#x017F;ehen konte/ und dahero deß Dra-<lb/>
chen Kopff neben dem meinigen gra&#x017F;en lie&#x017F;&#x017F;e/ das kam<lb/>
mir &#x017F;o la&#x0364;cherlich vor/ daß ich mir nit abbrechen kon-<lb/>
te/ daru&#x0364;ber zu &#x017F;chmollen/ welches die <hi rendition="#aq">Dames,</hi> &#x017F;o mich<lb/>
gar wol betrachteten/ in Acht namen.</p><lb/>
        <p>Von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Com&#x0153;dia</hi> bekam ich neben dem Lob/<lb/>
das mir ma&#x0364;nniglich gab/ nicht allein eine treffliche<lb/>
Verehrung/ &#x017F;ondern ich kriegte auch einen andern<lb/>
Nahmen/ in dem mich forthin die Frantzo&#x017F;en nicht<lb/>
anders als <hi rendition="#aq">Beau Alman</hi> nenneten. Es wurden noch<lb/>
mehr dergleichen Spiel und <hi rendition="#aq">Ballet</hi> gehalten/ dieweil<lb/>
man die Faßnacht <hi rendition="#aq">celebri</hi>rte/ in welchen ich mich<lb/>
gleichfalls gebrauchen lie&#x017F;&#x017F;e/ befand aber zuletzt/ daß<lb/>
ich von andern geneidet wurde/ weil ich die <hi rendition="#aq">Specta-<lb/>
tores,</hi> und &#x017F;onderlich die Weiber gewaltig zoge/ ihre<lb/>
Augen auff mich zu wenden/ tha&#x0364;t michs derowegen<lb/>
ab/ &#x017F;onderlich als ich einsmals zimlich Sto&#x0364;ß krieg-<lb/>
te/ da ich als ein <hi rendition="#aq">Hercules,</hi> gleich&#x017F;am nackend in einer<lb/>
Lo&#x0364;wenhaut/ mit <hi rendition="#aq">Acheloo</hi> umb die <hi rendition="#aq">Dejaniram</hi> ka&#x0364;mpff-<lb/>
te/ da man mirs gro&#x0364;ber machte/ als in einem Spiel<lb/>
der Gebrauch i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">IV.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>Jerdurch wurde ich bey hoben Per&#x017F;onen bekant/<lb/>
und es &#x017F;chiene/ als ob mir das Glu&#x0364;ck wieder auff<lb/>
ein neues ha&#x0364;tte leuchten wollen/ dann mir wurden<lb/>
gar deß Ko&#x0364;nigs Dien&#x017F;te angebotten/ welches man-<lb/>
chem gro&#x017F;&#x017F;en Han&#x017F;en nicht widerfa&#x0364;hrt. Einsmals<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kam</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0404] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi geweſen/ daß man nur meinen Kopff ſahe/ denn mein uͤbriger Leib ſtunde unter der Schau-Buͤhne in guter Sicherheit) da mich der Drach benagen ſolte/ der Kerl aber ſo im Drachen ſtack/ denſelben zu regieren/ meinen Kopff nicht ſehen konte/ und dahero deß Dra- chen Kopff neben dem meinigen graſen lieſſe/ das kam mir ſo laͤcherlich vor/ daß ich mir nit abbrechen kon- te/ daruͤber zu ſchmollen/ welches die Dames, ſo mich gar wol betrachteten/ in Acht namen. Von dieſer Comœdia bekam ich neben dem Lob/ das mir maͤnniglich gab/ nicht allein eine treffliche Verehrung/ ſondern ich kriegte auch einen andern Nahmen/ in dem mich forthin die Frantzoſen nicht anders als Beau Alman nenneten. Es wurden noch mehr dergleichen Spiel und Ballet gehalten/ dieweil man die Faßnacht celebrirte/ in welchen ich mich gleichfalls gebrauchen lieſſe/ befand aber zuletzt/ daß ich von andern geneidet wurde/ weil ich die Specta- tores, und ſonderlich die Weiber gewaltig zoge/ ihre Augen auff mich zu wenden/ thaͤt michs derowegen ab/ ſonderlich als ich einsmals zimlich Stoͤß krieg- te/ da ich als ein Hercules, gleichſam nackend in einer Loͤwenhaut/ mit Acheloo umb die Dejaniram kaͤmpff- te/ da man mirs groͤber machte/ als in einem Spiel der Gebrauch iſt. Das IV. Capitel. HJerdurch wurde ich bey hoben Perſonen bekant/ und es ſchiene/ als ob mir das Gluͤck wieder auff ein neues haͤtte leuchten wollen/ dann mir wurden gar deß Koͤnigs Dienſte angebotten/ welches man- chem groſſen Hanſen nicht widerfaͤhrt. Einsmals kam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/404
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/404>, abgerufen am 23.11.2024.