German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi uns gefangen geben! Aber Olivier (der so wol alsich jederzeit seine gespannte Mußquete neben sich li- gen/ und sein scharff Schwerd allzeit an der Seiten hatte/ und damals eben hinderm Tisch sasse/ gleich wie ich hinder der Thür beym Ofen stunde) antwor- tet ihnen mit einem paar Kuglen/ durch welche er gleich zween zu Boden fällte/ ich aber erlegte den dritten/ und beschädigte den vierten durch einen gleichmässigen Schuß; darauff wischte Olivier mit seinem nothvesten Schwerd/ welches Haar schure/ und wol deß Königs Arturi in England Caliburn ver- glichen werden möchte/ von Leder/ und hieb den fünfften von der Achsel an biß auff den Bauch hin- under/ daß ihm das Jngeweid herauß/ und er neben demselben darnider fiel/ indessen schlug ich den sech- sten mit meinem umbgekehrten Feur-rohr auff den Kopff/ daß er alle vier von sich streckte; einen solchen Streich kriegte Olivier von dem sibenden/ und zwar mit solchem Gewalt/ daß ihm das Hirn herauß spritzte/ ich aber traff denselben/ ders ihm gethan/ wiederumb dermassen/ daß er gleich seinen Camera- den am Todten-Reyhen Gesellschafft leisten muste; Als der beschädigte/ den ich anfänglich durch meinen Schuß getroffen/ dieser Püff gewahr wurde/ und sahe/ daß ich ihm mit umbgekehrtem Rohr auch ans Leder wolte/ warff er sein Gewehr hinweg/ und fieng an zu zauffen/ als ob ihn der Teuffel selbst gejagt hät- te. Und dieses Gefecht währte nit länger/ als eines Vatter unsers Länge/ in welcher kurtzen Zeit diese siben dapffere Soldaten ins Gras bissen. Da ich nun solcher gestalt allein Meister auff dem noch
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi uns gefangen geben! Aber Olivier (der ſo wol alsich jederzeit ſeine geſpannte Mußquete neben ſich li- gen/ und ſein ſcharff Schwerd allzeit an der Seiten hatte/ und damals eben hinderm Tiſch ſaſſe/ gleich wie ich hinder der Thuͤr beym Ofen ſtunde) antwor- tet ihnen mit einem paar Kuglen/ durch welche er gleich zween zu Boden faͤllte/ ich aber erlegte den dritten/ und beſchaͤdigte den vierten durch einen gleichmaͤſſigen Schuß; darauff wiſchte Olivier mit ſeinem nothveſten Schwerd/ welches Haar ſchure/ und wol deß Koͤnigs Arturi in England Caliburn ver- glichen werden moͤchte/ von Leder/ und hieb den fuͤnfften von der Achſel an biß auff den Bauch hin- under/ daß ihm das Jngeweid herauß/ und er neben demſelben darnider fiel/ indeſſen ſchlug ich den ſech- ſten mit meinem umbgekehrten Feur-rohr auff den Kopff/ daß er alle vier von ſich ſtreckte; einen ſolchen Streich kriegte Olivier von dem ſibenden/ und zwar mit ſolchem Gewalt/ daß ihm das Hirn herauß ſpritzte/ ich aber traff denſelben/ ders ihm gethan/ wiederumb dermaſſen/ daß er gleich ſeinen Camera- den am Todten-Reyhen Geſellſchafft leiſten muſte; Als der beſchaͤdigte/ den ich anfaͤnglich durch meinen Schuß getroffen/ dieſer Puͤff gewahr wurde/ und ſahe/ daß ich ihm mit umbgekehrtem Rohr auch ans Leder wolte/ warff er ſein Gewehr hinweg/ und fieng an zu zauffen/ als ob ihn der Teuffel ſelbſt gejagt haͤt- te. Und dieſes Gefecht waͤhrte nit laͤnger/ als eines Vatter unſers Laͤnge/ in welcher kurtzen Zeit dieſe ſiben dapffere Soldaten ins Gras biſſen. Da ich nun ſolcher geſtalt allein Meiſter auff dem noch
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0488" n="482"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simpliciſſimi</hi></hi></fw><lb/> uns gefangen geben! Aber <hi rendition="#aq">Olivier</hi> (der ſo wol als<lb/> ich jederzeit ſeine geſpannte Mußquete neben ſich li-<lb/> gen/ und ſein ſcharff Schwerd allzeit an der Seiten<lb/> hatte/ und damals eben hinderm Tiſch ſaſſe/ gleich<lb/> wie ich hinder der Thuͤr beym Ofen ſtunde) antwor-<lb/> tet ihnen mit einem paar Kuglen/ durch welche er<lb/> gleich zween zu Boden faͤllte/ ich aber erlegte den<lb/> dritten/ und beſchaͤdigte den vierten durch einen<lb/> gleichmaͤſſigen Schuß; darauff wiſchte <hi rendition="#aq">Olivier</hi> mit<lb/> ſeinem nothveſten Schwerd/ welches Haar ſchure/<lb/> und wol deß Koͤnigs <hi rendition="#aq">Arturi</hi> in England <hi rendition="#aq">Caliburn</hi> ver-<lb/> glichen werden moͤchte/ von Leder/ und hieb den<lb/> fuͤnfften von der Achſel an biß auff den Bauch hin-<lb/> under/ daß ihm das Jngeweid herauß/ und er neben<lb/> demſelben darnider fiel/ indeſſen ſchlug ich den ſech-<lb/> ſten mit meinem umbgekehrten Feur-rohr auff den<lb/> Kopff/ daß er alle vier von ſich ſtreckte; einen ſolchen<lb/> Streich kriegte <hi rendition="#aq">Olivier</hi> von dem ſibenden/ und zwar<lb/> mit ſolchem Gewalt/ daß ihm das Hirn herauß<lb/> ſpritzte/ ich aber traff denſelben/ ders ihm gethan/<lb/> wiederumb dermaſſen/ daß er gleich ſeinen Camera-<lb/> den am Todten-Reyhen Geſellſchafft leiſten muſte;<lb/> Als der beſchaͤdigte/ den ich anfaͤnglich durch meinen<lb/> Schuß getroffen/ dieſer Puͤff gewahr wurde/ und<lb/> ſahe/ daß ich ihm mit umbgekehrtem Rohr auch ans<lb/> Leder wolte/ warff er ſein Gewehr hinweg/ und fieng<lb/> an zu zauffen/ als ob ihn der Teuffel ſelbſt gejagt haͤt-<lb/> te. Und dieſes Gefecht waͤhrte nit laͤnger/ als eines<lb/> Vatter unſers Laͤnge/ in welcher kurtzen Zeit dieſe<lb/> ſiben dapffere Soldaten ins Gras biſſen.</p><lb/> <p>Da ich nun ſolcher geſtalt allein Meiſter auff dem<lb/> Platz blieb/ beſchaute ich den <hi rendition="#aq">Olivier,</hi> ob er vielleicht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [482/0488]
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
uns gefangen geben! Aber Olivier (der ſo wol als
ich jederzeit ſeine geſpannte Mußquete neben ſich li-
gen/ und ſein ſcharff Schwerd allzeit an der Seiten
hatte/ und damals eben hinderm Tiſch ſaſſe/ gleich
wie ich hinder der Thuͤr beym Ofen ſtunde) antwor-
tet ihnen mit einem paar Kuglen/ durch welche er
gleich zween zu Boden faͤllte/ ich aber erlegte den
dritten/ und beſchaͤdigte den vierten durch einen
gleichmaͤſſigen Schuß; darauff wiſchte Olivier mit
ſeinem nothveſten Schwerd/ welches Haar ſchure/
und wol deß Koͤnigs Arturi in England Caliburn ver-
glichen werden moͤchte/ von Leder/ und hieb den
fuͤnfften von der Achſel an biß auff den Bauch hin-
under/ daß ihm das Jngeweid herauß/ und er neben
demſelben darnider fiel/ indeſſen ſchlug ich den ſech-
ſten mit meinem umbgekehrten Feur-rohr auff den
Kopff/ daß er alle vier von ſich ſtreckte; einen ſolchen
Streich kriegte Olivier von dem ſibenden/ und zwar
mit ſolchem Gewalt/ daß ihm das Hirn herauß
ſpritzte/ ich aber traff denſelben/ ders ihm gethan/
wiederumb dermaſſen/ daß er gleich ſeinen Camera-
den am Todten-Reyhen Geſellſchafft leiſten muſte;
Als der beſchaͤdigte/ den ich anfaͤnglich durch meinen
Schuß getroffen/ dieſer Puͤff gewahr wurde/ und
ſahe/ daß ich ihm mit umbgekehrtem Rohr auch ans
Leder wolte/ warff er ſein Gewehr hinweg/ und fieng
an zu zauffen/ als ob ihn der Teuffel ſelbſt gejagt haͤt-
te. Und dieſes Gefecht waͤhrte nit laͤnger/ als eines
Vatter unſers Laͤnge/ in welcher kurtzen Zeit dieſe
ſiben dapffere Soldaten ins Gras biſſen.
Da ich nun ſolcher geſtalt allein Meiſter auff dem
Platz blieb/ beſchaute ich den Olivier, ob er vielleicht
noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |